Aller guten Dinge sind drei? Der Siedlersteg setzt sogar alte Redewendungen außer Kraft. Wobei der Fußweg über Brigach und Bahn eigentlich gar nichts dafür kann. Er steht nur da – bei Wind und Regen und leidet unter der Witterung.

Sein größter Wunsch: Endlich saniert zu werden. Denn er fault etwas vor sich hin und es wird immer schlimmer. Eigentlich müsste gehandelt werden. Der Siedlersteg wenigstens teilweise saniert und damit gerettet werden.

Das allerdings ist gar nicht so leicht. Ausnahmsweise geht es mal nicht ums Geld, das würden Verwaltung und Gemeinderat bereitwillig ausgeben. Schließlich steht der Siedlersteg schon lange an seiner Stelle und ist auch so etwas wie ein Wahrzeichen – wenn auch nicht so oft fotografiert wie das Schloss oder die Donauquelle.

Drei Versuche – doch kein Handwerker will das Projekt

Doch während viel Donaueschinger den Siedlersteg lieben, scheint er bei den Handwerkern ganz gegenteilige Gefühle auszulösen. Keiner möchte das Bauwerk retten. Der erste Versuch: kein Handwerker hat ein Angebot abgegeben. Der zweite Versuch: wieder kein Angebot. Der dritte Versuch? Ebenfalls gescheitert.

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Das ablehnende Verhalten führt auch im Rathaus zu Emotionen. „Ich bin durchweg frustriert“, sagt Dirk Monien, Chef über den Tiefbau und die Eigenbeitriebe. Dabei wären die Arbeiten nicht nur einfach ausgeschrieben worden. „Wir haben regionale Unternehmen kontaktiert und überregional auf die Ausschreibung hingewiesen.“

Dirk Monien, Leiter Tiefbau und Eigenbetriebe.
Dirk Monien, Leiter Tiefbau und Eigenbetriebe. | Bild: Wursthorn, Jens

Doch über Interessenbekundungen hinaus sei nichts geschehen. Für den Strebenaustausch habe sich niemand gefunden. Und auf den Strebenaustausch bauen alle anderen Arbeiten auf. So wird es wieder nichts mit der Sanierung des maroden Stegs.

Jetzt wird direkt verhandelt

Monien will nicht aufgeben. Er will den Siedlersteg retten. Nun werden die Arbeiten nicht mehr ausgeschrieben, sondern die Verwaltung geht in ein freihändiges Vergabeverfahren. Heißt: Es sind damit direkte Verhandlungen mit Holzbauunternehmen möglich. Sprechen, Vertrag schließen, sanieren.

OB Erik Pauly hofft derweil, dass Monien trotz der schlechten Nachrichten auch noch ein paar tröstende Wort für die Gemeinderäte mitgebracht hat. Doch der Tiefbau-Chef kontert: „Eher müsste ich getröstet werden.“

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Und die Räte? Die brauchen scheinbar keinen Trost, denn sie sind ganz ihn ihrem Element und haben viele Ideen. Die Bahn und der Ringzugbetreiber sollen sich an den Kosten beteiligen. Die Neigung des Daches ist viel zu flach. Anstatt eines Schindeldachs ist ein Metalldach besser. Oder eigentlich braucht es gar kein Dach. Holz ist sowieso kein Material für unsere Breitengrade. Der Steg soll abgerissen werden. Ein Plan B muss her. Oder besser noch: gleich eine neue Brücke.

Neubau? Viel zu teuer

Das ganz nimmt eine Richtung ein, die der Verwaltung so gar nicht gefällt. „Als ich die Zahl für einen Neubau gehört habe, habe ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, sagt der OB. Doch auch diese bildliche Sprache hilft nichts.

Erklärungen helfen nicht weiter

Monien versucht es mit Erklärungen: Ja, man habe beim Sanierungskonzept an einen Witterungsschutz gedacht. Doch, man kann Holzbrücken so bauen, dass sie witterungsbeständig sind. Nein, das mit dem Metalldach ist keine gute Idee. Zum einen wäre das optisch kein Gewinn, wenn nur ein Teil des Daches aus Metall ist, zum anderen wäre das auch nicht günstiger. Nein, es gebe keine Verträge, die die Bahn oder das Land zur Kostenbeteiligung verpflichten.

Noch muss der Siedlersteg nicht gesperrt werden.
Noch muss der Siedlersteg nicht gesperrt werden. | Bild: Johannes Haug

Doch all die Erklärungen helfen nichts. Vielleicht Emotionen? „Der Siedlersteg ist ortsbildprägend. Da hängen viele Donaueschinger dran.“ Deswegen gebe es auch noch keinen Plan B. Und deswegen mache es sich die Verwaltung auch nicht leicht und unternehme so einiges, um das Bauwerk doch noch zu sanieren. „Wir sind auch noch nicht am Punkt, wo wir den Siedlersteg sperren müssen.“

Was kostet ein neuer Siedlersteg?

Scheinbar helfen nur große Zahlen. Karl-Heinz Koch vom Büro Breinliner Ingenieure zögert. Aus gutem Grund: „Die erste Zahl, die im Gemeinderat genannt wird, bleibt hängen“, erklärt er. Wenn dann bei der konkreteren Planung andere Zahlen herauskommen, dann würde immer gleich auf die erste Zahl verwiesen.

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Doch dann tut er es doch: Fünf Millionen Euro für einen teilweisen Neubau. Da müssten aber Kompromisse eingegangen werden. Beispielweise bräuchte es für eine Barrierefreiheit eine 120 Meter lange Rampe. Die müsste irgendwo hin oder der Gemeinderat entscheidet eben, dass Barrierefreiheit nicht so wichtig ist. Fünf Millionen sorgen aber nur dafür, dass die Fußgänger über die Brigach kommen. Doch es gibt noch die Gleise.

Wenn‘s dann auch noch ein Neubau über die Bahnlinie geben soll, dann sei eher mit neun Millionen Euro zu rechnen. Ende der Diskussion und vielleicht sind ja beim Siedlersteg dann eben aller guten Dinge eben vier.