Trotz Führerschein ist es Franz Reifsteck laut eigener Aussage erst nach eineinhalb Jahren Dienst gelungen, das eigene Blechle vor das Zuhause zu stellen. „Aber ich hatte Glück: Mein Jugendfreund Helmut Huber aus Donaueschingen war besser dran und ich durfte regelmäßig teilhaben an der Nutzung seines NSU Prinz II, Baujahr 1959“, berichtet er. Die motorisierte Mobilität der Jugend auf der Baar sei schon vor mehr als 50 Jahren ein vorrangiges Ziel und ein Schritt in die Unabhängigkeit gewesen. Doch der schmale Geldbeutel, so Reifsteck, habe die Investition in ein Auto oft verzögert.
„Aus heutiger Sicht wird die Größe des Fahrzeugs eher als Krankenfahrstuhl eingestuft“, sagt der Donaueschinger. „Aber damals war man rank und schlank und hatte keine Probleme, auch mal auf die Rückbank zu sitzen.“ Die Besonderheiten des Prinz II seien ein Faltschiebedach und das unsynchronisierte Dreigang-Getriebe. Zwischengas und Zwischenkuppeln waren Reifsteck zufolge unabdingbar beim Schalten.
Mit dem Auto verbindet er eine Erinnerung, die ihn heute noch schmunzeln lässt. „Die Jugend der Region traf sich damals samstags gern bei einer der vielen Tanzkapellen. „So waren Helmut und ich in Pfaffenweiler im ‚Rößle‘ – mit dem NSU Prinz. Beim Start zur Heimfahrt ist der Seilzug gerissen – nichts mehr mit Zwischengas.“ Nach einem kurzen Faktencheck, wie er es nennt, habe man sich zu helfen gewusst: Die Wirtin des „Rößle“ spendierte ihm zufolge eine Schnur, die am Vergaserhebel festgebunden wurde. Der Zweizylinder-Heckmotor hatte auf der Haube Lüftungsschlitze als Schnurführung. „Ja, und dann wurde nachts um ein Uhr das Schiebedach geöffnet. Von dort aus konnte ich die Schnur fassen und das Fahrtempo bestimmen“, erinnert sich Reifsteck. Die Freunde hätten ihr Ziel in der Donaueschinger Mühlenstraße somit ganz gut erreichen können. Dort habe eine Reparaturwerkstatt gelegen. Sein tatsächliches erstes eigenes Auto sei dann zwei Jahre später ein Opel Kadett A gewesen, verrät Franz Reifsteck.