In Sachen Black Metal führt kein Weg an Imperium Dekadenz vorbei. Sie stehen mit Weltstars, wie Judas Priest oder Iron Maiden auf der Bühne und inspirieren sich durch den Schwarzwald. Die Musiker Christian Jakob und Pascal Vannier kommen eigentlich aus dem beschaulichen Schwarzwald, wohnen zwar nicht mehr hier, aber sie kommen immer gerne in die Heimat zurück.
„Das Album ist in einer Zeit entstanden, als die Bürgersteige hochgeklappt waren“, sagt Christian Jakob. Durch Ausgangssperren und Kurzarbeit hatten die beiden viel mehr Zeit. Was macht ein Musiker dann? „Man setzt sich an die Gitarre und schreibt Songs“, sagt er. Viele Ideen hätten die beiden gehabt. So sind über 20 Songs entstanden und acht haben es schlussendlich auf die Platte geschafft.
Sie haben das Know-How und ein professionelles Label im Rücken. „Unser Label Napalm Records ist das größte unabhängige Metal Label. Wir sind sicherlich dadurch gewachsen.“ Sie seien schon davor auf einem guten, professionellen Level gewesen. „Das Album jetzt ist die nächste Stufe“, so der Metal-Musiker. „Zudem haben wir deutlich mehr Erfahrung als zu Anfang unserer Karriere“, ergänzt Pascal Vannier.

Mehr Melancholie
Ihr neues Album sei direkt in die Album-Charts eingestiegen. Aktuell seien die Jungs auch sehr gefragt, das wird nicht zuletzt durch über 60 gegebene Interviews klar. „Das ist dann beides schon ein Hinweis auf ein gutes Album.“ Corona hat die Musiker auch geprägt: „Das ging schon auch ins Gemüt. Deshalb thematisiert diese Platte mehr Melancholie als auf den Alben zuvor“, so Vannier. Auch die Texte und das Cover folgen einem Konzept: Es gehe um Dunkelheit und Licht. Der Weg ins Licht könne blenden, die Dunkelheit habe etwas Geheimnisvolles. „Wir fühlen uns eben von dunkler Kunst angezogen und setzen dies in unseren Werken um“, sagt Jakob.
So fing alles an
2004 haben die Jungs im Schwarzwald angefangen. Da habe es noch sehr wenig Infrastruktur gegeben. Das sei heute teilweise auch noch der Fall. „Wir waren in der Region ziemlich alleine, was Black Metal angeht.“ Vannier meint das wörtlich, denn es gab genau zwei Musiker, die sich dafür fanden: Imperium Dekadenz. Dann hat sich langsam alles aufgebaut. „Hätte uns damals jemand gesagt, dass wir mal in 15 Ländern spielen werden, hätten wir nur gelacht“, ergänzt Jakob. Nach jedem Album ging es dann höher, besser und größer. „Uns hören Menschen auf dem ganzen Globus. Das ist einfach unbeschreiblich“, sagt Vannier. Schließlich gehört Imperium Dekadenz zu den drei größten deutschen Black-Metal-Bands. „Wir wollten es wissen und dazu hatten wir auch das Glück.“
Trotzdem arbeiten die Musiker noch Vollzeit. „Wir machen unsere Musik auf professionellem Niveau“, so Jakob. Dennoch leben sie nicht von der Musik, „wir möchten frei in der Kunst sein.“ Zudem sei es schwierig, mit Black Metal heutzutage wirklich groß zu werden. Wenn man mit dieser Musikrichtung davon leben wolle, müsse man in drei bis vier Bands gleichzeitig spielen. Die Band könnte zwar auch Vollzeit Musik machen, aber das wollen sie nicht. Schließlich sei Berufsmusik ein unsicheres Pflaster, Stichwort Corona und Inflation. Man müsse als Berufsmusiker 60 bis 80 Shows pro Jahr spielen. „Eine Tour ist extrem kräftezehrend und greift die Energie ab“, sagt Jakob.
Dies sei nicht Sinn der Sache: „Wir haben Spaß daran und wollen wachsen, unsere Band gedeihen sehen und nicht dauerhaft unterwegs sein“, sagt Vannier. Die Musiker der rund 100 Bands beim Wacken-Festival würden auch nur zu einem minimalen Prozentsatz Berufsmusiker sein. Imperium Dekadenz kennt ihren Wert: „Wir sind in Sachen Beruf und Bekanntheit in einer komfortablen Lage“, so Jakob. Somit seien sie nicht abhängig und müssen nicht überlegen, wie man am Ende des Monats die Miete zahlt.
Aufwand ist nicht zu unterschätzen
Die Band sei in Zeiten einer Albumproduktion und der Promotion-Phase ein Vollzeitjob. „Das ist brutal harte Arbeit.“ Die Band sei trotzdem dankbar für ihre Privilegien: „Wir leben unseren Traum.“ Wie Jakob und Vannier ihren Release gefeiert haben? „Wir waren ehrlich gesagt zu müde zum Feiern.“ Denn sie seien kräftemäßig an ihre Grenzen gekommen. „Wir haben im Stillen genossen.“
Ob Imperium Dekadenz auch Hörer im Schwarzwald hat? Im Vergleich zu früher habe es sich dann doch geändert. Zum Beispiel gebe es auch eine neue Metal-Konzertreihe in Villingen. „Es gibt auch Hörer im Schwarzwald“, sagt Jakob. Die Donauhalle könnten sie aber wahrscheinlich nicht füllen, schmunzeln sie. Die Eltern der beiden kommen aus Donaueschingen und Bräunlingen und berichten immer wieder, dass sie auf die Band der Söhne angesprochen werden.
Bezug zum Schwarzwald
„Mit den Masken zeigen wir indirekt unsere Heimatverbundenheit“, sagt Vannier. So wurden etwa die Masken in Grafenhausen von Simon Stiegeler angefertigt. „Die Masken sind ein Symbol der Fasnet.“ Jakob lebt zwar aktuell in der Nähe von Nagold, kommt aber aus Bräunlingen. „Ich bin fast jeden Monat in der Heimat und treffe alte Freunde und meine Familie.“ Die Fasnet hat er sich natürlich auch nicht entgehen lassen. „Meine Heimat hat mich geprägt, sie hat eine große Bedeutung für mich.“ Er ist begeistert von der Natur. „Ich bin früher jeden Tag nach der Schule in den Wald.“
Der Schwarzwald habe für ihn eine extrem wichtige Bedeutung. Er wandert gerne, inspiriert und erholt sich dort am liebsten. „Eine guten Beziehung zu unserer Heimat ist mir sehr wichtig“, sagt der Musiker. Aktuell wohnt Vannier in München, hat aber lange Zeit in Donaueschingen gelebt. „Die Landschaft hat eine solch besondere Atmosphäre. “Der Schwarzwald sei wie Urlaub für ihn. Man könne sich erholen und neu justieren. „Ich schöpfe Kraft aus der Region“, sagt er.
„Die Platte habe jetzt schon alle bisherigen Veröffentlichungen übertroffen“, sagt Jakob. Sie ist im ersten Drittel der Deutschen Album-Charts und hat außerordentlich gute Rezensionen. „Was will man sich mehr wünschen.“ Konzerte sind aktuell auch in Planung. „Ich habe als Kind getan als ob und nun stehe ich auf jenen großen Bühnen, wo ich damals meine Helden bewunderte.“ Das könne man kaum realisieren, ihr Traum sei wahr geworden.