Katharina Höcker

Wer sein Kind zu einem Schwimmkurs anmelden will, der muss aktuell Geduld mitbringen. Die Kurse sind voll und es gibt lange Wartelisten. Davon kann auch Ramona Kaiser ein Lied singen. Ihre Tochter Merle stand ganze zwei Jahre auf der Warteliste.

„Eigentlich wollte ich Merle zum Kleinkindschwimmen anmelden, damit erst gar keine Angst vorm Wasser bei ihr aufkommt“, berichtet die Mutter aus Mundelfingen. Das Problem: Dieser Kurs war komplett belegt.

Die 39-Jährige machte aus der Not eine Tugend und meldete Merle direkt zum nächsthöheren Schwimmkurs an. Durch die lange Wartezeit wäre Merle dann alt genug für diesen Kurs gewesen.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr zahlreiche Einschränkungen wie Bäderschließungen.

Ramona Kaiser mit ihrer Tochter Merle.
Ramona Kaiser mit ihrer Tochter Merle. | Bild: Katharina Schaub

Kaisers Sohn Linus hatte Glück. „Er war vor Corona schon im Schwimmkurs. Von daher wusste ich, dass die Wartelisten lang sind.“ Er konnte vor der Pandemie die Abzeichen Seepferdchen und Seeräuber machen. Für die kleine Schwester hieß es jedoch erstmal warten.

„Wir haben aktuell einen Aufnahmestopp bis Mai 2023.“
Stefanie Renoth, Schwimmschule Babyswim Donaueschingen

Dass die Kurse voll sind, kann auch Stefanie Renoth bestätigen. Sie leitet die Schwimmschule Babyswim in Donaueschingen. „Wir haben aktuell einen Aufnahmestopp bis Mai 2023“, berichtet sie.

Eigentlich gibt Renoth klassische Schwimmkurse für Kinder, bietet aber auch Baby- und Kleinkindschwimmen an. „Den über 300 Anfragen für das Babyschwimmen musste ich aber absagen“, sagt Renoth. Sie habe einfach keine Kapazitäten, um diese Kurse anzubieten.

Bereits als 2021 dieses Archivfoto aufgenommen wurde, waren die Wartelisten für ihre Schwimmkurse lang: Die Schwimmtrainerinnen Patricia ...
Bereits als 2021 dieses Archivfoto aufgenommen wurde, waren die Wartelisten für ihre Schwimmkurse lang: Die Schwimmtrainerinnen Patricia Pais (links) und Stefanie Renoth im Hüfinger Hallenbad Aquari. | Bild: Guy Simon

Die langen Wartelisten für Schwimmkurse sind aber nicht nur auf die Corona-Pandemie, sondern auch auf den Mangel an geöffneten Bädern zurückzuführen.

Denn normalerweise kooperiert Renoth mit mehreren Bädern, darunter das Parkschwimmbad in Donaueschingen und das Haus Wartenberg in Geisingen. Aber: Die Bäder in Geisingen und Donaueschingen sind derzeit geschlossen, für Schwimmkurse bleiben Stephanie Renoth nur das Aquari Hüfingen und das Minara in Bad Dürrheim.

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„Dazu kommt, dass durch Corona nicht viel gemacht werden konnte“, bedauert Renoth. Das hat weitreichende Folgen: Viele Kinder, die jetzt Schwimmen lernen wollen, haben Defizite und brauchen möglicherweise sogar zwei Schwimmkurse, um sich sicher im Wasser bewegen zu können.

„Im Oktober 2021 hatten wir noch rund 180 Kinder auf der Warteliste, Anfang Mai sind wir auf 137 runter.“
Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Baar

Auch bei den Schwimmkursen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gibt es aktuell Wartelisten. „Im Oktober 2021 hatten wir noch rund 180 Kinder auf der Warteliste, Anfang Mai sind wir auf 137 runter“, berichtet Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Baar. Mit etwa einem Jahr Wartezeit müssten Eltern, die ihre Kinder anmelden, aber dennoch rechnen.

Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Baar.
Thomas Moch, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Baar. | Bild: Lutz Rademacher

Die DLRG arbeitet mit einem gleitenden Konzept. Kinder ab sechs Jahre starten in Gruppe 1. Hier geht es darum, die Angst vorm Wasser zu verlieren, ins Becken zu springen und sich zu trauen, mit dem Kopf unter Wasser zu tauchen und die Augen unter Wasser geöffnet zu lassen.

„Schwimmen ist eine Kulturtechnik“, sagt Moch. Er appelliert an Eltern, trotz Wartezeiten Wert darauf zu legen, dass ihre Kinder sicher schwimmen lernen.

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Diese Einstellung vertritt auch Ramona Kaiser. „Wenn meine Kinder später mit Freunden ins Schwimmbad wollen, dann kann ich sie beruhigt gehen lassen, wenn sie sicher schwimmen können“, sagt die 39-Jährige.

Die Wartezeit für Merle versuchte Ramona Kaiser zu überbrücken. Zum Beispiel mit Plantschen in der Badewanne, Schwimmen gehen im Urlaub oder im Pool im Garten. „Das ist natürlich nicht das gleiche wie ein Schwimmkurs“, sagt sie.

Ramona Kaiser packt mit Tochter Merle die Badetasche. Badeanzug und Handtuch sind ein Muss, aber auf die Schwimmhilfen will Merle bald ...
Ramona Kaiser packt mit Tochter Merle die Badetasche. Badeanzug und Handtuch sind ein Muss, aber auf die Schwimmhilfen will Merle bald verzichten. | Bild: Katharina Schaub

Was Ramona Kaiser ebenfalls mit ihrer Tochter geübt hat: Sich zu trauen, auch mal Wasser über den Kopf und das Gesicht laufen zu lassen, sodass sich Merle später traut, den Kopf auch im Schwimmbecken unter Wasser zu tauchen.

Das können Eltern auf der Warteliste tun

Zu einem ähnlichen Vorgehen rät auch Stefanie Renoth den Eltern. „Das Wichtigste ist, zu vermitteln, dass Wasser nicht schlimm ist. Viele Kinder glauben, Wasser brennt immer in den Augen, dabei ist daran ja das Duschgel schuld“, erklärt Renoth. Sie rät Eltern daher, Kinder in der heimischen Badewanne planschen zu lassen und sie zu ermutigen, sich auch mal wie ein Seestern treiben zu lassen.

Und auch Blubberspiele können Eltern mit ihren Kinder machen: Dabei stecken die Kinder den Kopf unter Wasser und pusten kräftig. Auch hier gehen es darum, die Scheu vorm Wasser und vor allem vorm Untertauchen zu verlieren.

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Für Ramona Kaiser und ihre Tochter Merle hat das gut funktioniert. Mittlerweile hat Merle auch einen Platz im Schwimmkurs bekommen. Ob sie damit gleich in diesem Jahr das Seepferdchen macht, kann Mutter Ramona Kaiser noch nicht abschätzen.

Begeisterung fürs Wasser hat sie bei ihrer Tochter aber schon geweckt. Merle fühle sich im Wasser pudelwohl. „Sie ist eine richtige kleine Wasserratte.“