Der Wetterverlauf in diesem Jahr hat die Menschen der Region auf die Probe gestellt. Bis Anfang Juli war oft lange Kleidung und Regenschutz angesagt, es war kühl und nass. Frühlingsgefühle blieben da häufig auf der Strecke. Danach folgte ein schöner Sommer bis Anfang September, heiß und trocken, ehe das Wetter fast schlagartig wieder auf Herbst umstellte. Das alles hatte auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

„Die Getreideernte war nicht so üppig“, bilanziert Maschinenring Geschäftsführer Rainer Hall das Jahr. Als Hauptgrund führt er das verregnete und kühle Frühjahr an. Von einer Katastrophe sei aber nicht die Rede, ergänzt er, denn im August habe das Wetter besser mitgespielt und das Einbringen der Ernte konnte im normalen Zeitraum stattfinden.

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15 Prozent weniger Ertrag

Ganz ähnlich bewertet Regionalleiter Edgar Isele von der ZG Raiffeisen die Situation. „Es war ein schwieriges Frühjahr“, sagt er. Bis Anfang Juli habe das kühle und nasse Wetter die Entwicklung der Getreidepflanzen stark beeinflusst, was sich letztlich auf den Ertrag ausgewirkt habe. „Unterdurchschnittlich“ so fällt seine Bilanz für 2024 über alle Getreidekulturen hinweg aus, hier mal etwas besser, dort mal etwas schlechter. In einer Zahl ausgedrückt: „Rund 15 Prozent weniger“, so Edgar Isele.

Durch die kleineren Korngrößen habe auch die Qualität gelitten. „Der Proteingehalt ist dadurch geringer“, was Auswirkungen zum Beispiel auf die Mehlproduktion habe. Körner mit höherem Proteingehalt und höherer Qualität aus anderen Regionen oder Ländern müssen dann beigemischt werden. Der Aufwand erhöht sich.

Regionalleiter Edgar Isele vom von der ZG Raiffeisen steht im Frühjahr 2023 vor den riesigen Getreidesilos in Donaueschingen. Damals ...
Regionalleiter Edgar Isele vom von der ZG Raiffeisen steht im Frühjahr 2023 vor den riesigen Getreidesilos in Donaueschingen. Damals sind die Silos fast leer. Jetzt, im Herbst 2024 sind sie wieder gut gefüllt. Die Erntebilanz fällt in diesem Jahr aufgrund eines zu nassen ersten Halbjahrs allerdings schlechter aus. | Bild: Fröhlich, Jens

Einbußen bei Hafer und Heu

Neben dem Weizen litten 2024 vor allem aber auch die Hafer-Felder unter den Wetterbedingungen. „Viele Körner sind zu klein, um zum Beispiel Haferflocken daraus zu machen“, veranschaulicht Edgar Isele. Der Hafer muss dann anders verwendet werden, etwa in der Futtermittelproduktion.

Rainer Hall berichtet von spürbaren Qualitätseinbußen bei der Heuernte. Diese konnte erst Mitte bis Ende Juli sehr spät im Jahr stattfinden. „Normal ist Mitte Juni“, sagt er. Bei einer so späten Ernte habe das Heu dann bereits weniger Nährstoffe. Landwirte müssen dann entsprechend Nährstoffe zusetzen oder den Tieren größere Mengen Heu servieren.

Maschinenring-Geschäftsführer Rainer Hall
Maschinenring-Geschäftsführer Rainer Hall | Bild: Jens Hagen

Die positiven Nachrichten

Doch es gibt auch einige positive Nachrichten. „Das meiste Getreide konnte trocken geerntet und eingelagert werden“, berichtet Edgar Isele. In einem weiteren Bereich sei man mit einem blauen Auge davon gekommen. „Es gab weniger Pilzkrankheiten als erwartet.“ Das ist wichtig, damit verschiedene Belastungs-Grenzwerte für Lebensmittel wie Mehl, aber auch für Futtermittel, eingehalten werden können. Bei der Braugerste spricht der Regionalleiter gar von einem guten Ergebnis, mit nur geringen Mengeneinbußen.

Für den Bereich Grünland und Silage fällt die Bilanz von Rainer Hall ebenfalls positiv aus. Durch den vielen Regen sei der Wuchs sehr üppig ausgefallen, fast schon zu üppig. „Und es wächst noch immer“, so Rainer Hall. Etwas weniger üppig sei die Raps-Ernte ausgefallen, „aber ausreichend und die Qualität ist sehr gut“, so sein Fazit. Unter dem Strich zeigt sich der Maschinenring-Chef zufrieden. Von richtigen Unwettern sei man verschont geblieben, zum Beispiel gab es keinen Hagel. „Toi, toi, toi“, schickt Hall hinterher. In anderen Regionen, zum Beispiel in Bayern, sehe das anders aus.

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Auswirkungen für Landwirte und Blick nach vorne

Welche Folgen haben die Ernteeinbußen für die Landwirte? Edgar Isele rechnet damit, dass das Jahr 2024 für einige Landwirte möglicherweise nicht kostendeckend zu Ende gehen könnte. Einbußen bei der Menge, der Qualität und dadurch sinkende Erzeugerpreise könnten für leicht rote Zahlen in einigen Bilanzen sorgen, so seine Befürchtung.

Jetzt hofft er auf besseres Wetter. Denn die Herbstaussaat steht an. Nach Raps im August wird im September die Wintergerste ausgebracht. Ende September bis Mitte Oktober ist der Weizen für das kommende Jahr an der Reihe. „Da ist es besser, wenn es etwas trockener und beständiger ist“, so Isele.

Beim Maschinenring hat vor wenigen Tagen die Maisernte begonnen. „Relativ früh“, weiß Rainer Hall. Der Mais der Region werde ausschließlich für Silage, Biogas und Futter verwendet. Körnermais werde vor allem in wärmeren Regionen angebaut, da die Pflanze sehr frostanfällig sei.

Dieses Maisfeld bei Allmendshofen wird vermutlich bald geerntet, sobald sich das Wetter etwas freundlicher zeigt. Das aktuelle ...
Dieses Maisfeld bei Allmendshofen wird vermutlich bald geerntet, sobald sich das Wetter etwas freundlicher zeigt. Das aktuelle Regenwetter spiegelt auch das zurückliegende kühle und verregnete Frühjahr wieder. | Bild: Fröhlich, Jens

Welche Rolle die Schweinepest spielt

Auf ein Thema, das auf den ersten Blick kaum mit der Landwirtschaft in Verbindung gebracht wird, macht Rainer Hall zum Schluss noch aufmerksam: die Afrikanische Schweinepest. Aktuell gebe es keine Fälle in der Region und damit auch keine Auswirkungen für Landwirte. Es bestehe jedoch immer die Gefahr, dass die Krankheit auch bei Tieren in der Region nachgewiesen wird. Und dann, so Hall weiter, könnten die Folgen für Landwirte dramatisch sein.

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Behörden können dann Sperrzonen in einem großen Umkreis ausweisen. Für Felder in diesen Zonen gilt im schlimmsten Fall ein Ernteverbot, was die Existenz von Betrieben gefährden würde. Es gibt sogar schon Versicherer, die entsprechende Produkte anbieten, um Landwirte abzusichern. Doch diese Sicherheit kostet auch.