Stefan Heimpel

Von einer erlebnisreichen Reise ist nun der Furtwanger Förster Richard Kugele zurückgekehrt: er fuhr mit dem Fahrrad der Donau entlang bis zur Mündung ins Schwarze Meer. Am Ende stand zum einen ein Besuch in der Stadt Wylkowe an der Donaumündung auf dem Programm, mit der die Stadt Furtwangen als Stadt am Donau-Ursprung seit einiger Zeit freundschaftliche Beziehungen pflegt. Ein weiteres Ziel war die Suche nach den familiären Wurzeln in einem Dorf in der Ukraine.

Sabbatjahr eröffnet Chancen

Am 1. Juli des vergangenen Jahres begann für Richard Kugele ein sogenanntes Sabbatjahr, er ließ seine Tätigkeit beim Furtwanger Forstamt für ein Jahr, also bis zum Ende dieses Monats, ruhen. Dieses Sabbatjahr sollte ihm die Möglichkeit geben, für seine restlichen Jahre im Dienst noch einmal Kraft zu schöpfen. Zum anderen wollte er große Pläne realisieren, für die die Zeit im Urlaub und in den Ferien nicht ausreichte.

Familiäre Bindungen

So war er bereits im vergangenen Sommer gemeinsam mit seiner Frau für drei Monate zu Besuch bei seiner Tochter in Pakistan. Ein weiteres Ziel, das ihm schon seit dem 15. Lebensjahr vor Augen schwebt, ist die Fahrt mit dem Fahrrad zur Donaumündung. Denn es gibt starke familiäre Bindungen zur Donau. Die Mutter gehört zu den Donauschwaben und kam während des Krieges dann aus Bosnien nach Deutschland. Ihre Heimat hatte Richard Kugele schon besucht. Der Vater stammt aber aus den deutschen Siedlungen in Bessarabien. Und dessen Heimatdorf in der heutigen Ukraine hatte Richard Kugele noch nie gesehen.

Städte knüpfen Beziehungen

Als er nun 1995 seine Arbeitsstelle in Furtwangen antrat, direkt am Ursprung der Donau, wurde dieser Wunsch noch stärker. Die seit 2017 entstehenden freundschaftlichen Beziehungen der Stadt Furtwangen mit der Stadt Wylkowe an der Donaumündung in der Ukraine tat ihr Übriges dazu.

39 Tage im Sattel

Am 18. April startete er mit dem Fahrrad an der Donauquelle beim Kolmenhof. Die erste fünf Tage wurde er noch von seiner Frau begleitet, zwölf weitere Tage bis Budapest war ein Freund mit ihm unterwegs. Den restlichen Weg legte er alleine zurück, aber konnte sich immer wieder anderen Rad-Reisenden anschließen. Insgesamt dauerte seine Fahrt mit dem Fahrrad 39 Tage und führte durch zehn Länder. Dabei legte er mit dem Rad 3974 Kilometer zurück.

Richard Kugele am Ziel in Wylkowe.
Richard Kugele am Ziel in Wylkowe. | Bild: Kugele

Die ganze Reise verlief problemlos, auch mit dem Fahrrad gab es keine technischen Probleme. Den einzigen Platten auf seinem Weg gab es erst ganz am Schluss kurz vor dem Ziel. Nachdem er „eingefahren“ war, sei er immer froh und guter Laune unterwegs gewesen. Dabei habe er es genossen, mit dem Fahrrad relativ langsam unterwegs zu sein. Damit sei man offen für die Umgebung, für die Landschaft, für die Menschen am Straßenrand und auch für die Gerüche von den Blumen bis zum Müll.

Gründliche Grenzkontrolle

Auch die Route war einfach zu finden, bis Ungarn gibt es sogar den offiziellen Donau-Radweg. Aber auch in den anderen Ländern konnte man sich gut orientieren. Auch die Grenzübergänge waren problemlos. Lediglich an der Grenze zur Ukraine, das sich als im Kriegszustand versteht, wurde gründlich kontrolliert. Und nicht zuletzt waren dann auch die Wege und Straßen in der Ukraine nicht einfach zu finden. Übernachtet hat Richard Kugele zum Teil im Zelt auf Campingplätzen, aber genauso auch in Pensionen und Hotels. Zweimal wurde er auch direkt bei der Suche nach einer Unterkunft von den Einheimischen angesprochen und zum Übernachten eingeladen.

Erster Tourist aus Furtwangen

Und dann erreichte er sein Ziel, das Mündungsgebiet der Donau. Erste Station war die Stadt Wylkowe in der Ukraine, wo er als Besuch aus Furtwangen herzlich willkommen geheißen wurde. Hauptamtsleiter Marcel Schneider hat ihn auch schon angekündigt. Nach den offiziellen Besuchern aus Furtwangen war er nun der erste Tourist aus Furtwangen in dieser Stadt an der Donaumündung.

Gut essen und entspannen

Richard Kugele war sehr angetan von dieser Region. Wer sich entspannen oder auch gut essen möchte, dem sei Wylkowe als Ferienort empfohlen. Mit einem Vertreter der Stadt konnte er auch eine Bootsfahrt ins Mündungsgebiet der Donau zum „Kilometer 0“ unternehmen. Dann ging es wieder ein wenig zurück in das Landesinnere: er machte sich auf die Suche nach den Spuren seines Vaters. Er fand dann auch das Dorf, auf Deutsch „Wittenberg“ und auf Russisch „Malojaroslavetz“. Hier hatte er dann weitere interessante Begegnungen beim Eintreffen an der Schule, die in der ehemaligen Kirche untergebracht war.

Aufnahme bei Auswanderern

Und nicht zuletzt lernte er dort eine Familie kennen, die vor einigen Jahren aus Deutschland hierher ausgewandert war und die ihn herzlich willkommen hieß. Auch den Hofplatz seiner Vorfahren konnte er finden, allerdings neu bebaut. Und schließlich gab es noch einen Besuch auf dem örtlichen Friedhof. Auf den verwitterten Grabsteinen fand er manchen der ihm noch bekannten Namen, auch aus der eigenen Verwandtschaft. Sogar der Name „Kugele“ tauchte einmal auf.

Und nun ging es zurück, denn nun war der Mündungsbereich auf der anderen, der rumänischen Seite das Ziel. Allerdings musste er hier Umwege von rund 200 Kilometer in Kauf nehmen. Denn der direkte Rückweg führte über Moldawien, doch die Grenze war für Ausländer gesperrt. Und dann musste er auch auf der rumänischen Seite noch ein großes Stück wieder die Donau aufwärts fahren, bis er dann die Straße zur Donau-Mündung erreichte.

Förster mit Dienstboot

Auch dort gab es noch einmal interessante Begegnungen. Denn erst wenige Wochen zuvor hatten Vertreter des dortigen Forstamts Furtwangen besucht. Auch er war bei diesem Besuch mit dabei gewesen. Und der Leiter des rumänischen Forstamtes an der Donaumündung ermöglichte ihm noch einmal einen spannenden eintägigen Ausflug mit dem Dienstboot in den Mündungsbereich, unter anderem zu den Rückzugsgebieten der Pelikane.

Schließlich ging es wieder zurück in die Heimat, dieses Mal allerdings zuerst mit dem Fernbus und dann mit dem Zug. Nur die letzten Kilometer das Bregtal hinauf bis Furtwangen stieg Richard Kugele noch einmal aufs Rad.