Für die Kindertagesstätten endet mit der Öffnung der Einrichtungen am 22. Februar vorerst eine Zeit, die von vielen Unwägbarkeiten geprägt war. Gehen die Pforten wieder auf oder bleibt die Einrichtung doch noch geschlossen? Das erste Opfer der Pandemie war die Planbarkeit. Nun ist die jedoch immens wichtig, um sämtliche Abläufe koordinieren und regeln zu können.
Das gilt besonders für den sensiblen Punkt der Eingewöhnung. Wenn ein Kind neu in die Kindertagesstätte oder die Krippe kommt, dann muss das mit Maß und Ziel passieren. Dabei verbringt das Kind einige Zeit in der Kita, um sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Immer mit dabei: ein Elternteil, vielleicht jemand von den Großeltern. Sozusagen als „sicherer Hafen“. Die Eltern nehmen dann mehr und mehr Abstand und irgendwann bleibt das Kind allein mit den Erziehern in der Einrichtung.
Gibt es Eingewöhnungen nun auch in Corona-Zeiten?
Und wie sehen die dann genau aus? Für die Notgruppe gelte, dass Eltern, die sie in Anspruch nehmen wollen, den Nachweis einer Unabkömmlichkeit benötigen. „Das gilt auch für das Homeoffice“, erklärt Manuel Schneider, Leiter der katholischen Kindertagesstätte St. Verena in Hüfingen. Nun gebe es natürlich auch Eltern, die zur Arbeit müssen, deren Kind eine Eingewöhnung macht: „Diese Fälle gibt es“, erklärt Schneider.
Nur in der Krippe
Momentan passiere das aber nur in der Krippe. „Im Kindergarten ist der Druck nicht ganz so groß. Die Betreuungsnot bei den Eltern gibt es eher im Bereich der Krippe„, so Schneider. In der Krippe geht es um das Altersspektrum von etwa einem halben Jahr bis zu drei Jahren. „Die Eingewöhnung im Kindergarten verschieben wir meist.“ Das hat auch damit zu tun, dass Krippenkinder, die das dritte Lebensjahr erreichen, in den Kindergarten wechseln.
Konzept gibt Leitfaden
Die Eingewöhnung richte sich nach einem gewissen Konzept. Auch in Corona-Zeiten sei es wichtig, dass die Eltern mit dabei sind: „Die Begleitung der Eltern hat bei uns oberste Priorität“, sagt Schneider. Dennoch sei das klar geregelt: „Nur ein Elternteil. Und möglichst konstant. Sobald die Eltern die Einrichtung betreten, muss eine FFP2-Maske getragen werden.“ Wie lange es gehe, das sei dann abhängig vom Kind: „So schnell als möglich und so lange wie es dauert“, erklärt Schneider.
Sehr viel Verwirrung
Die Eltern seien froh, dass die Einrichtung das auch weiter leisten könne: „Es gibt in diesen Zeiten sehr viel Verwirrung: Ist eine Eingewöhnung möglich, oder nicht?“ Die gebe es und die sei auch sehr wichtig: „Nach etwa ein bis zwei Wochen gibt es beim Kind meist eine Phase der Erkenntnis und der Alltag stellt sich ein. Vorher ist alles noch aufregend und neu.“ Deshalb sei die Eingewöhnung besonders wichtig: „Es ist fatal, wenn da etwas schief läuft.“
Was jedoch aktuell nicht wie üblich funktioniere, das sei das Kennenlernen der Eltern untereinander. „Wir haben einen Raum, in dem normal die Eltern, deren Kinder in der Eingewöhnung sind, gemeinsam warten und sich dann eben auch austauschen. Das geht jetzt eben nicht“, so Schneider. Vieles werde nun auch online abgewickelt. Die ersten Gespräche etwa.
Ein Kind zur Eingewöhnung
Im katholischen Kindergarten St. Elisabeth in Donaueschingen befindet sich aktuell ein Kind in der Eingewöhnungsphase: „Eigentlich wäre es schon im November gekommen. Aufgrund der aktuellen Situation wurde das jedoch immer wieder verschoben. Jetzt beginnt die Mutter eine neue Stelle und es geht nicht mehr anders“, erklärt Leiterin Ingrid Schwab.
Auch hier begleitet eine festgelegte Person das Kind. Natürlich in der Einrichtung immer mit FFP2-Maske. Der Ablauf müsse dann einem Plan folgen. „Wenn wir vorher vereinbart haben, dass die Mutter an einem Tag eine Stunde bleibt, dann dürfen daraus nicht plötzlich zwei werden“, sagt Schwab. In der Einrichtung verteilen sich derzeit rund 30 Kinder auf drei Gruppen. Eine Herausforderung gebe es erst, wenn mehrere Kinder zur Eingewöhnung dort wären: „Dann müssten wir zeitlich versetzt arbeiten.“
Kontakte unter Erziehern auch minimiert
„Ohne die Eltern geht das nicht. Das ist ganz klar“, erklärt Veronika Schweizer, Leiterin des städtischen Kindergartens Bräunlingen. Vor dem Lockdown kamen regelmäßig Kinder neu dazu, oder es wechselten welche von der Krippe in den Kindergarten: „Das haben wir dann ohne die Eltern gemacht. Die Kinder waren schon eingewöhnt und es lief dann mit einer Erzieherin aus der neuen Gruppe“, erklärt Schweizer. Das habe immer sehr gut funktioniert. Durch die Pandemie müssen allerdings die Kontakte der Erzieherinnen untereinander minimiert werden: „Daher muss das jetzt auch mit einem Elternteil stattfinden“, sagt Schweizer. „Das geht jetzt nicht mehr anders.“ Und: alles mit Maske.
Viele für die Eingewöhnung
Eine Herausforderung sei mittlerweile die schiere Anzahl der Kinder, die eingewöhnt werden sollen: „Wir müssen mit den Eltern überlegen, wann genau wir das machen“, sagt Schweizer. Eine enorme Erleichterung für die Einrichtung sei es, dass man nun mit einem festen Datum rechnen könne. Ein Umstand, der in den vergangenen Wochen so nicht war: „Es warten alle sehnsüchtig.“
Nach der Öffnung werde man allerdings erst noch abwarten, bevor man in der städtischen Kita mit der Eingewöhnung beginne: „Es kommen auch wieder Kinder zurück, die jetzt Monate nicht bei uns waren. Wir nutzen die erste Woche dann, um die Gruppe wieder zusammen zu führen.“
Gute Planung wichtig
Dass alles so funktioniere, das erfordere eine gute Planung: „Für uns war es vor Weihnachten schnell absehbar, dass wir erst mal nicht aufmachen werden.“ Man habe dann mit den Krippeneltern geredet, ob man Kinder nicht direkt rüber in den Kindergarten nehmen könne: „Und das schon vor der eigentlichen Zeit. Was wir intern regeln können, das machen wir.“
Bessere Eingewöhnung durch kleinere Gruppen
Man habe von Anfang an etwa 50 Prozent Auslastung über die Notbetreuung gehabt: „Das Gros der Eltern hat die Kinder dort, weil beide arbeiten“, sagt Schweizer. Dadurch seien die Gruppen automatisch kleiner. Das biete jedoch auch Vorteile: „Die Eingewöhnung läuft so besser.“ Der derzeitige Betreuungsschlüssel sei komplett anders, pro Kind gebe es mehr Zeit. Was fehle, sei der Austausch zwischen den Eltern, der früher auf dem Gang stattgefunden habe: „Jetzt sitzt jeder allein da.“