Die Inflationsrate liegt in einem zweistelligen Bereich. Die Energiepreise explodieren – und an der Supermarkt-Kasse geht der Griff in den Geldbeutel deutlich tiefer als früher. Das wirkt sich auch auf das Verhalten der Menschen aus. Strategien sind notwendig, mit der Situation umgehen zu können.
So ist es auch bei Michaela Meyer. Die Mutter von sechs Kindern lebt in Donaueschingen. Sie hat gegen eine Krebs-Erkrankung gekämpft und ihr Ziel ist es, wieder einen Einstieg in ihren Beruf zu finden – irgendwann. Meyer war vor ihrer Erkrankung als Pflegedienstleitung tätig. Im Moment geht das jedoch nicht. Entsprechend muss sie beim Einkaufen auch auf die Preise achten.
Inflation ist der anhaltende Wertverlust von Geld durch steigende Preise. Preissteigerungen können verschiedene Ursachen haben, etwa die Verknappung bestimmter Güter oder Dienstleistungen. Derzeit sind immer noch zum Beispiel viele Baustoffe knapp, aber auch Computerchips. Wegen der hohen Nachfrage erhöhen sich die Preise der Produkte. Dieser Preisanstieg wird von den Unternehmen an die Verbraucher weitergegeben.
Qualität bleibt wichtig
Dass die in die Höhe klettern, „das bekommen wir auf jeden Fall zu spüren.“ Allerdings ist es Meyer wichtig, dass in der Familie eine gute Qualität auf den Tisch kommt: „Ich schaue immer, dass ich Sachen vom Markt hole.“ Auch Fleisch oder Wurst wird nicht aus der Supermarkt-Auslage sondern beim Metzger des Vertrauens geholt.
Dass gehe natürlich ins Geld: „Wenn sonntags alle zum Essen kommen, dann kann es sein, dass 15 bis 16 Leute da sind“, erklärt Meyer. Der Sonntagsbraten kostet dann eben schnell mal 70 Euro, um auch alle satt zu machen. „Das ist nicht immer so einfach.“ Dann gibt es da noch die Oma, die Michaela Meyer hilft – und manchmal auch einen Einkauf übernimmt. „Irgendwie geht es dann doch irgendwie immer.“
Allerdings sei nicht alles vom Markt auch zwangsläufig wesentlich teurer. Und die Qualität mache sich bei vielem bemerkbar: „Wenn ich den Feldsalat vom Markt putze, dann bleibt da auch noch was übrig. Bei dem vom Supermarkt müssen so viele matschige und welke Blätter entfernt werden.“
Meyer bekommt die Waren vom Markt zu sich nach Hause geliefert. Das Einkaufen falle ihr teilweise noch schwer, sei anstrengend. Was vom Markt komme, das wandere auch nicht durch so viele Hände wie im Supermarkt.
Eine schöne Zeit haben
Der Einkauf sei jedoch in der Planung schwieriger geworden: „Ich muss genauer und geplanter vorgehen“, sagt Meyer. „Da kostet das Päckle Butter plötzlich drei Euro.“ In der Familie gebe es jedoch auch unter den Kindern ein Bewusstsein für die Situation: „Deshalb hat sich auch niemand zu Weihnachten große Sachen gewünscht.“ Wichtiger sei es der Familie, miteinander eine schöne Zeit zu verbringen.
Secondo hat vor einem Jahr erweitert
Auch bei Secondo ist etwas zu bemerken. Das inklusive Second-Hand-Kaufhaus verkauft gebrauchte Möbel und Kleidung zu einem erschwinglichen Preis. Die Zweigstelle in Donaueschingen wird von Petra Höfler geleitet. Ende Dezember 2021 hat man dort nach einem großen Umbau neu eröffnet und sich auf 1000 Quadratmeter erweitert. „Klar bringt eine Erweiterung dann auch mehr Kunden“, sagt Höfler.
Was sich besonders verstärkt habe, das sei der Zulauf von Kunden aus der Ukraine. Dieser Aspekt, die Vergrößerung und die Inflation, das lasse sich nicht exakt auseinander dividieren, „aber es spielt sicher eine Rolle“, so Höfler. „Es gibt Kunden, die sagen, dass sie aktuell ein bisschen was sparen müssen. Da kauft man dann doch eher mal gebraucht.“
Das merke Secondo besonders im Textilbereich: „Hier haben wir viele Kunden, die das verstärkt kaufen.“ Allerdings stelle man nicht fest, das auch weniger abgegeben werde, was man in einer Situation, in der man sparen müsse, ja wahrscheinlich wäre.
Es kommen mehr Kunden zur Tafel
Einen enormen Anstieg spüren die Tafeln. „Es kommen jetzt vermehrt auch Menschen, die vorher zwar schon berechtigt waren, das Angebot allerdings nicht in Anspruch nahmen“, sagt Helgina Zimmermann. Sie ist Vorsitzende des Fördervereins Mach mit!, der sich um die Tafel-Angebote kümmert.
„Natürlich sind auch bei uns die Lebensmittel teurer geworden. Wir orientieren uns an zehn bis 30 Prozent vom Ladenpreis“, erklärt Zimmermann. Bei den Grundnahrungsmitteln halte man am alten Preis fest. Das betreffe Eier, Milch und Brot. „Ich denke, es werden bald noch mehr Leute, wenn die Energiepreise weiter nach oben gehen.“ Teilweise haben man deshalb schon Aufnahmestopps verhängen müssen.
Die Situation verändere auch die Arbeit in den Tafelläden selbst: „Bislang hatten wir die gleich Anzahl an Menschen, jetzt explodiert es. Das bedeutet jedoch auch, dass wir rationieren müssen.“ Dann komme es zu Situationen, in denen die Kunden erklären, warum sie etwas mehr brauchen: „Wenn bei einer Großfamilie plötzlich die Packung Eier kleiner ausfällt, das macht schon was“, so Zimmermann. „Das ist auch für die Tafelmitarbeiter in psychischer Hinsicht schwierig.“ Deshalb setze man jetzt auf klare Vorgaben – und könne nicht rein nach Herz entscheiden.