Wie ist eigentlich der Stand der Dinge bei den Planungen zum Neubau der Donaueschinger Realschule? Bei diesem Punkt der Tagesordnung gab es eine große Überraschung im Donaueschinger Gemeinderat. Denn ein Sachstandsbericht zeigt auch die aktuelle Kostenberechnung auf. Und die liegt in diesem Fall um einiges höher, als zuerst für den Schulneubau angenommen. Lagen die ersten Kalkulationen bei rund 30 Millionen Euro, zeigt die erste an den Plänen orientierte einen Kostenfaktor von rund 45 Millionen Euro.
„Das hat einen gewissen Schock ausgelöst“, sagte Oberbürgermeister Erik Pauly in der Sitzung. Jetzt habe man konkretere Kosten auf dem Tisch und alles stelle sich ein wenig anders dar. „Wir haben eine 50-prozentige Steigerung. Fast 45 Millionen Euro an Kosten – für Donaueschingen ein unglaublicher Wert. Das Projekt sei indes für die Stadt wegweisend, die Überlegungen dafür reifen schon seit vielen Jahren.
Man habe hinsichtlich der Kosten sofort die Fraktionssprecher informiert: „Wir wollen das Ganze möglichst transparent halten.“ Man habe bewusst an der Deckelung festhalten wollen, dabei „sei schon vorher bewusst gewesen, dass das nicht klappen wird.“
Kosten der tatsächlichen Planung
Derzeit befinde man sich noch in der Phase der Vorplanung, und sei seit dem Wettbewerb bezüglich des Neubaus auch gut vorangekommen, erläuterte Stadtbaumeister Christian Unkel: „Jetzt haben wir eben die ersten Kosten, die auf den tatsächlichen Planungen basieren.“ Die Berechnung mit den 30 Millionen davor habe eben in den Planungen zum Haushalt gestanden. „Es handelt sich jedoch um einen praktischen und guten Entwurf, der auch im Inneren gut durchstrukturiert ist“, so Unkel. Eine zeitgenössische Clusterschule habe nichts mit den bisherigen Schulbauten zu tun: „Das ist ein neuer Typus, der im Baukosten-Index noch mit keinen Kennzahlen zu finden ist. Stellen sie es sich so vor, wie wenn man einen neuen Prototypen entwickelt.“
Das bestätigte auch die Rektorin der Realschule, Katja Fox: „Eine Clusterschule ist etwas anderes als die Flurschule jetzt.“ Ein modernes Lernen werde ermöglicht, „und das räumlich-pädagogische Konzept ist der Leitfaden.“ Man wolle sich indes nicht mit Luxus umgeben: „Wir hoffen das kommt, was nötig ist.“
Woher kommen die Kosten?
Aber was genau ist denn nötig und lässt die Kosten so dastehen, wie sie jetzt sind? „Man kann bei solch einem Bau nicht von der Stange sagen, was da an Besonderheiten auf einen zukommt“, erklärte Architekt Stefan Peters vom zuständigen Planungsbüro ash. Man stehe am Ende der Vorplanungen. Peters stellte die Aufteilung der Schule vor. Wie einzelne Räume zu sogenannten Clustern in einen Gruppenkomplex unterteilt werden. Dabei werden die Cluster voneinander getrennt, auch was den Brandschutz und den Zugang betrifft. „Es sind drei große Bereiche mit flexibler Aufteilung und verschiedenen Brandabschnitten.“ Für zusätzliche Kosten sorgen dabei noch weiter Faktoren, wie etwa die energetische Qualität der Hülle, die digitale Infrastruktur oder die Belüftung der Schule: „Die Luftzufuhr erfolgt belegungsabhängig.“ Soll heißen: Ein voll besetztes Klassenzimmer bekommt mehr Frischluft als ein leerer Raum. Das wird automatisch geregelt.
Einordnung
Bei den Kosten liege man beim Schulbau leicht unter dem, was moderne Einrichtungen dieser Art nun eben kosten, erläuterte Dirk Anhorn vom Atrium Projektmanagement. „Bei den technischen Anlagen sind wir leicht drüber.“ Von der Aufteilung nehme der Schulbau etwa 43,6 Millionen Euro, die Turnhalle etwa 8,41 Millionen Euro in Beschlag. „Bei der Sporthalle sind wir schon aufgrund der Topographie von den Kosten leicht drüber.“ Der Quadratmeter-Preis werde zudem durch mehrere Punkte in die Höhe getrieben: Feuerwehrzufahrt, überdachte Stellplätze und aufwändige Baumpflanzungen. Allerdings sei die Schule, wie sie in den Kosten dargestellt werde, gleich betriebsbereit. Dennoch seien rund 3,3 Millionen Euro an Einsparungen möglich: „Wir haben vier Pakete mit entsprechenden Maßnahmen zusammengestellt.“ Diese solle nun geprüft und in die aktuellen Berechnungen integriert werden. Anhorn empfahl zudem eine Projektreserve von etwa fünf Prozent, was 2,2 Millionen Euro ausmache.
Und was sagen die Räte dazu?
- CDU: „Wir haben keine Vorbehalte gegenüber einer Reserve, wenn überall an den Kostenschrauben etwas gedreht wird“, sagte CDU-Stadtrat Martin Lienhard. Vielleicht lasse sich auch bei der Holzfassade noch etwas einsparen. „Ich vertraue auf eine intensive Prüfung.“ Man werde das Projekt in eine jahrzehntelange Haushaltsplanung einspeisen müssen.
- FDP: „Wir haben das Gefühl, das Projekt ist in den richtigen Händen“, so FDP-Stadtrat Markus Kuttruff. Er möchte dazu anregen, „zurückzublicken, wo wir herkommen“. Die 30 Millionen stammen aus der Berechnung von 2014. Wenn man das weiterschreibe mit den entsprechenden Kostensteigerungen, „dann sehen wir, dass die Wirtschaftsberechnung von 2014 nochmal angeschaut und diskutiert werden muss.“ Dann werde sich rausstellen, dass die Sanierung der alten Schule nicht mehr darstellbar wäre.
- Grüne: Man habe mittlerweile ein Leuchtturmprojekt mit einer eigenen Dynamik: „Einerseits geht es um ein modernes Schulgebäude, wovor wir die Augen nicht zumachen dürfen“, so Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock. Andererseits habe man 2020 einen Haushalt verabschiedet, der nicht ausreicht. „Jetzt gibt es eine Mehrung von mindestens 15 Millionen Euro.“ Man sei keine Gemeinde, die das so leicht auffange. In einer der nächsten Sitzungen solle die Verwaltung daher einen Zwischenstand des Haushaltes präsentieren: „Und die Verwaltung soll klar sagen, woher wir das Geld nehmen.“ Man wolle die Begeisterung für das Projekt nicht trüben.
- GUB: Bei der GUB könne man sich nicht vorstellen, dass Punkte wie die IT-Technik und auch die Lüftung nicht förderungsfähig seien: „Gerade in der Pandemie muss das dafür doch möglich sein“, so GUB-Stadträtin Alexandra Riedmaier. „Wir stehen hinter dem Konzept.“ Jedoch solle man jetzt nicht pauschal alles nehmen, was an Einsparungen möglich sei, „sondern abwägen.“ Hier entstehe „etwas Tolles und Zukunftsorientiertes. Ich sehe das nicht nur in vier bis fünf Jahren, sondern auf eine lange Zeit.“
- SPD: „Wir werden sparen müssen und jede Million wird uns gut tun“ so SPD-Fraktionssprecher Gottfried Vetter. Man dürfe aber nicht im pädagogischen Bereich sparen, „wir sehen Möglichkeiten beim Gebäude und der Technik.“ Es sei „ein wirklicher Skandal“, wenn eine Kommune wie Donaueschingen ein 45-Millionen-Projekt ohne eine angemessene Förderung stemmen müsse. Bund und Land „lassen uns da im Regen stehen.“ Das habe gravierende Auswirkungen auf sonstige kommunale Ausgaben. Dennoch stehe man zur Realschule. „Es gibt keine Alternative. Wir müssen schauen, wie wir das finanzieren.“