Gastronomen, Ärzte, Apotheker, Einzelhändler, Handwerker – etliche Vertreter der Donaueschinger Gewerbetreibenden sind am Mittwochabend auf den Hengstlerplatz gekommen. Der Grund: Das neu vorgestellte Verkehrskonzept Initiative City-Ring treibt sie um. So wie es sich aktuell darstellt, sind sie damit nicht einverstanden – und positionieren sich klar dagegen.

Die Innenstadt in zwei Bereiche aufteilen, wie es das neue Verkehrskonzept vorsieht? Das ist ein rotes Tuch für das Donaueschinger Gewerbe der Innenstadt: „Wir haben uns entschlossen, unser Geschäft hier zu eröffnen, weil die Bedingungen eben genauso sind“, sagt Roman Schmidt-Müller vom Café Hengstler.
Nadin Lorenz und Stefan Baur, einer der Gewerbevereinsvorsitzenden, stellten auf dem Hengstlerplatz öffentlich ein Positionspapier vor, in dem deutlich wird, dass das neue Verkehrskonzept von der überwiegenden Mehrheit der Gewerbetreibenden der Innenstadt nicht befürwortet wird.
Gewerbeverein kann Initiative City-Ring nicht mittragen
„Das Konzept wurde vorgestellt und wir können es in der Form nicht mittragen“, sagte Nadin Lorenz vom Gewerbeverein. Man kämpfe seit Monaten darum, in dieser Sache Gehör zu finden. „Damit sind wir bisher komplett abgeprallt. Wir wollen der Bevölkerung aber vor der Sitzung zeigen, dass wir damit nicht einverstanden sind“, so Lorenz weiter.
Man habe daher eine Gegenposition ausgearbeitet. „Das ist keine Sache, die in kurzer Zeit entsteht“, sagte Lorenz. Man wolle die Stadt entwickeln und weiterbringen – „und wir wollen eine Verschönerung der Innenstadt.“
Versammlung im Strawinsky Saal der Donauhallen
Nun gehe es darum, Stellung zu nehmen und sich zu positionieren. Das soll auch mit einer Unterschriftenliste geschehen. „Wir wollen in der Sache weiterkommen aber auch betonen, dass der überwiegende Teil der Gewerbetreibenden es nicht unterstützt.“ Daher sei es auch wichtig, am Dienstag, 28. März, geschlossen aufzutreten, „dass es nicht einfach so durchgeht“, so Lorenz, „wir müssen jetzt was tun.“
Am 28. März findet um 19 Uhr im Strawinsky Saal der Donauhallen eine Einwohnerversammlung zum Thema „Verkehrsführung Innenstadt – Initiative City-Ring“ statt.
Die erste Entscheidung, die auf Ratsebene anstehe, sei, ob das Konzept überhaupt in Planung gehe, erläuterte Stefan Baur.
„Es wird mehr Parksuchverkehr“
„Durchgangsverkehr wollen wir alle nicht. Aber wir haben Leute, die zu uns wollen.“ Mit dem Konzept werde der Parksuchverkehr immer mehr, alles werde komplizierter.
Man müsse stattdessen die Leute auf die Parkplätze lotsen, so Baur weiter. „Man muss das ausschildern und sich die Frage stellen, wo man die Hinweisschilder platziert.“ Das frei werdende Gelände der aktuellen Realschule sehe man das als Potenzialgebiet. „Das muss geregelt und geplant werden – und das wollen wir nutzen.“
Wie Baur betont, sei man nicht generell auf Kontra: „Wir wollen die Stadt beleben und stehen zur Grundidee. Aber wir können nicht Teile der Innenstadt so absperren.“ Man sei zwar für den City-Ring – aber nicht für das Konzept der Initiative City-Ring.
In seinem Positionspapier weist der Gewerbeverein darauf hin, dass die Gewerbetreibenden wieder eine höhere Besucherfrequenz benötigen, um überleben zu können. Parkflächen seien magnetisch und werden angenommen, wenn sie entsprechend gestaltet seien
Es sei wichtig, dass es den Bürgern und damit potenziellen Kunden und Patienten leicht gemacht werde, die Gewerbetreibenden zu erreichen. Dazu sei ein gutes ÖPNV-Angebot notwendig, eine gute Radweggestaltung mit Parkflächen für Fahrräder aber eben auch eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto und ausreichend Parkmöglichkeiten.
Nicht nur Sperrschilder in der Innenstadt aufstellen
Vor allem anderen stelle man sich aber ein wirkliches Konzept vor, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Ein Konzept zur Gestaltung der Innenstadt, nicht nur ein Aufstellen von Sperrschildern. Kleinere Maßnahmen sollten kontinuierlich umgesetzt werden.
Eine wichtige Frage sei auch die Finanzierung: „Das vorgestellte Konzept ist sehr günstig. Man muss dazu lediglich ein paar Schilder aufstellen. Wir würden da jedoch lieber mehr Zeit und Geld in ein gutes Konzept investieren“, sagte Baur. „Es auf die Schnelle zu machen ist der falsche Weg.“
Mit der Resonanz am Mittwochabend ist Baur sehr zufrieden: „Wir treten hier für alle ein. Und es hat sich schon ein Stimmungsbild abgezeichnet.“
Die Vorschläge und den Zehn-Punkte-Plan des Gewerbevereins wolle man gerne kommunizieren und suche dabei etwa auch das Gespräch mit den Gemeinderatsfraktionen: „Sie haben ein offenes Ohr“, so Baur. „Wir versuchen es so in die Wege zu leiten, dass es für alle sinnvoll ist.“
Alle Gewerbetreibenden seien auf ihre Kunden und damit auf die Bürger Donaueschingens aber auch auf Kunden aus dem Umland angewiesen. Alle wollen dasselbe – eine lebendige, attraktive Innenstadt mit möglichst wenig Verkehr. Eine stark eingeschränkte Zugänglichkeit der Innenstadt mit den Postcorona-Folgen könnte indes laut Gewerbeverein fatal sein.
„Jedes Gesicht, das heute hier ist, hat hintendran auch die Existenzen der Mitarbeiter“, so Roman Schmidt-Müller.