Respekt: Das ist es, was die Stadträte für ihre Entscheidung verdient haben. Sie haben mit sich gerungen, etliche Arbeitsstunden in das Thema Verkehrskonzept gesteckt, viel Gegenwind ausgehalten und letztendlich eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung, mit der sie klar einräumen, dass die Einbahnstraße an der Stadtkirche nicht den Erfolg gebracht hat, den sie sich erhofft haben. Es ist nicht leicht, sich einzugestehen, dass eine Entscheidung nicht die richtige war.
Nun könnte man sagen: Wussten wir doch alle. Haben wir den Stadträten doch schon vor der Einrichtung der Einbahnstraße gesagt. Da hätten sie sich die Zeit auch sparen können. Wer aber den ganzen Prozess des Verkehrskonzeptes beobachtet hat, wird sich mit dieser Schlussfolgerung schwertun. Die Entscheidung fiel nach langen Diskussionen auf Grundlage von Zahlen. Wer Neues wagt, kann auch Fehler machen.
Doch Zahlen sind nun mal nicht alles. Es gibt auch noch den Bürger. In diesem Fall wäre das kommunalpolitische Leben wohl in den vergangenen eineinhalb Jahren wirklich ruhiger verlaufen. Doch der Bürger hat einen eigenen Willen und was auf dem Papier so schön gerechnet war, war den Autofahrern letztendlich egal. Unter dem Strich steht: Der Donaueschinger lässt sich eher nicht durch Verbote erziehen, sondern sucht sich seinen eigenen Weg, den Unmut kundzutun. Sei es nun verbal oder einfach nur mit der konsequenten Fahrt durch die Werderstraße.
Vielleicht hätte die Einbahnstraße an der Stadtkirche nicht für so große Diskussionen gesorgt, wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt eingeführt worden wäre. Wenn der Hindenburgring beschleunigt gewesen wäre und die Bahnhofsstraße funktioniert hätte. Letztendlich kann das aber nur der Blick in die Kristallkugel beantworten.
Die Faktenlage am Dienstagabend war nun einmal eine andere und wäre auch die gleiche gewesen, wenn nicht die Kommunalwahl vor der Tür stehen würde. Denn eine gute Politik zu machen bedeutet, nicht bei jedem kleinen Lüftchen umzufallen. Sonst gebe es überhaupt keine Entscheidungen mehr. Schließlich ist immer jemand gegen irgendetwas. Eine gute Politik ist aber, zu erkennen, wann aus dem Lüftchen ein richtiger Gegenwind wird und wann ein richtiger Sturm droht. Wer die Diskussionen vor der Einführung der Einbahnstraße erlebt hat, kann ungefähr erahnen, was passiert wäre, wenn noch die Einbahnstraße der Werder-, Max-Egon- und Zeppelinstraße gedreht worden wären. Der Aufschrei wäre enorm gewesen.
Dabei ist das Verkehrskonzept eine tolle Idee und die Ziele absolut für jeden nachvollziehbar. Doch das große Ganze ist längst aus dem Blick verschwunden, der Fokus hat sich auf ein einziges Schild gerichtet. Das kann sich nun ändern und gemeinsam – mit dem Handel und den Bürgern – kann an einem neuen Weg gearbeitet werden.