Corona, Lockdown und geschlossene Ladentüren plagen gegenwärtig den Einzelhandel. Ein Warenhaus, das mit seinem uneingeschränkten Sortiment von den Restriktionen eher profitiert, ist der Real-Markt an der Bregstraße. Doch auch wenn die Geschäfte offenkundig gerade laufen, die rund 70 Mitarbeiter umfassende Belegschaft blickt mit Sorgen in die Zukunft. Denn die Zerschlagung der bundesweit agierende SB-Warenhauskette ist in vollem Gange. Die mutmaßlichen Käufer halten sich bedeckt, tröpfchenweise sickern Nachrichten durch.

So ist seit Wochen bekannt, dass der im Schwarzwald-Baar-Center in Villingen-Schwenningen ansässige Real geschlossen wird. Keine Nachrichten gibt es zu Donaueschingen. „An sich ist das kein schlechtes Zeichen für den Standort Donaueschingen„, sagt der Verdi-Fachbereichssekretär Handel, Markus Klemt. Nach seiner Einschätzung dürfte das Wissen, dass das Schwarzwald-Baar-Center durch ein City-Management geführt wird, Kaufland vom Engagement in VS abgeschreckt haben. Kaufland sei, auch bezüglich Untervermietungen, lieber Chef im eigenen Haus.
Marica Schaulies ist die Betriebsratsvorsitzende bei Real in Donaueschingen und vertritt eine Belegschaft mit einer im Wesentlichen aus erfahrenen Kräften bestehenden Stammmannschaft und einer gemischten Altersstruktur. Auch die Betriebsratsvorsitzende hat seit Monaten keine neuen Informationen bekommen. Im vergangenen Sommer habe der Betriebsrat ein Schreiben bekommen, dass die Entwicklung in Richtung Edeka laufe, doch „seither hat sich nichts geändert“.
Auch nach den negativen Nachrichten aus Villingen sei die Stimmung in der Belegschaft noch nicht angespannt. „Es verhalten sich alle ruhig. Es gibt kein negatives Gerede, die Hoffnung ist da“, sagt sie und schöpft sie aus zwei Umständen. Käme es zu einer Übernahme, so sagt sie, würde die Belegschaft komplett übernommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch sichert bei einem Betriebsübergang die Weiterbeschäftigung von einem Jahr.
Fünf Übergänge und 19 Geschäftsleiter erlebt
Zum anderen sei der Laden „Gold wert“. In weitem Umfeld gebe es keinen weiteren Vollsortimenter. Der Mix aus Bekleidung, Spielwaren, Bekleidung, Drogerie, Schuhe und Lebensmitteln sei stets eine Art Lebensversicherung gewesen, egal wie der Betreiber heißt. Das kann sie aus eigener Anschauung beurteilen. In mehr als 40 Jahren hat Schaulies von Plaza über Continent, Interspar, Wal(Coop), Continent, Interspar, Walmart und seit 2007 Real nicht weniger als fünf Betriebsübergänge und 19 Geschäftsleiter erlebt.
Die beteiligten Kaufinteressenten halten sich bedeckt. Ohnehin sind nicht mehr viele im Spiel. Kaufland etwa hat seine Zukäufe abgeschlossen. 92 Märkte durfte die Lidl-Schwester-Gruppe übernehmen, fast hundert standen auf dem Wunschzettel. Derzeit läuft die Umfirmierung. „Zum 1. Februar beziehungsweise. 1. März übernehmen wir die ersten Real-Märkte. Die Standorte Donaueschingen und Tuttlingen gehören nicht dazu“, äußerte sich am Montag Annegret Adam von der Unternehmenskommunikation.

Man bitte weiterhin um Verständnis, dass sich Edeka Südwest zum Thema Real nicht äußere, heißt es aus der Pressestelle. Wobei das „weiterhin“ Erklärungsbedarf birgt und die Chancen für das in die Jahre gekommene, teils zweigeschossige 7000-Quadratmeter-Warenhaus nicht unbedingt erhöht.
Im Sommer war durchgesickert, die Edeka-Tochter Markant beabsichtige, den Donaueschinger Real-Markt zu übernehmen. Das klang plausibel, auch wenn sich Edeka in Schweigen hüllte. Weil der Weiterverkauf der Real-Märkte der Zustimmung durch das Bundeskartellamt bedarf, war die Öffentlichkeit über Fristen, Interessenten und Zusagen stets gut informiert.

Edeka-Manager warten nun gespannt auf den 22. März. An diesem Tag wird das Bundeskartellamt verkünden, an welchen Standorten Edeka Real-Märkte übernehmen darf. 72 Anfragen laufen, in 28 Fällen jedoch sehen die Wettbewerbshüter Bedenken. Und zwar, wie das Amt in einer Pressemitteilung ausführt, auf der Verbraucher- wie auf der Beschaffungsseite, also den Bereich der Lieferanten. Welche Marktmacht etwa übt der übernehmende Handelsriese auf die Zulieferer aus der Region aus? Die Marktkauf-Warenhäuser könnten hier eine Nummer zu groß sein.
Um Bedenken auszuräumen, bietet der Real-Besitzer SCP an, bei den Übernahmen mittelständische Lebensmittelhändler zum Zuge kommen zu lassen. Ob sich hier ein Investor aus dieser Zielgruppe begeistern lässt, gilt als zweifelhaft. Das gibt Klemt zu Bedenken. An der Hagelrainstraße betreibt Edeka Südwest ein E-Center in Eigenregie und im Hüfinger Gewann Weiheröschle plant Edeka einen neuen Markt.