Im Verlauf der Pandemie wurde stetig an die Kunden appelliert, ihre Einkäufe möglichst kontaktlos zu bezahlen. Karte statt Bargeld war die Devise. Während Kunden die Zahlung schnell und problemlos abwickeln können, stehen für Händler bei jedem Transfer Gebühren an, die sich in ihrer Höhe je nach eingesetzter Karte unterscheiden. Wie sehen Einzelhändler die Entwicklung?

- Patrick Schmoll vom Herrenmodegeschäft Schmoll hat einen hohen Anteil an elektronischen Zahlungen – etwa 90 Prozent seiner Kunden zücken an der Kasse die Karte, schätzt der Inhaber. Für die Kunden sei das toll, für ihn als Händler entsteht aber dabei einiges an Kosten. „Früher ist das untergegangen“ sagt Schmoll, da nur wenige Kunden mit Karte bezahlt hätten. Heute würde sich dies aber häufen. Dennoch sieht Schmoll es als unverzichtbar an, die Kartenzahlung als Dienstleistung anzubieten. Einige Vorteile bieten sie ihm als Händler allerdings auch. Der wohl größte Vorteil: Kunden, die mit Karte zahlen, würden oft mehr ausgeben. Grund dafür könnte die fehlende Übersicht sein, die mit Bargeld gegeben sei. Darüber hinaus gebe es durch das elektronische Zahlungsverfahren auch weniger Aufwand. Früher war der Gang zur Bank an der Tagesordnung.

- Andrea Schneider von der Parfürmerie Butta ist selbst Fan von Kartenzahlungen, sowohl persönlich als auch für ihr Geschäft. Sie schätzt, dass etwa 80 Prozent der Kunden mit Karte bezahlen. Für sie sei das angenehmer als Bargeld, man kommt nicht in Kontakt und hätte insgesamt weniger Arbeit damit. Der Weg zur Bank müsse zwar trotzdem täglich zurückgelegt werden, es fühle sich aber angenehmer an, da wesentlich weniger Bargeld transportiert werden müsse.
Auch Schneider beobachtet, dass durch die Kartenzahlung mehr Geld ausgegeben wird. „Die Menschen sind zahlungsfreudiger“ als mit Bargeld, sagt Schneider. Trotz Gebühren sei es unerlässlich, die Möglichkeit der Kartenzahlung als eine Art „Lifestyle-Produkt“ anzubieten, auch um alle Kunden bedienen zu können. Für einige sei das ein entscheidender Grund, im Laden etwas zu kaufen; diese Kunden kommen dann gerne wieder.

- Gerhard Werb: Im Haushalts- und Spielwarengeschäft Thedy bezahlen laut Gerhard Werb etwa 60 Prozent der Kunden mit Karte – sogar Kleinstbeträge von unter einem Euro seien schon dabei gewesen. Die Tendenz zur elektronischen Zahlung war schon vor der Pandemie erkennbar, wurde dadurch allerdings nochmals verstärkt. Die Anbieter hätten entsprechend reagiert und erlauben es Kunden, bis zu 50 Euro ohne Eingabe der PIN zu bezahlen. Das mache es wesentlich leichter. „Manche scheuen sich noch“, meint Werb und kritisiert Einzelhändler, die die Möglichkeit für Kartenzahlungen an Bedingungen wie einen Mindestwert knüpfen. „Für Kunden ist das blöd.“

- Axel Beurer, Geschäftsführer von Morys Hofbuchhandlung, stellt ebenfalls einen durch die Pandemie verstärkten Trend zur Kartenzahlung fest. Inzwischen bezahlen mehr als die Hälfte seiner Kunden elektronisch. Für ihn bedeutet das „mehr Kosten am Ende des Monats“, sagt Beurer. Der Aufwand für ihn sei trotz weniger Bargeld in der Kasse der gleiche geblieben. Auch Beurer stellt fest, dass beim Bezahlen mit der Karte das ausgegebene Geld nicht sichtbar ist, weshalb es den Kunden weniger weh tue.