Weniger Corona-Regeln, dafür drastische Preissprünge. In der Pandemie gehörte die Hotel-Branche zu denen, die zu kämpfen hatte. Sind die Betriebe jetzt direkt in die nächste Krise gerutscht? Was sagen die Experten vor Ort, in den Hotels auf der Baar?

Vor allem die Kosten steigen enorm

Für Mohamed Mohsen, Geschäftsführer des Hotels Linde in Donaueschingen, war das Jahr 2022 ein gutes, wenn auch mit Abstrichen. Denn deutlich zu spüren sei, dass die wirtschaftliche schwieriger geworden ist. „Wir haben weniger Geschäftsreisende als vor der Pandemie“, sagt er. Denn auch die Firmen spüren, so seine Einschätzung, die Folgen des Krieges in der Ukraine und der enormen Preissteigerungen. Da spart der ein oder andere Betrieb offenbar, so zumindest die Einschätzung im Hotel Linde, an den Übernachtungskosten.

Mohamed Mohsen, Geschäftsführer des Hotels Linde in der Karlstraße.
Mohamed Mohsen, Geschäftsführer des Hotels Linde in der Karlstraße. | Bild: Ganter, Patrick

Die reinen Übernachtungszahlen seien bei Mohamed Mohsen aber wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie angekommen, sagt Mohsen. Was sich aber drastisch geändert hat, sagt der Geschäftsführer, sind die Kosten. „Der Gewinn ist weniger geworden“, sagt er. Denn weitergeben könne er die gestiegenen Kosten kaum und habe das bisher auch nicht getan, weil das sonst zu Lasten der Auslastung gehen könnte.

Die aber sei gut. In den Sommermonaten läge sie bei rund 90 Prozent, im Winter zwischen 50 und 60 Prozent. Die Situation insgesamt sei aber ungewisser geworden. „Wir haben früher jährlich geplant, jetzt von Monat zu Monat“, sagt Mohsen.

Michael Preis, Geschäftsführer Flair Hotel Grüner Baum in Donaueschingen und Dehoga-Vorsitzender im Schwarzwald-Baar-Kreis, sieht die Branche noch nicht auf dem Niveau von vor der Pandemie. Trotz allem überwiege die Zuversicht.

Michael Preis, Geschäftsführer Flair Hotel Grüner Baum und Dehoga-Vorsitzender im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Michael Preis, Geschäftsführer Flair Hotel Grüner Baum und Dehoga-Vorsitzender im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Ganter, Patrick

Preis nennt Zahlen, die sich auf den Schwarzwald-Baar-Kreis beziehen und zeigen, dass es nach der Pandemie in der Branche noch etwas aufzuholen gibt. Zwar seien die Zahlen im Schwarzwald-Baar-Kreis im vergangenen Jahr bis November um 43 Prozent höher als im Vorjahr – aber eben noch 28 Prozent niedriger als 2019.

Es geht klar aufwärts

„Es geht in die richtige Richtung“, sagt Michael Preis. Doch vor allem bei Geschäftsreisen bleibe noch Luft nach oben. Viele Betriebe hätten durch die Pandemie, die Dinge ins Digitale verschoben hat, Alternativen entdeckt.

Vorsitzender stellt Forderungen

Ein anderes Beispiel: Von 2019 auf 2020 haben im Kreis 69 Betriebe geschlossen. Corona-Auswirkungen, wie Michael Preis aufzeigt. Für sich und seine Kollegen hat der Dehoga-Kreisvorsitzende klare Forderungen: Zum Beispiel die Entfristung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in Gaststätten.

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Das gilt bislang nur noch bis Jahresende. „Eine Steuererhöhung um zwölf Prozentpunkte würden die Gäste in der aktuellen Lage nicht mitmachen“, sagt Michael Preis.

Referenz zu 2021 ist unfair

Zudem müsse bei der Strompreisbremse nachgebessert werden. Denn für Großkunden, viele Hotel- und Gastro-Betriebe, gelte 2021 als Referenz. Für ein Kontingent von 70 Prozent des jährliches Verbrauchs 2021 soll ein Nettopreis von 13 Cent je Kilowattstunde gelten. Doch musste die Branche Schließungen hinnehmen. Der Vergleich für den Energieverbrauch hinkt deshalb, weil er logischerweise niedriger war. Außerdem gibt es auch einen Appell an die Landesregierung, die mehr für das Tourismus-Marketing tun sollte, findet Preis.

Wieder ein normales Jahr

„Das Jahr 2022 war für uns wieder ein normales Jahr“, sagt Johannes Dury. Er und seine Familie führen das Drei-Sterne-Hotel Lindenhof in Bräunlingen schon in vierter Generation. Gäste sind im Hotel im vergangenen Jahr nicht mehr ausgeblieben. Auch im dazugehörigen Restaurant läuft es gut.

Gut 14.000 Übernachtungen

Das Niveau der Gästezahlen ist mit gut 14.000 Übernachtungen nahezu auf dem Niveau des letzten Jahres vor Ausbruch der Pandemie – also 2019. Es gab nur eine leichte Schwankung, die gebe es aber immer. Das Zurück zum Normal hat also funktioniert, obwohl auch Johannes Dury die Preise anheben musste.

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Ein Vorteil des Hauses sei, so sagt er, dass man sehr unterschiedliche Zielgruppen erreiche. Zum einen Geschäftsreisende, und hier sei die Zahl nicht zurückgegangen. Und zum anderen Reisegruppen, die vor allem in der Saison von Mai bis Oktober kommen.

Ausblick stimmt froh

Und genau diese Buchungen stimmen Dury auch für dieses Jahr froh. „Vor allem Gruppenreisen werden weit im Voraus gebucht“, sagt er. Damit sei das Haus dann schon zum Teil gefüllt. „Und da sieht es gut aus, auch dieses Jahr“, sagt Dury.