Als Patrick Schmoll Anfang Januar seinen Laden in der Karlstraße das letzte Mal abschloss, dann war das auch mit Wehmut verbunden. Lange hatte er nach einem Nachfolger gesucht, nichts hatte sich abgezeichnet. Schmoll brachte das auch mit der Situation des Einzelhandels nach Corona in Zusammenhang: „Keine einfache Zeit“, erklärte er.

Mittlerweile hat sich jedoch einiges getan. In den Räumen von Schmoll Herrenmode in der Karlstraße beginnt es wieder zu brummen. Noch sind die Schaufenster und Regale leer, das soll sich jedoch in den nächsten Wochen bereits wieder ändern.

Das hat vor allem mit Marco Totzek zu tun. Der 35-Jährige betreibt derzeit noch das Massnahme-Geschäft in der Villinger Bickenstraße. Wird damit aber schon bald nach Donaueschingen kommen – und Räume mit Geschäft von Patrick Schmoll übernehmen, jene in Villingen schließen.

Letzter Termin in Villinger Massnahme-Filiale

„Ab dem 11. April will ich hier sein“, erklärt Totzek. Geplant sei die Wiedereröffnung des Geschäftes in der Karlstraße am 22. April. Am Karsamstag habe er den letzten Maßtermin in seinem Villinger Geschäft.

Mit der Massnahme kommt dann eine Maßschneiderei für Herren nach Donaueschingen. Es handelt sich dabei um ein Franchise-Unternehmen, dass Totzek bei seiner Arbeit in einer Werbeagentur kennenlernte: „Ich arbeitete für die Agentur, die das Franchise-Konzept entwickelt hat.“

Schließlich machte er sich mit einem eigenen Laden selbstständig. Seit 2018 ist er damit in Villingen, er leitet eine weitere Filiale in Ulm.

Warum geht er damit jetzt nach Donaueschingen?

Totzek kommt zum einen aus der Stadt, „da beobachtet man den Markt hier natürlich mit“, dazu gebe es hier bessere Bedingungen: „In Villingen habe ich knapp 150 Quadratmeter, hier sind es über 400“, erklärt er. Das Geschäft in Donaueschingen sei besser erreichbar, es bieten sich bessere Parkmöglichkeiten.

Mit seinem Vermieter in Villingen habe er ein ausgezeichnetes Verhältnis, aber auch hier bestehe ein preislicher Unterschied im Vergleich zu Donaueschingen.

Blick auf das Geschäft in der Karlstraße Ende des Jahres 2022. Zu diesem Zeitpunkt ist noch kein Nachfolger gefunden.
Blick auf das Geschäft in der Karlstraße Ende des Jahres 2022. Zu diesem Zeitpunkt ist noch kein Nachfolger gefunden. | Bild: Fröhlich, Jens

Kein Neu-Anfang für Schmoll Herrenmode

Wichtig gewesen sei Patrick Schmoll und Marco Totzek besonders, dass es sich hier nicht um einen Neu-Anfang handle: „Schmoll wird weiter bestehen, es werden beide Namen zu lesen sein. Die Stadt und die Kunden kennen das. Und wir werden auch das im Portfolio haben, was die Kunden kennen“, sagt Totzek. Natürlich werde es auch Neues geben, wie etwa die Eigenmarke, aber man wolle auf das Vertrauen der Kunden setzen.

Man müsse bei allen Entscheidungen auch schauen, dass die Stadt attraktiv bleibe, sagt Patrick Schmoll: „Es ist so ein echter Glücksfall“, freut er sich, dass das Geschäft – immerhin seit über 80 Jahren – weiterläuft. „Deshalb ist es auch kein kompletter Neuanfang, sondern eine Veränderung.“ Der Idealfall – so Schmoll weiter. Zudem übernehme Totzek ja ein funktionierendes Geschäft.

Das könnte Sie auch interessieren

Und es sei ein tolles Signal für die Stadt, dass ein großer Leerstand jetzt wieder gefüllt werde: „Für den Ort ist es super“, sagt Schmoll. Man müsse vorsichtig sein, nicht nur Filialisten in die Stadt zu holen, „es ist gut, wenn man da selbst dahinter steht. Dann bringt man sich auch in der Stadt ein.“

Glücksfall für Marco Totzek und Patrick Schmoll

Ein Glücksfall sei es für beide, bestätigt Totzek: „Eine Neu-Gründung wäre natürlich wesentlich schwieriger.“ Jetzt laufe noch vieles an administrativen Vorbereitungen im Hintergrund: „Ich bin jetzt mit Lieferanten im Gespräch, dass die Ware nach Ostern da ist“, so Totzek. Eine Mitarbeiterin werde von Schmoll übernommen, Totzek sei allerdings noch auf der Suche nach einer weiteren Teil- oder Vollzeitkraft.

Neben dem Schmoll-Warenangebot liege sein Steckenpferd zwar bei den Maßanzügen, man kümmere sich aber auch um Einzelteile wie etwa Trenchcoats, Freizeitjacken oder eine Jeans: „Das bietet eine Individualität und wir können nach Vorstellungen des Kunden gestalten.“ Das sei besonders für jene interessant, die nicht von der Stange kaufen: „Etwa Kunden, die sehr korpulent sind oder eine Größe über zwei Meter besitzen“, erklärt Totzek.

Er wolle auch mit der Vorstellung aufräumen, „dass Maß unbezahlbar ist und sich sofort im Tausender-Bereich abspielt.“ Totzek erhofft sich hier „schöne Synergien“. Hatte er bislang etwa keine Strickwaren, können vielleicht auch Kunden von den Maß-Möglichkeiten begeistert werden.