Wer mit einem privaten Auto durch eine Rettungsgasse fährt, erzeugt Befremden. Gerd Wimmer hat das erlebt. Sogar der Stinkefinger wurde ihm entgegen gereckt. Und mit der Polizei musste er schon diskutieren. Ihr erklären, dass er „dort“ dazu gehört. Dort ist die Einsatzstelle. Und Wimmer ist der Gesamtkommandant der Feuerwehr Donaueschingen. Nervig und belastend seien solche Situationen mitunter gewesen. Zumal es beim anstehenden Einsatz mitunter um Leben und Tod geht.
Dies dürfte nun der Vergangenheit angehören. Wimmer steuert jetzt einen, Ende Juli vom Ausrüster Rauber aus Wolfach überführten Kommandowagen: ein feuerwehrrot lackiertes Fahrzeug auf Basis eines Audi Q5.
Mit 40 Prozent Behördenrabatt
Die Anschaffung gibt der Bedarfsplan der Feuerwehr her. 33.000 Euro kostet das Basisfahrzeug – verblüffend preiswert dank 40 Prozent Behördenrabatt und mit weiteren rund 30.000 Euro feuerwehrtauglich aufgerüstet.
Was das heißt, zeigt ein Blick in den Kofferraum. Er ist befüllt mit Kisten mit Unterlagen, Stiefeln und zwei Helmen und Wimmers Einsatzkleidung, aber auch mit Rettungsrucksack und einer leistungsstarken Taschenlampe. „Die hält vier Stunden“, sagt Wimmer, schaut aufs Display und freut sich, dass sogar fünf Stunden angezeigt sind.
Der gegenüber der Standardausstattung größere Feuerlöscher gehört zu den wenigen Zusatzwünschen des 56 Jahre alten Kommandanten. Ein weiterer ist ein unscheinbar zwischen den Utensilien steckendes Halligan-Tool, eine Art besseres Brecheisen.
Im rückwärtigen Bereich des Fahrzeugs, über die hintere Tür erreichbar, sind die Funkgeräte mit den Ladestationen installiert. Das Fahrzeug verfügt dabei über Analog- und Digitalfunk im Zwei-Meter-Band. Und im Vier-Meter-Band arbeitet ein Einsatzstellen-Navi. „Wenn ich meinen Status drücke, weiß die Leitstelle, dass ich den Einsatz übernommen habe, wenn ich auf die 4 drücke, weiß sie, dass ich dort bin“, erläutert Wimmer. Während der Fahrt erfolgt der Dialog mit der Leitstelle über eine Freisprechanlage.

An der Fahrzeugseite ist eine Ladebuchse angebracht. Hier werden Scheinwerfer und Funkgeräte nach Einsätzen aufgeladen. „Das ist heute Standard“, sagt Wimmer, damit die Nebenverbraucher nicht zu viel Strom ziehen. Wimmer macht das zuhause in Mönchweiler. Dort, wo der 56-Jährige weiterhin, mangels geeigneter Nachfolge, das Amt des Feuerwehrkommandanten ausübt, ist VS-DS 1101 in die Garage gezogen. Der private Mercedes GLK, steht jetzt an der Straße. „Leider“, versicherte Wimmer mit einem Grinsen.
Und wo kommt der neue Kommandowagen, den in Wimmers Abwesenheiten Feuerwehrkollegen fahren können, zum Einsatz? An Brandorten und Unfallstellen werde er sicher nicht ganz vorne stehen. Aus einem einfachen Grund: Arbeitet Wimmer am Feuerwehrstandort an der Dürrheimer Straße, rückt er im Rahmen der Ausrückordnung aus. Ist er im Rathaus beschäftigt, fährt er die Einsatzstelle direkt an und stellt sich eher ans Ende der aufgereihten Feuerwehrfahrzeuge.
Eine Blaulichtleiste auf dem Autodach und blaue und gelbe Strahler im aufgeklappten Kofferraumdeckel sorgen für Sicherheit. Und auch das Martinshorn darf nicht fehlen. „Wir haben da ein normales Signal, ohne zusätzliche Pressluftanlage. Die hätte 5000 Euro zusätzlich gekostet. Verzichtbar, meint Wimmer, denn „Tatütata kann‘s“.
Viele Verpflichtungen am Abend
Ohne Tatütata fährt Wimmer mit seinem neuen Untersatz zu den unspektakulären Verpflichtungen seines Amtes. Als Kommandant fährt er viele Abende zu Ausschusssitzungen, hat Kontakt mit den Abteilungen, schaut bei Kinderfeuerwehr, Jugendfeuerwehr und Altersmannschaft vorbei und ist auch bei Gemeinderatssitzungen anwesend.
Das neue Fahrzeug, auch durch höheren Anforderungsstandard bedingt, stand schon länger im Bedarfsplan und hätte Wimmer auch schon früher zugestanden. Die Anschaffung wurde aber verschoben, denn noch wichtiger sei ein neuer Mannschaftstransportwagen (MTW) der Abteilung Stadt gewesen. Der ist jetzt zeitgleich mit dem Kommandowagen geliefert worden.
Die Optimierung der Donaueschinger Feuerwehrflotte geht derweil weiter. Der MTW für Pfohren, Kostenpunkt etwa 100.000 Euro, werde dieses Jahr noch ausgeschrieben, ebenso das neue Einsatzleitfahrzeug Donaueschingen, ein Kleinbus, vollgepackt mit Technik. 320.000 Euro stehen dafür im Haushalt. Darin werde modernste digitale Funktechnik in kompletter Handarbeit verbaut, dazu zwei PC-Plätze, stellt Wimmer in Relation zum hoch anmutenden Preis fest, wobei das Fahrzeug selbst etwa 100.000 Euro kostet.
Für das HLF muss erst Platz gefunden werden
In Bau ist das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) Pfohren, für das zunächst einmal in der Nähe des alten Gerätehauses ein Platz gefunden werden muss, bis 2026 das neue Feuerwehrhaus, Teil eines neuen Feuerwehrkonzeptes, fertig sein soll. Geschätzte Kosten: rund 3,3 Millionen Euro.