Zunftball-Wochenende: Das ist eines der besten, aber auch arbeitsintensivsten Wochenenden. Zuerst die Vorfreude und die Spannung: Schon vor Weihnachten kommt die Frage auf: Wie lautet wohl das Motto? Je näher der Zunftball rückt, um so mehr steigt die Vorfreude. Was haben sich die Zunfball-Macher in diesem in diesem Jahr ausgedacht? Welche Themen werden auf der Bühne präsentiert? Was lassen sich die Eschinger wieder für kreative Verkleidungen passend zum Zunftballmotto einfallen?
2020: Die Vorfreude steigt und steigt. Heute Abend ist Zunftball und dann wird der Frohsinn auf den Rummelplatz entführen. Wer nicht nur über den Zunftball schreibt, sondern auch über die Donaueschinger Kommunalpolitik, der fragt sich 2020 besonders: Welche Themen wird der Frohsinn auf die Schippe nehmen und vor allem mit welchen Charakteren? Denn nachdem nun Bürgermeister Bernhard Kaiser und die Stadträte Konrad Hall und Claudia Jarsumbek nicht mehr so in der Öffentlichkeit stehen, ist es eine spannende Frage, wen die Zunft nun etablieren wird.
2021: Was macht man in Zeiten der Pandemie? Es gibt da eine neue Tradition – einen Spaziergang mit dem Patenkind und dessen Anhang. Dieses Mal ist der Schlosspark das Ziel. Aber Achtung: Mit dem Tretroller über eine Eisplatte zu rasen, ist keine ganz so gute Idee. Wie war das noch einmal mit dem Vorbild sein? Aber das Patenkind ist großzügig und spendiert eines seiner heißgeliebten Pflaster mit Olaf, dem Schneemann. Das hilft auch bei Erwachsenen.
2020: 19 Uhr – Einlass in die Donauhallen. Glück hat, wer Freunde hat, die schon einmal anstehen und möglichst die besten Plätze am Tisch reservieren. So reicht es, um kurz nach 19 Uhr in der Donauhalle aufzuschlagen. Begrüßung mit der Zunftleitung. Und schon auf dem Weg zum Tisch trifft man viele Bekannte. Schnell das erste Getränk bestellen und vielleicht auch was zu Essen – verbunden mit der Hoffnung, dass es vielleicht noch vor Programmbeginn vor einem steht.

2021: Und nun? Es gibt da eine neue Tradition. Manch einer geht ja gerne tagsüber joggen, doch so ganz persönlich ist eine Stunde vor der Ausgangssperre der beste Zeitpunkt. Also rein in die Sportklamotten und noch eine Runde auspowern.
2020: Um 20 Uhr erklingt der Hahnenschrei und der Narrenmarsch setzt ein. Der Einmarsch des Frohsinns beginnt. Das Publikum macht sofort mit, klatscht und singt. Die Bühne des Mozartsaals füllt sich immer mehr mit Narren. Jetzt geht es wirklich los. Das Essen kommt natürlich jetzt erst. Der Kellner hat Messer und Gabel vergessen. Bei der Saitenwurst geht es ja noch, mit den Fingern zu essen. Aber wie funktioniert das bitte beim Kartoffelsalat? Warten auf das Besteck, lachen über den nächsten Witz auf der Bühne. Brigitte Schlatter lädt zur Achterbahnfahrt. Kommunalpolitisch wird‘s bei „Eriks Entwurfbude„ und das Gretleballett tanzt in der Geisterbahn.
2021: Um 20 Uhr – frisch geduscht wird der Laptop ausgeklappt. Zwar kennt man vier Videos, die der Frohsinn für den heutigen Abend produziert hat, schon und weiß auch, was man selbst geschrieben hat. Aber irgendwie so ganz ohne Zunftball geht‘s auch nicht. Ach, essen wäre ja auch noch eine Idee. Der Blick in den Kühlschrank zeigt: Niemand hat Saitenwürstchen gekauft und keiner hat Wurstsalat gemacht. Also ein belegtes Brot – das Warten fällt weg und Besteck braucht man auch keines. Ist das besser? Nicht wirklich.

2020: 21.51 Uhr – der erste Teil ist rum. Begeisterung. Doch wie fand es das restliche Narrenvolk? Der Austausch beginnt. Wem hat was besonders gefallen? War es nun besser als im vergangenen Jahr? Da hat der Frohsinn sich mal wieder selbst übertroffen. Aber können die Narren das im zweiten Teil noch steigern? Ein Ausflug in das untere Stockwerk und mal kurz frische Luft schnappen. Man trifft viele andere. Ein paar hat man zuletzt beim Zunftball 2019 gesehen. Was gibt es Neues? Wir sollten uns auch mal außerhalb der Fasnet treffen.

2021: 21.51 Uhr – ein Gefühl von Wehmut kommt auf und plötzlich stellt man fest: Mit der Gesichtsmaske und der Zimmerpflanze im Hintergrund sieht man aus wie die Freiheitsstatue. Das Unterbewusstsein hat wohl für eine Verkleidung gesorgt. Ach, wäre heute doch nur Zunftball.

2010: 23 Uhr – Das Programm geht weiter. Und ja, dem Frohsinn gelingt es. Auch der zweite Teil ist großartig. Ignaz und Severin betreiben auf dem Rummelplatz ein Festzelt und eines ist klar, die beiden enttäuschen nie. Was für ein großartiger Abend. Das Zunftballet präsentiert sich als süße NarrioboGumminärle. Dann kommen Martin Laufer, Peter Stelzl, Regina Armbruster, AlexanderBertsch und Kai Armbruster. Als singendeRocker werden sie zu Herzensbrechern vorm Wagen des Bonbon-Onkels. Begeisterung pur. Gemeinsam wird zum Abschluss „Zerscht gommer iis Häs“ und „D‘Eschinger Fasnet goht los“ gesungen. Gänsehaut pur und die feste Überzeugung, in diesem Moment würde selbst ein richtiger Anti-Narr zum wahren Fasnetsfan.

2021: 23 Uhr – das Fernsehprogramm ist langweilig. Die Lieblingsserie zieht heute auch nicht so recht. Wie wäre es mal, die Wäsche zu bügeln? Bügelbrett raus. Der Narrenmarsch sorgt für Schwung. Wäre das Bügelbrett eigentlich eine Möglichkeit, im Homeoffice ein Stehpult für die Arbeit einrichten. Ja, diese Zeilen beweisen es und dann die entsetze Feststellung: Was man so alles treibt an einem Samstagabend in Corona-Zeiten.
2020: Kurz vor Mitternacht – im Foyer der Donauhalle wird weitergefeiert. Ein lustige Gruppe, der Reihe nach wird eine Runde Weißweinschorle nach der anderen ausgegeben. Es ist warm, die Musik ist laut, es wird gefeiert. Über den Rest wird hier geschwiegen. Ebenso, wie lange es an diesem Zunftballabend ging. War‘s schon hell, als man nach Hause ging? Pssssst....
2021: Kurz vor Mitternacht – naja, der Tag bringt auch nichts mehr mit sich. Dann geht man wohl einfach mal ins Bett. So früh, wie noch nie an einem Zunftballsamstag. Der Kopf weiß, dass es halt dieses Jahr nicht anders ging. Doch das Herz schmerzt. Aber nächstes Jahr, ja nächstes Jahr, da ist hoffentlich wieder alles normal und wir sehen uns beim Zunftball.