Mit dem Stichwort Einkaufserlebnis verbindet sich der Real-Markt in Donaueschingen nicht zwangsläufig. Deshalb müsste ein neuer Besitzern Einiges tun in Sachen Anmutung. Im Entscheidungsprozess über Fortführung, Schließung und Verkauf der Warenhaus-Kette Real scheint sich die Edeka-Gruppe am Standort Donaueschingen einzubringen. Demnach soll dort eine Marktkauf-Filiale einziehen. Die SB-Warenhäuser und großflächigen Verbrauchermärkte gehören zur Edeka-Gruppe. Die nächstgelegenen befinden sich in Konstanz und Friedrichshafen. In Villingen war Marktkauf der Standortvorgänger von Modepark Röther.

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Der Verkauf von Real könne erst vorbehaltlich einer kartellrechtlichen Entscheidung stattfinden, weiß Verdi-Fachbereichssekretär Handel Markus Klemt aus dem Umfeld der Verhandlungen. Klemt kümmert sich um den Einzel- und Großhandel im Bereich Südbaden und hat nach eigenen Angaben einen guten Einblick in die Netzwerke der Handelsunternehmen.

Die Edeka-Tochter Marktkauf soll nach Donaueschingen kommen.
Die Edeka-Tochter Marktkauf soll nach Donaueschingen kommen. | Bild: Oliver Krato

Edeka hält sich in der Angelegenheit bedeckt. Kein Dementi, aber auch keine Erläuterungen. Man bitte um Verständnis, „dass wir uns zu diesem Thema derzeit nicht äußern möchten“, sagt Florian Heitzmann von der Unternehmenskommunikation von Edeka Südwest in Offenburg. Gleichwohl hat sich die Angelegenheit beschleunigt. Seit Freitag vergangener Woche liegt dem Bundeskartellamt die Absicht von Edeka vor, 72 Real-Standorte bundesweit zu übernehmen.

Nur zwei Übernahmeangebote

Für die Übernahme der Real-Märkte stehen Interessenten nach Medienberichten zwar bundesweit Schlange. Kaufland und Edeka sollen ihr Niederlassungsnetz über die Real-Übernahmen ebenso ausbauen wie Rewe und Globus. Von den letztgenannten liege allerdings noch kein Übernahmeangebot vor, sagt der Pressesprecher des Kartellamts, Kay Weidner. Das Verfahren selbst verlaufe in ganz normalen Fristen. Eine ursprünglich eventuell für Mitte März angekündigte kartellrechtliche Entscheidung sei ohnehin zu früh gegriffen gewesen.

Nach dem Verkauf der Handelskette Real an einen Investor machen sich die Beschäftigten Sorgen. Denn jeder zehnte der Märkte soll ...
Nach dem Verkauf der Handelskette Real an einen Investor machen sich die Beschäftigten Sorgen. Denn jeder zehnte der Märkte soll geschlossen werden. | Bild: Wursthorn, Jens

Unbenommen der Entscheidung des Kartellamts nennt Klemt weitere Übernahmeperspektiven. Demnach soll der Realmarkt in Singen an die Kaufland-Gruppe gehen, während Real in Tuttlingen zunächst unter Real weitergeführt werden soll. Schwierige Verhandlungen gebe es um den Real in Villingen-Schwenningen. Der Markt im Schwarzwald-Baar-Center stehe unter einem City-Management, was auf potenzielle Käufer eher abschreckend wirke.

Die Tage des Real-Schriftzugs scheinen gezählt.
Die Tage des Real-Schriftzugs scheinen gezählt. | Bild: Oliver Berg

Für die rund 80 Mitarbeiter des Real-Marktes in Donaueschingen gibt es durch die Edeka-Option einen Hoffnungsschimmer: aber auch ein Problem. Zwar werde sich die Gewerkschaft für eine Weiterbeschäftigung der Real-Belegschaft einsetzen, heißt es. Aber neben der Regelung, dass bei einer Übernahme Kündigungen ausgeschlossen sind, gibt einen Passus, der Klemt Sorgen bereitet. Die Übernahmegarantie löse sich auf, wenn das Geschäft, in diesem Fall wegen Umbaus, längere Zeit geschlossen bleibt. Diese Problematik würde ziemlich sicher bei einer halbjährigen Schließung auftreten, wäre aber auch schon bei drei Monaten Schließung auf dem Schirm.Bei einer Übernahme seien umfangreiche Umbauarbeiten und Sanierungen im Gebäude zu erwarten. Der Standort, mit 7000 Quadratmetern Verkaufsfläche eine mittlere Größe im „Real-Reich“, biete auf zwei Etagen bisher eher wenig „Shopping-Erlebnis“.

Wer von der bisherigen Belegschaft übernommen wird, entscheide sich auch aus der Ausrichtung des künftigen Besitzers. Etwa, ganz konkret, aus der Frage, ob Marktkauf noch Fleisch an der Theke oder nur im SB-Bereich verkaufen würde. Diese Abwägungen würden mutmaßlich auch in weiteren Abteilungen getroffen. Gleichzeitig schöpft Klemt die Hoffnung auf Gehaltsverbesserungen für die Belegschaft.

Rückkehr in den Tarif ist Ziel

Denn Edeka zahle nach Tarif. Deshalb wäre es schön, wenn die ehemaligen Real-Beschäftigten wieder nach Tarif bezahlt würden. Den bisherigen Tarifvertrag hat Real vor zwei Jahren verlassen und sich in der Folge mit einer kleinen Gewerkschaft geeinigt. Dieser Schritt, so Klemt habe einen Gehaltsverzicht von etwa fünf Prozent gegenüber der Fläche bedeutet.

Was passiert in Hüfingen?

Es sei ungewöhnlich, dass sich Edeka den Standort Donaueschingen sichern möchte, meint der Gewerkschafter. Immerhin betreibe Edeka Südwest an der Hagelrainstraße bereits ein Edeka-Center in Eigenregie. Zudem ist nicht klar, ob und inwiefern die Marktkauf-Strategie die Edeka-Pläne in Hüfingen betrifft. Im Weiheröschle soll ein Vollsortimenter entstehen.