„Das bringt gar nichts.“ Davon ist Andreas Neumaier überzeugt. Der Verkaufsberater im Autohaus Bach verweist dabei auf die aktuelle Verkaufsbroschüre des Herstellers Hyundai. Dort sind die Fahrzeugpreise brutto ausgewiesen: inklusive Mehrwertsteuer. Für den Kunden können die Gesamtkosten deshalb nicht angepasst werden: Es sei denn Hyundai ändert die Preisgestaltung und weist explizit Netto-Preise aus.
Zudem habe der Händler die Modelle zu 19 Prozent Mehrwertsteuer gekauft. Ein Mehrwertsteuernachlass könne ohne Steuerungsmaßnahmen des Konzerns nicht in Angriff genommen werden. Komme der Mehrwertsteuereffekt, sei er vermutlich nicht kaufentscheidend. „Wer bei einem 30.000-Euro Fahrzeug 800 Euro spart, schaut wahrscheinlich mehr auf die gesamtwirtschaftlichen Faktoren“, sagt Neumaier.

Martin Mahler zeigt das nagelneue Juli-Prospekt von Robin Hood. Die Preise sind doppelt ausgezeichnet: mit alter und neuer Mehrwertsteuer. „Die Mehrwertsteuer geben wir weiter. Wir wollen uns daran nicht bereichern“, sagt der Geschäftsführer des SB-Möbelhauses. 2,52 Prozent, entsprechend 25 Euro je 1000 Euro ausgezeichnete Ware. Wenn die Kunden kommen, begegnen sie Verkäufern, die mit einem kleinen Umrechnungstäfelchen ausgestattet sind. Neue Preisschilder gibt es bei Robin Hood nur bei den teureren Möbeln. Für die kleinen Teile wäre das zu teuer.
Mehr als 2000 Euro Zusatzkosten
Auf mehr als 2000 Euro für Drucker und nachfolgende Arbeiten schätzt Mahler die Kosten, den personellen Aufwand gar nicht eingerechnet. Stattdessen werden kleine Aufkleber auf den alten Mehrwertsteuersatz hinweisen – und die korrekte Handhabung an der Kasse. Einen erhöhte Umsatz wegen der Mehrwertsteuersenkung erwartet der Geschäftsführer nicht. „Wir verkaufen echten Bedarf.“ Die Kunden kämen hauptsächlich dann, wenn Küche, Bett oder Matraze ausgedient haben.
Bedauern im Schuhgeschäft
Wer seine Ware mit 19 Prozent Mehrwertsteuer eingekauft hat, kann sie nicht preisreduziert an die Kundschaft weitergeben. Das bedauert auch Thekla Duldinger vom gleichnamigen Schuhhaus, was die Schuhe der Frühjahr- und Sommerkollektion anlangt.

Der Preis werde an der Kasse ermittelt, sagt Andrea Schneider von der Drogerie Butta. Nach ersten Tests werde es gelingen, dass das Kassensystem den reduzierten Preis ausdruckt. Die Mehrwertsteuersenkung könne die Parfümerie an die Kunden weitergeben. „Wir bekommen alle zwei Tage Neuware, der Lagerbestand ist gering“, so Schneider.
Sie erwartet keine Veränderungen im Kaufverhalten. Vielleicht verkaufen sich hochpreisige Artikel ein wenig besser. Die Mehrwertsteuersenkung werde von den Kunden bisher kaum thematisiert. Noch sei die Einkaufsfrequenz sehr gut. Mit zeitlichen Verschiebungen: „Vormittags ist jetzt mehr los. Dagegen fehlen die Feierabendkunden.“

Auch bei den Großen ihrer Branche ist der Weg allenfalls skizziert. Aldi plane die Mehrwertsteuersenkung in Form von günstigeren Preisen an die Kunden weiterzugeben, sagt Pressesprecherin Nastaran Amirhaji von Aldi Süd. Das untermale die Position als Preisführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Die genaue Ausgestaltung befinde sich noch in der Planung. Hier gelte es zunächst noch einige Fragestellungen zu klären.

Selbstverständlich sei geplant, steuerliche Vorteile 1:1 an die Kunden weiterzugeben, sagt Christhard Deutscher von der Unternehmenskommunikation von Edeka Südwest.
Mit dem durchaus begrüßten Beschluss der Bundesregierung gingen tatsächlich erhebliche Mehrbelastungen einher, insbesondere bei der Artikelpflege und Preisauszeichnung in den Regalen. Detaillierte Informationen zur Umsetzung und Größen mochte Deutscher nicht nennen.

Die Ankündigung zur temporären Herabsetzung der Umsatzsteuer wird die Stadt Donaueschingen, wie auch alle anderen Steuerpflichtigen in vielfältiger Weise betreffen, heißt es seitens der Stadt. Wie hoch der Umstellungsaufwand bei der Stadt Donaueschingen zum Zwecke der Steuersatzänderung ausfallen wird, könnte nach einem, frühestens nach einem halben Jahr beziffert werden, sagt Jennifer Schwörer von der Pressestelle der Stadt. Viele Konsequenzen seien noch nicht absehbar. Zunächst müsse das Umsatzsteuergesetz geändert werden.
Stadt plant Preissenkungen bei Vermietungen
Die Kassensysteme der Stadt seien verhältnismäßig einfach umzustellen. Die Bruttopreise werden voraussichtlich in Bezug auf die einzelnen Verkaufsartikel der Tourist-Info nicht geändert. Hier hätten ganz geringe Preisänderungen ungerade Bruttopreise zur Folge. Bei umsatzsteuerpflichtigen Vermietungen im Bereich der städtischen Hallen plant die Stadt, die Bruttopreise entsprechend abzusenken.
Die Deutsche Bahn gibt die vorübergehende Senkung an die Kunden weiter. Das gelte unabhängig vom Vertriebsweg und schließe Ticketkäufe am Automaten ein, so ein Bahnsprecher. Den Mehrwertsteuereffekt von 1,9 Prozent gibt die Bahn im Fernverkehr am 1. Juli weiter. Kunden im Regionalverkehr profitieren bereits ab dem 14. Juni von einer abgesenkten Mehrwertsteuer und somit niedrigeren Ticketpreisen.
Den Nachlass erklärt der Bahnsprecher mit einem Rechenbeispiel: Liegen auf einem Ticket von 107 Euro sieben Prozent Mehrwertsteuer, dann beträgt der Nettopreis 100 Euro. Nach einer Senkung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte beträgt der Mehrwertsteuerzuschlag fünf Prozent. Der Bruttopreis für das Ticket liegt dann entsprechend bei 105 Euro. Die Preisdifferenz von zwei Euro entspricht einer Preissenkung von rund 1,9 Prozent.