Die Deutsche Bahn möchte – so erklärt sie es auf ihrer Webseite – die Schwarzwaldbahn als „Musterbähnle“ etablieren und die Fahrt zu einem Erlebnis machen. Klingt doch schön, oder nicht?

Auf ihrer Webseite schreibt die Bahn: „Unser Ziel als Betreiber ist es, die Schwarzwaldbahn als ‚Musterbähnle‘ zu etablieren und die ...
Auf ihrer Webseite schreibt die Bahn: „Unser Ziel als Betreiber ist es, die Schwarzwaldbahn als ‚Musterbähnle‘ zu etablieren und die Fahrt mit ihr zu einem Erlebnis zu machen, das immer wieder aufs Schönste verbindet.“ (Archivbild) | Bild: Philipp von Ditfurth/dpa

Theorie ist nicht gleich Praxis

Meine Fahrt führte mich vergangenen Donnerstagabend von Donaueschingen nach Ludwigsburg. Gleich zu Beginn stand der Regionalexpress in St. Georgen gut 45 Minuten herum. Grund: ein technischer Defekt am Zug. Erst war man davon ausgegangen, dass ein Fahrgast die Notbremse betätigt hatte – vielleicht ging ihm die Bremsung des Lokführers nicht schnell genug. Das Personal konnte den Fehler beheben und wir unsere Weiterfahrt fortsetzen.

Nachtzugspaß statt Regiofrust

Es war nun klar, dass mit dem Deutschlandticket kein Weiterkommen nach Ludwigsburg möglich war. Weil die Deutsche Bahn aber so viel an Entschädigungen ausbezahlt, scheint es auf ein paar Euro nicht mehr anzukommen. Denn statt eines Taxis von Karlsruhe nach Hause auf Kosten der Bahn wollte ich einfach eine Freigabe für den Fernverkehr.

Ein Eurocity in Richtung Prag sollte den Autor dieses Beitrags pünktlicher nach Karlsruhe bringen – aber auch die Tschechen fahren eben ...
Ein Eurocity in Richtung Prag sollte den Autor dieses Beitrags pünktlicher nach Karlsruhe bringen – aber auch die Tschechen fahren eben nur im Netz der Deutschen Bahn (Archivbild). | Bild: Andreas Richter

Die bekam ich aber nicht rechtzeitig und so stieg ich in Offenburg einfach aus – getreu dem Motto „No Risk, No Fun“.

Der Zug, der den letzten Strohhalm in die Heimat noch erreichbar machen sollte, war aber kein gewöhnlicher. Vielmehr fand ich mich in einem Nachtzug der tschechischen Bahn wieder. War das ein Zeichen, von der Bierstadt Donaueschingen in die Hopfenmetropole Prag zu reisen?

Das flüssige Gold rückt in weite Ferne

Der Gedanke vom flüssigen Gold verflog schnell, denn die Ereignisse überschlugen sich: Weil auch die Tschechen nur auf deutschen Gleisen fahren, war der Anschluss inzwischen in weite Ferne gerückt und die Bahn-App vermeldete auch für den letzten ICE eine Verspätung von 80 Minuten.

Eine Fahrt mit der Schwarzwaldbahn kann auch mal in einem Nachtzug enden – und letztlich im Norden des Landes (Archivbild).
Eine Fahrt mit der Schwarzwaldbahn kann auch mal in einem Nachtzug enden – und letztlich im Norden des Landes (Archivbild). | Bild: Harald Eisenberger

In Mannheim angekommen, verpasste ich dann auch noch einen Zug nach Heilbronn (inzwischen nahm ich selbst eine Fahrt ins Unterland mit Kusshand) und so ging es nach Heidelberg.

Auf eine Abfahrt um 2:01 von Heidelberg nach Stuttgart verzichtete der Autor letztlich freiwillig – und landete im Hotel.
Auf eine Abfahrt um 2:01 von Heidelberg nach Stuttgart verzichtete der Autor letztlich freiwillig – und landete im Hotel. | Bild: Tobias Weißert

250 Euro sind 130 zu viel

Immerhin hatte ich genügend Zeit, mir zu überlegen, ob eine Ankunft in Stuttgart gegen 3 Uhr mit ungewisser Weiterfahrt positiv zu bewerten sei (Antwort: nein). Und so suchte ich den Taxistand auf. Stattliche 250 Euro sollte mich die Fahrt in die Heimat kosten. Wäre ich mal lieber nach Prag gefahren.

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Da mir eine Mitarbeiterin am Telefon zugesichert hatte, dass die Deutsche Bahn dies bis 120 Euro übernähme, stapfte ich ins Bahnhofshotel, das sich in einem ähnlichen Zustand befand wie ich – es hatte schon bessere Tage gesehen. Mein Abenteuer beendete ich natürlich standesgemäß: mit einem Fürstenbergbier aus der Dose.