Es kann so einfach sein: Im vergangenen Jahr hatte Landwirt Patrick Bossert von den Föhrenhöfen bereits einen Wolfsschutzzaun für Rinder auf einer ihm gehörenden Fläche gebaut. Es verwundert also kaum, dass sich Patrick Bossert freute, als der Zaun damals schnell genehmigt wurde und er bauen durfte.

Der Wolf gewinnt nun wieder an Brisanz, schließlich wurde in der Region zuletzt mehrfach ein Wolf gesichtet. Auch ein Kalb wurde dabei gerissen.

Deshalb will Bossert nun eine weitere Weide einzäunen. Doch diese gehört ihm nicht. „Ich habe sie nur gepachtet“, erklärt er. „Und für das Vorhaben muss der Eigentümer den Vorgang bestätigen.“ Der Eigentümer ist in diesem Fall die Stadt Donaueschingen.

Fragenkatalog wird zum Politikum

„Im Gespräch sagte man mir auch mündlich zu, dass es dabei keine Probleme geben sollte“, berichtet der Landwirtschaftsmeister, der betont, dass der Austausch mit dem Donaueschinger Rathaus von ihm wie seinen Kollegen sehr wertschätzend bewertet werde. Das Problem aus seiner Sicht: Das Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbands schickt Bossert einen Fragenkatalog.

Die enthaltenen Fragen ärgern den Besitzer der Fohrenhöfe: „Das Umweltbüro wollte wissen, wie und in welcher Intensität die Fläche bewirtschaftet werden soll und ob nicht auch ein mobiler Zaun genüge.“

Der Landwirt ist darüber aufgebracht: „Das sind fadenscheinige Fragen. Die Fläche ist nur für die Rinderhaltung interessant. Ansonsten ist sie irrelevant.“ Das liege daran, dass sie ungeschickt zum Mähen und schlecht erreichbar sei.

„Müssen wir immer alles hinterfragen?“, ärgert sich der Donaueschinger. „Das Umweltbüro weiß doch, was Biodiversität ist und welchen Nutzen eine solche Weide hat.“ Der Ball liegt nun bei der Stadt, die das Formular jetzt weiter beantworten und dem Antrag stattgeben muss.

Das sagt das Umweltbüro

Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros.
Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros. | Bild: Fröhlich, Jens

Auf Nachfrage des SÜDKURIER sagt Gerhard Bronner, Leiter des Donaueschinger Umweltbüros, er könne die Kritik des Donaueschinger Landwirts nicht nachvollziehen.

So seien die Antworten unter anderem erforderlich, um beurteilen zu können, ob baurechtliche Genehmigung erforderlich seien. Etwa, wenn die Zaunpfosten fundamentiert werden sollen. Außerdem müsse das Amt prüfen, ob die Nutzung mit dem geschützten Biotop verträglich sei und ob ein Zaun die Wasserwirtschaft tangieren würde.

Bossert gibt auf: „Uns werden Steine in den Weg gelegt“

Die erforderlichen Informationen dazu hat Patrick Bossert zwar inzwischen geliefert. Doch die Fläche, die die Familie Bossert bereits seit 2008 von der Stadt gepachtet hat, wird der Donaueschinger nun zurückgeben: „Der Aufwand, die Auflagen der Behören einzuhalten, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen der Fläche. Deshalb muss ich von einer weiteren Pacht absehen.“ Er gibt das Stück Land an die Stadt zurück.

Unabhängig davon, ob dem Antrag stattgegeben wurde oder nicht, hat der Landwirtschaftsmeister noch einen Appell – nicht nur an die Behörden, sondern ganz allgemein: „Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Einigung, ob wir Nutztierhaltung wollen oder nicht. Wenn nein, ist das auch in Ordnung. Das glaube ich aber nicht.“

Patrick Bossert von den Föhrenhöfen fordert in Bezug auf Landwirtschaft ein Umdenken – auch in der Gesellschaft.
Patrick Bossert von den Föhrenhöfen fordert in Bezug auf Landwirtschaft ein Umdenken – auch in der Gesellschaft. | Bild: Andrea Hauger

Immer wieder würden jungen Landwirten Steine in den Weg gelegt werden, so Bosserts Meinung: „So werden keine Ställe gebaut. Mehr und mehr Landwirte hören auf. Als Ausbildungsbetrieb versuche ich, junge Menschen von unserem Beruf zu überzeugen – aber so etwas bewirkt das Gegenteil.“ Daher fordert Bossert Planungssicherheit: „Das führt zu mehr Zuversicht und somit auch zu Investitionen.“