Der Herbst ist eingezogen in der Stadt. Die Temperaturen sind deutlich kühler und es regnet immer wieder. Für das Leinkraut ist das kein Problem, jetzt noch einmal Blüten zu bilden und die weniger werdenden Sonnenstrahlen voll auszukosten.
Es bietet einen schönen Anblick, wie es da an der Bordsteinkante in der ansonsten grauen und versiegelten Herdstraße gedeiht. Auch die Insekten freut‘s. Sie sind in dieser Jahreszeit über jeden Spätblüher dankbar, der vor dem nahenden Winter noch ein wenig stärkenden Nektar spendiert.
Von Zustimmung bis Gegenwind
Aber nicht allen Menschen sind begeistert von solchen Lebenszeichen der Natur, die, wenn man sie nur lässt, selbst bebaute Flächen nach und nach wieder besiedelt und für sich einnimmt. Es gibt durchaus auch kritische Stimmen. Das bestätigt auch Beatrix Grüninger auf Nachfrage. Die Sprecherin der Stadtverwaltung teilt mit: „Die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft zu diesem ‚Straßenbegleitgrün‘ sind sehr heterogen – von positiven Äußerungen bis hin zu stetig wiederkehrenden, massiven Beschwerden ist alles dabei.“
Es muss ordentlich aussehen in der Stadt, entlang von Straßen und auf Gehwegen, so lauten Häufig die Argumente. Und lässt man die sogenannte Fugen- und Ritzenvegetation zu lange gewähren, können auch Schäden an der Bausubstanz drohen.
Bewuchs wird nicht aktiv gefördert
So weit ist es in der Herdstraße lange noch nicht. Die Frage, ob die Stadtverwaltung mittlerweile mehr Straßengrün toleriert, ist aber durchaus berechtigt. Gefühlt hat der Bewuchs in der Stadt zugenommen. Vielleicht gibt es ja eine neue Vorgabe, der Natur wieder mehr Raum zu bieten? Dieser Vermutung widerspricht die Rathaussprecherin.
Es gebe keine neue Vorgabe in die Richtung, der Natur wieder etwas mehr Freiraum zu geben. „Der Bewuchs entlang der Randsteine wird seitens der Technischen Dienste in gewohntem Umfang mittels Wildkrautbesen, montiert an den Kehrmaschinen, mechanisch entfernt“, erklärt Beatrix Grüninger.

Das Wetter ist der Wachstumsturbo
Und sie liefert im selben Zuge auch die Erklärung für das Bauchgefühl einiger Bürger: „Durch die besondere Witterung im laufenden Jahr ist der Bewuchs stärker ausgeprägt als in den vergangenen Jahren, in denen es vermehrt Trockenphasen gab.“ Mehr Feuchtigkeit bedeutet also, dass die Pflanzen in der Stadt besser gedeihen.
Ein Aufwuchs wilder Kräuter an den Straßen werde nicht aktiv gefördert, so die Sprecherin. Den ökologischen Wert eines solchen Bewuchses stuft die Verwaltung zudem als überschaubar ein.

Welche Pflichten die Bürger haben
Bleibt noch die Frage, wer für derartigen Bewuchs verantwortlich ist? Die Stadtverwaltung oder die Bürger? Welche Regeln gelten? Geregelt ist das im Detail in der Streupflicht-Satzung der Stadt Donaueschingen. Sie besagt in Paragraf 1 Absatz 1, dass die Straßenanlieger innerhalb der geschlossenen Ortslage einschließlich der Ortsdurchfahrten verpflichtet sind, die Gehwege zu reinigen. Gemeint ist hier die Belagsfläche der Gehwege.
In Paragraf 4 Absatz 1 wird die Reinigung etwas genauer definiert: „Die Reinigung erstreckt sich vor allem auf die Beseitigung von Schmutz, Unrat, Unkraut und Laub. Die Reinigungspflicht bestimmt sich nach den Bedürfnissen des Verkehrs und der öffentlichen Ordnung.“
Für den Bewuchs unterhalb der Randsteinkante ist die Stadtverwaltung verantwortlich, also auch für das gelbe Leinkraut in der Herdstraße.