Furtwangen/Kanton St. Gallen Der Beruf des Lokführers hat zwar seit Jahren einiges an Romantik eingebüßt, aber eine 6250 PS starke Schweizer Elektrolok zu steuern und zu beherrschen, übt doch immer noch eine große Faszination aus. Möglich wurde dies für sieben Mitglieder des Modelleisenbahnclubs Oberes Bregtal (Mecob), nachdem die Vereinsmitglieder Heinz Sauerburger und Peter Fehrenbach einen Kontakt zum Schweizer Modellbahnclub in Flawil im Kanton St. Gallen hergestellt hatten.
Dem Modelleisenbahnclub Flawil, der etwa 50 Mitglieder hat, wurde laut Mecob-Mitteilung Anfang der 1970er Jahre eine ehemalige Schutzbunkeranlage als Vereinsheim zur Verfügung gestellt. Diese relativ große Anlage nutzte das Team, um eine fiktive schweizerische Landschaft perfekt ins Modell umzusetzen. Gleichzeitig wurde Wert auf die vorbildgetreue Umsetzung der Eisenbahntechnik mit Zügen und Betriebsabläufen gelegt. Vorbildliche Stellpulte und eine Elektrolok des Typs Re 4/4 II ermöglichen es nun, die Faszination der traditionellen Eisenbahner-Berufe Lokführer und Fahrdienstleiter nachzuvollziehen. Ein ehemaliger Lokführer der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bat die Hobbyeisenbahner aus dem Schwarzwald in den Lokführerstand – und nach einer kurzen Einweisung wurde das rote Lok-Kraftpaket in Bewegung gesetzt. Nach dem Abfahrbefehl des Betriebsleiters wurde der Wendeschalter auf Fahrt-vor gesetzt, dann das Führerbremsventil gelöst und mit dem sogenannten Fahrschalter beschleunigt. Anfänglich war jeder Teilnehmer der Fahrprüfung natürlich noch etwas übervorsichtig, jedoch wurden die Handgriffe nach und nach routinierter und sicherer.
Im Simulator durch die Schweiz
Natürlich erfolgte die Fahrt nicht im Original von St. Gallen nach Zürich, sondern in einem Lok-Simulator. In diesem wird ein möglichst realistischer Bahnbetrieb nach dem Vorbild der SBB abgebildet, ergänzt durch die Stellwerktechnik Domino 55, Domino 67 und das ESTW. Mit einem Videowagen wird die Strecke der Modelleisenbahnanlage in Echtzeit aus Lokführer-Perspektive aufgenommen und auf eine Leinwand projiziert. Aufgrund der Streckenansicht mit den Signalen muss der Lokführer den realen Führerstand bedienen. Diese Manipulationen am Führerstand werden von einem Simulationsprogramm verarbeitet und die aktuelle Geschwindigkeit der Lok berechnet. Diese wird an die Modell-Lok ausgegeben, welche einen Videowagen schiebt. Damit auch die Streckenparameter wie Neigung oder Kurvenradius in die Simulation mit einfließen, wird von der Anlagensteuerung die aktuelle Position des Videowagens auf der Modellbahnanlage dem Simulationsprogramm gemeldet. Der ehemalige SBB-Lokführer bescheinigte in jedem Fall allen Teilnehmern des Modelleisenbahnclubs Oberes Bregtal ein gutes Fahrgefühl. Er sagte, nicht wenige hätten durchaus das Talent und das Können, bei der schweizerischen Bundesbahn als Lokführeranwärter einzusteigen. (pm)