Ist das nun eine Umleitung? Nein, dieses Wort möchten Verantwortliche für die neue Zufahrtsstraße ins Wolterdinger Gewerbegebiet nicht in den Mund nehmen. Anderthalb Jahre, nachdem dieser Straßenabschnitt unterhalb des Hochwasser-Rückhaltebaus in Betrieb genommen wurde, wird streng auf die Begrifflichkeiten geachtet. Zufahrt: Da gibt es keine Diskussionen. Aber vielleicht Umfahrung? „Nein, das wollte man nie und das wird es auch nie werden“, sagt Ortsvorsteherin Angela Giesin und bezieht sich auf das gesamte Dorf. Von einer Umfahrung der künftigen Brückenbaustelle spricht dagegen Heike Spannagel. Die Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg erinnert dabei an das dahinter stehende Verkehrsprojekt: den Neubau der Bregbrücken.

Gleichwohl hat sich die Nutzung der neuen Wolterdingen-Tangente offenbar eingespielt. Von einer Entlastung der Ortsdurchfahrt hinsichtlich des Schwerlastverkehrs spricht die Sprecherin der Stadtverwaltung Donaueschingen, Beatrix Grüninger, auch wenn eine entsprechende Verkehrszählung nicht vorläge. Im Wolterdinger Rathaus bemerke man immer noch ein hohes Verkehrssaufkommen auf der Durchgangsstraße, ergänzt die Ortsvorsteherin.
Enge Straßenführung
Viele Verkehrsteilnehmer, die aus Richtung Zindelstein kämen, wüssten gar nicht von der Rechtsabbiegemöglichkeit direkt auf den Hochwasserdamm. Bei Autofahrern aus der näheren Umgebung könnte man davon ausgehen, dass sie den Weg durch das Gewerbegebiet während der Sperrung der Bregbrücke schätzen gelernt haben: auch wenn die enge, kurvenreiche Straßenführung im Gewerbegebiet dem Sinn einer Umfahrung klar entgegen stünde.
Sehr zufrieden mit der neuen Zufahrt sind ansässige Betriebe. „Das ist schon eine Riesenerleichterung“, sagt Dirk Lukas, Prokurist des Transport- und Logistikunternehmens KLM. Sie hat 15 Fahrzeuge in Betrieb, davon sieben für das Tagesgeschäft. Die Route in Richtung Vöhrenbach und Eisenbach werde mindestens täglich bedient. Da wolle man die neue Zufahrt entlang des Hochwasserdamms nicht mehr missen.
Faktisch sei die Zufahrt bereits eine Umgehungsstraße, meint Bernhard Schmiederer. Er betreibt an der Hubertshofener Straße ein Säge- und Hobelwerk. „Das ist schon so. Die Leute wissen es“, sagt er. Viele führen gar nicht mehr durch das Dorf, sondern die Rampe zwischen Sportvereinen und Hochwasserdamm hinab, um auf dem schnellsten Weg in Richtung Bräunlingen zu kommen. Je nachdem, ob man noch was einkauft, führe der Weg durchs Dorf und über die Brücke, so seine Beobachtung. Ein Riesenvorteil sei die neue Zufahrt für seinen Betrieb: Gut 20 Langholztransporte rollen aus dem Bregtal auf den Betriebshof, von einigen seiner 40 Mitarbeiter, die aus dieser Richtung tagtäglich zur Arbeit fahren, ganz abgesehen.
Eher für den privaten Pkw-Verkehr, denn für den Firmenverkehr von Straub-Verpackungen habe die Zufahrt eine Bedeutung, sagt Logistikleiter Christian Knapp. Denn das obere Bregtal sei für die Bräunlinger Firma „nicht so das Eck“. Der Lieferverkehr verlaufe im Wesentlichen über die Bundesstraßen. Käme es aber zu einer Sperrung, wäre die Umfahrung durch das Wolterdinger Gewerbegebiet durchaus praktisch.
Bleibt der Zusammenhang mit der Bregbrücke: Wenn irgendwann der angekündigte Neubau der Bregbrücke ansteht, werde die zweite Zufahrt genutzt, um eine umständliche Umleitung über Donaueschingen zu vermeiden, sagt Grüninger. Auch ohne Beschilderung scheint die schnelle Verbindung in Richtung Bräunlingen angenommen. Ließe sich das Brückenprojekt somit still begraben und die bauhistorisch bedeutsame Bregbrücke retten, indem man sie nur noch für den Fußgänger- und Radfahrerverkehr zuließe? Was vielen Wolterdingern gefiele, stößt bei den Behörden auf keinerlei Zustimmung.

Über die Brücke führt eine Landesstraße. Die müsse auch so fortgeführt werden, sagt Ortsvorsteherin Giesin. Die zweite Längefeldzufahrt dagegen sei eine kommunale Straße. Die Bregbrücken könnten nicht denkmalschutzgerecht erhalten werden und gleichzeitig die volle Funktionalität einer Landesstraße erfüllen, schildert Spannagel die Situation. Das heiße, dass für die Bregbrücken, die Behörde nutzt die Pluralform, nur ein Ersatzneubau in Frage kommt.
Zurzeit erstellen die Brückenplaner im RP die ersten Pläne für den Ersatzneubau beider Bauwerke. Diese müssen mit der unteren Wasserbehörde mit Sitz im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis abgestimmt werden. Danach werden auf Grundlage der vorliegenden Planung die Träger öffentlicher Belange beteiligt. Zu beachten sei vor allem, dass im Hochwasserfall genügend Wasser abfließen kann. Im Anschluss an die Anhörung wird der sogenannte Vorentwurf aufgestellt. Im darauffolgenden Schritt kann dann die Planungsphase zur Erlangung des Baurechts begonnen werden.

Mit Blick auf das so skizzierte Verfahren lasse sich derzeit nicht seriös abschätzen, wann die Bagger rollen können, so die RP-Sprecherin weiter. Vor allem das Baurechtsverfahren berge Unwägbarkeiten in Bezug auf den weiteren Fortschritt.