Im Pfaffental bei Grüningen hat die Bundeswehr die – laut eigener Aussage – „modernste Schießanlage Deutschlands“ gebaut. 25 Millionen Euro hat die Anlage gekostet. Die Einrichtung ist zwar schon in Betrieb, wird aktuell jedoch noch eingeschränkt genutzt. Die Auswertung einer Lärmschutzprüfung läuft noch. Durch sie soll auch das Übungsschießen unter Nachtbedingungen möglich werden. Das Ergebnis erwartet die Bundeswehr im vierten Quartal.
Skepsis im Umfeld
Solche Nachrichten werden nicht überall in Donaueschingen freudig vernommen. Mit einigem Entsetzen wurde das etwa in der Wohnanlage „Ehemaliges Lazarett“ von dortigen Bewohnern wahrgenommen. Die Anlage der Bundeswehr ist etwa einen Kilometer davon entfernt. „Wir sind voll in der akustischen Linie“, sagt Karl-Friedrich Wentzel. Er wohnt beim ehemaligen Lazarett und vernimmt schon geraume Zeit die Geräuschkulisse der Bundeswehr: „Wir verfolgen hier seit 23 Jahren, dass hier geschossen wird“, sagt Wentzel. Früher habe man gewusst, „das sind die Franzosen. Die gehen hinter, dann knallt es.“
Wann wird geschossen?
Das tut es auch heute noch vom Standortübungsplatz der Bundeswehr. Hier wünscht sich Wentzel mehr Transparenz: „Wir wissen nicht, wann geschossen wird.“ Die Bundeswehr sei mittlerweile so attraktiv geworden, dass sie entsprechend ausbaut. „Geschossen wird bei Tag und Nacht“, sagt Wentzel. Vor einigen Wochen sei er in der Nacht nach Hause gekommen und habe „ein Geknalle wie zu Silvester“, erlebt. Das Schießen hat Wentzel auch dokumentiert und mit dem Mikrofon seines Handys aufgezeichnet.
Nachtübungen
Dabei stellt Wentzel klar: „Es ist immer heikel, wenn es um Lärm geht. Aber ich bin der letzte, der fordert, dass es immer ruhig sein soll. Und ich habe auch kein Problem mit der Bundeswehr.“ Wenn man allerdings wüsste, wann ein Manöver stattfinde, „dann könnte man sich darauf einstellen.“ Wentzel fragt sich zudem, wie gewährleistet werde, dass die Geräusch-Belästigung auf einem erträglichen Maß gehalten werde. Da stehe natürlich einiges an Befürchtungen im Raum: „Es wird ja in Erwägung gezogen, in der neuen Anlage auch nachts zu schießen.“

Was sagt die Stadt dazu?
Dort wird betont, dass man in regelmäßigen Abständen, auch in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr Überprüfungen vornehme. „Außerdem stehen Stadtverwaltung und Bundeswehr in regelmäßigem Kontakt und Austausch“, erklärt Jennifer Schwörer von der städtischen Pressestelle. „Die von der der fachlich vorgesetzten Institution der Bundeswehr vorgegebenen Belastungsmengen hinsichtlich Zeit und Munition werden sowohl von der Schießanlage als auch vom Standortübungsplatz stets eingehalten“, erklärt sie weiter. Das betreffe allerdings derzeit nicht das Schießen in der Nacht: „Die derzeitige vorläufige Genehmigung für die Schießanlage im Pfaffental schließt ein Nachtschießen gänzlich aus“, sagt Schwörer. Das Bundesimmissionsschutzgesetz gelte auch für die Bundeswehr.
Sache im Detail nachgegangen
Bei der Stadt sei zudem im Juni die Beschwerde eines Bewohners im Bereich Buchberg eingegangen. Die Stadtverwaltung sei dieser Sache „im Detail nachgegangen.“ In den Zeiten, in denen der Bürger die Schießgeräusche vernommen haben soll, „ zum Teil auch nachts oder an Wochenenden, haben sowohl auf der Schießanlage als auch auf dem Standortübungsplatz keinerlei Übungen stattgefunden“, sagt Schwörer. Nach den intern erfolgten Prüfungen sei es also schwer nachvollziehbar, woher die beschriebenen Belästigungen stammen. „Zudem gingen keine anderweitigen Beschwerden von Anwohnern bei der Stadtverwaltung ein.“
Starkes Rechtsbewusstsein
Wentzel will indes agieren und nicht bloß reagieren. Sei schließlich alles in Stein gemeißelt, dann sei es zu spät: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich habe allerdings die Befürchtung, es ist jetzt schon zu spät.“ Wentzel fragt sich, ob die Messungen der Bundeswehr überprüfbar und einsehbar seien. „Ich habe ein starkes Rechtsbewusstsein. Wenn ich merke, dass man durch solche Maßnahmen bedrängt wird, dann stehe ich auf die Hinterbeine.“ Jetzt da die neue Anlage hinzugekommen sei, „überlagern sich die Probleme. Zumindest die Zeiten sollten eingehalten werden.“
Als er sein Haus beim ehemaligen Lazarett erworben habe, sei das Gebiet laut Bebauungsplan als Naherholungsgebiet ausgezeichnet gewesen: „Das war mit ein Grund, warum wir hierher gekommen sind.“ Das dumpfe Geknalle, das er auch im Büro vernehme, sei in seiner Art und der Dauer „unerträglich.“ Und Wentzel fragt sich, wie es zukünftig für junge Familien werde, die im neuen Buchberg-Viertel ihre Zelte aufschlagen wollen. „Wenn die Bundeswehr üben muss, dann soll sie das tun“, sagt er – und wünscht sich klare Regeln, die eingehalten werden müssen.
Wie sind die neuen Wohnungen am Buchberg geschützt?
„Die Stadt Donaueschingen geht davon aus, dass basierend auf umfassend durchgeführten Lärmuntersuchungen und Messungen der Schutz vor Geräuschen sowohl von der Schießanlage als auch vom Standortübungsplatz im neuen Wohngebiet am Buchberg dauerhaft sichergestellt ist“, sagt Jennifer Schwörer.