Donaueschingen-Neudingen – Neudingen hat sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt. Die Einwohnerzahl stieg auf jetzt 660, dazu trugen auch mehrere Neubaugebiete bei. Ganz aktuell sind schon vier Plätze im Gebiet „Im Weiherbrünnele“ verkauft, der Kindergarten erhielt einen weiteren Raum. Die Feuerwehr bekam einen Anbau und ein eigenes Fahrzeug, schildert Klaus Münzer. Der gebürtige Neudinger weiß Bescheid, hat er doch 35 Jahre lang als Ortsvorsteher Verantwortung übernommen. Nach der Kommunalwahl im Juni gab er sein Amt an Jochen Preis ab.

Neudingen steht hier beispielhaft für die Entwicklung der über 20 Stadtteile auf der Südbaar. „Möglich wurde das jeweils nur durch eine gute Zusammenarbeit im Ortschaftsrat sowie mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat Donaueschingen“, erklärt Klaus Münzer. Möglich wurde das außerdem durch das gute Verhältnis des Ortsvorstehers zu seinen Mitbürgern, was unter anderem bei den Grundstücksverhandlungen zum Tragen kam, die der Ortsvorsteher alle selbst führte. Nicht immer waren die Verhandlungen gleich erfolgreich, „doch letztlich haben wir fast immer Lösungen gefunden“, sagt Klaus Münzer.

Bei seinem Amtsantritt 1989, als der gerade frisch wieder gewählte Vorgänger Franz Widmann plötzlich so erkrankte, dass er das Amt abgeben musste, habe er viel von der Arbeit Wiedmanns und des Ortschaftsrats profitiert: „Franz Widermann hatte ein ausgleichendes Wesen, das hat sich positiv auf die Dorfgemeinschaft ausgewirkt.“

Zu den ersten Aufgaben des neuen Ortsvorstehers zählte die Erweiterung des Baugebiets auf Löbern mit dem zweiten und dann dem dritten Bauabschnitt. Oft beschäftigte sich der Ortschaftsrat auch mit der Hochwasserproblematik durch den aus Richtung Sumpfohren kommenden Tösenbach. Im Einklang mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat sei es gelungen, durch verschiedene Maßnahmen die Hochwasserproblematik in den Griff zu kriegen, so Münzer.

Ortsvorsteher ist eine besondere Aufgabe: Er ist Ansprechpartner für alle, wird gleich informiert, wenn es zum Beispiel irgendwo brennt. Münzer bot regelmäßig Sprechstunden an, doch wenn etwas Dringendes anlag, wollten die Betreffenden oft nicht lange warten, sondern suchten den Kontakt, macht er deutlich. „Ich war telefonisch immer erreichbar, zuhause hatte ich ein zweites Telefon, wenn das Rathaus nicht besetzt war, klingelte das Telefon zu mir durch.“ Nicht selten klingelte das Telefon nachts.

Der Zahn der Zeit machte sich aber auch in Neudingen bemerkbar. Einst überwiegend landwirtschaftlich geprägt, hat sich die Zahl der Vollerwerbslandwirte seit Münzers Amtsantritt auf nur noch zwei reduziert. Auch die Zahl der Nebenerwerbslandwirte ging deutlich zurück. Zugute kommen dem Ort Mittelstandsbetriebe wie zwei Schreinereien, vor allem aber die Südbadischen Gummiwerke mit circa 80 Beschäftigten als größter Arbeitgeber im Ort. Zurückgezogen haben sich die Sparkasse und die Volksbank, auch das Angebot der Gaststätten ging zurück. Feste Größen sind dagegen eine Bäckerei und eine Metzgerei.

Für die Jugendlichen existiert nach wie vor der Jugendraum Molki. „Molki wird sehr gut angenommen und stark frequentiert“, freut sich der langjährige Ortsvorsteher. Treffzeiten sind unter dem Jahr die Wochenenden und in den Ferien auch unter der Woche. Im sozialen Bereich übernehmen anstehende Aufgabe oft die Familien, die hier noch mit zahlreichen Angehörigen vertreten sind, oder die Sozialstation. Respekt zollt der langjährige Ortsvorsteher in diesem Zusammenhang den Donaueschinger Stadteilen Aasen und Heidenhofen, wo über den Ortschaftsrat ein erfolgreicher Verein für Nachbarschaftshilfe gegründet wurde, der bereits Schule macht.

Das Dorfleben bereichern mehrere Vereine: der DRK-Ortsverein, der Förderverein zur Erhaltung der Neudinger Gnadentalkapelle, die Landfrauen, die Musikkapelle, die Narrenzunft und der Radsportverein. Dazu kommt als Rückgrat die Feuerwehr. Die Aktivitäten der Vereine münden in der Dorfgemeinschaft, wo sich auch Bürger ohne Vereinsmitgliedschaft einbringen. Was Neudingen auf die Beine stellen kann, zeigte sich zuletzt eindrucksvoll bei der 1150-Jahr-Feier 2021. Ortsvorsteher war neben Familie und Beruf eine zusätzliche Herausforderung. Klaus Münzer blickt auf seine Amtszeit mit Dankbarkeit zurück: „Ich habe immer versucht, mit den Mitbürgern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Wichtig war mir ein offener und ehrlicher Umgang.“