Es ist ein unbewohntes Bild am Montagmorgen. Als sich die Schüler an ihre Plätze begeben, wird im Klassenzimmer keine Maske gebraucht. Seit Samstag, 2. April, ist die Maskenpflicht in den Schulen Baden-Württembergs weggefallen. Das Kultusministerium setzt auf Eigenverantwortung und Freiwilligkeit.
Das bedeutet: Schüler und Lehrer müssen keine Masken mehr tragen. „Unabhängig davon ist es grundsätzlich aber jeder Person freigestellt, eine Maske zu tragen“, erklärte das baden-württembergische Kultusministerium dazu.
Maske schon mal abnehmen
Bei Lehrerin Maria Krüger in der Eichendorffschule findet in der letzten Stunde am Montag Sachkundeunterricht statt. Krüger steht mit Maske vorne an der Tafel und erklärt den Schülern verschiedene heimische Vogelarten: „Wenn ich zu den Kindern gehe, dann setze ich die Maske auf. Ich bin da noch ein bisschen vorsichtig“, erklärt die Pädagogin. Wenn sie sich an ihrem Platz am Monitor befinde, dann nehme sie die Maske schon mal ab.

Neue Situation
Für die aktuellen Erstklässler ist die Situation ein Novum. Seit sie in die Schule gehen, mussten sie – bis auf ein paar Tage zwischen zwei Verordnungen – auch eine Maske tragen. Sie kennen es gar nicht anders. Entsprechend gebe es auch jetzt noch ein Kind, das weiter eine auf habe, sagt Krüger.
Probleme mit dem Tragen habe es generell keine gegeben. Für die Kinder sei das schließlich ihre Normalität gewesen. „Die Kinder akzeptieren das schnell.“ Dennoch sei sie erstaunt, wie viele tatsächlich ohne gekommen seien.
Und wie war der erste Unterrichtstag ohne? „Ich habe die Kinder viel besser verstanden“, sagt die Lehrerin. Seit Kurzem seien auch zwei ukrainische Kinder in der Klasse, die habe sie nun das erste Mal ohne Maske gesehen.
„Wir haben ein autistisches Kind in der Klasse. Für sie ist die Mimik ganz besonders wichtig. Und sie hat heute sehr viel gelacht“, so Krüger.
„Als Pädagoge benutzt man auch die Mimik. Wenn das nicht geht, dann gehen Feinheiten verloren. Viel Nonverbales ist nicht machbar“, erklärt Wolfram Möllen, Rektor der Eichendorffschule. Man habe sich auch gewünscht, dass die Maskenpflicht erst nach den Osterferien falle.
Freude ist groß
Generell haben die Kinder sich sehr gefreut: „Ja, die Masken sind weg, hieß es da“, erklärt Krüger. „Sie haben sich gefreut, mich aber vor dem Klassenzimmer dann gefragt, ob das jetzt auch wirklich so ist, und sie ohne Maske hineingehen dürfen.“

Sichtbar artikulieren
Gerade am Anfang sei es in der Schule wichtig, dass Laute sichtbar artikuliert werden, erklärt Anna Engesser. Sie unterrichtet die Klasse 1a an der Erich-Kästner-Schule in Donaueschingen. Während der Pandemie habe man improvisieren müssen: „Fenster runter, Abstand nehmen und zeigen, wie man das Wort oder den Buchstaben ausspricht“, sagt sie.
Vieles wird einfacher
In der Klasse zu sein, das fühle sich jetzt etwas anders an: „Beim Vespern und draußen habe ich sie ja ohne Maske gesehen. Ich kenne sie ja. Dennoch ist es ungewohnt, das jetzt so zu sehen.“ Vieles werde allerdings so auch einfacher: „Es ist deutlich einfacher. Wo ich zuvor mehrmals ermahnen musste, reichen jetzt Blicke und Mimik, um die Botschaft rüber zu bringen“, sagt Engesser.

Es sei richtig bewusst geworden, wie viel die Maske dabei ausmache: „Ich sehe die Rückmeldung direkt. War etwas lustig, interessant oder unklar. Das lässt sich wesentlich besser bewerten. Die Qualität des Unterrichts gewinnt hier sehr dazu.“
Trotz Maske gut gestemmt
Von daher sei Engesser froh, dass die Masken jetzt weggefallen seien: „Die Herausforderung war ja immer: Artikulieren sie richtig, verstehen sie mich?“ Während der Corona-Zeit sei es daher gut gewesen, im Kollegium auf Unterstützung und Rat zu treffen: „Ein großes Kollegium gibt in der Pandemie Rückhalt.“ Und schließlich habe sich immer die Frage gestellt: „Werden wir den Kindern trotzdem gerecht?“ Die Klasse, da ist sich die Lehrerin sicher, habe das trotz Maske gut gestemmt.
Anderer Jahrgang schlimmer dran
Schlimmer getroffen habe es jene Kinder, die sich mittlerweile in der dritten Klasse befinden. Sie mussten im Homeschooling von Zuhause aus unterrichtet werden: „Da gab es Schüler, die daheim verloren waren. Daher gab es ja später das Lernbrücken-Programm, um das wieder aufzufangen“, sagt Engesser. Auch sei alles im zweiten Lockdown wesentlich besser gelaufen. Von der Stadt habe es zudem viel Hilfe gegeben: „Wir hatten sehr schnell iPads hier.“
Bei den jetzigen Erstklässlern sei zwar schon vieles in der Schulvorbereitung der Kita unter den Tisch gefallen, „wir konnten hier trotzdem viel auffangen.“