Furtwangen/Vöhrenbach – Die Firma Siventis aus Vöhrenbach hat Genehmigungsanträge für insgesamt acht Windkraftanlagen im Bereich Furtwangen und Vöhrenbach beim Landratsamt eingereicht. Vor Ort sind die Bedenken teilweise groß. Drei der Windkraftanlagen sollen auf der Linacher Höhe entstehen, fünf weitere auf dem Rappeneck. Eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Gegenwind Oberes Bregtal 2.0“ hat sich gegründet und sieht die Vorhaben kritisch. Dabei werden nicht nur Bedenken wegen der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes laut, sondern auch ein Wertverlust von Immobilien befürchtet, ebenso gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Lärm und Infraschall sowie negative Auswirkungen auf die Umwelt und anderes mehr aufgelistet. Was meint der von Siventis beauftragte Projektentwickler Badenova mit Sitz in Freiburg dazu? Sebastian Schüssler, Leitung Projektentwicklung Windenergie bei Badenova, geht auf die Argumente ein.
- Auswirkungen auf Immobilien: Die Sorge sei bekannt, dass Immobilien durch die Nähe von Windkraftanlagen an Wert verlieren könnten. „Ein Windpark kann einer von vielen Einflüssen auf dem Immobilienmarkt sein“, so Schüssler. Aber er verweist dabei auch auf Studien, die zeigten, „dass die Befürchtungen eines Werteverlusts von Immobilien durch den Bau von Windenergieanlagen unbegründet sind“.
- Schattenwurf: Die auf der Linacher Höhe geplanten Anlagen haben eine Bauwerkshöhe von rund 250 Metern, die auf dem Rappeneck von 262 Metern. Angesichts dieser Ausmaße wird von Gegnern der Schattenwurf der Anlagen angeführt. Schüssler verweist auf gesetzlich festgelegte Grenzwerte von maximal 30 Minuten Schattenwurf pro Tag, beziehungsweise maximal acht Stunden realer Beschattungsdauer pro Jahr. „In den Anlagen ist ein Lichtsensor verbaut, der den Schattenwurf misst und gegebenenfalls die Anlage abschaltet, bis sich der Sonnenstand so verändert hat, dass der Schatten nicht mehr auf das betreffende Haus fällt.“
- Lärm: Gesundheitliche Risiken sehen Gegner auch beim Infraschall und der Lärmbelästigung. Bei den Lärmemissionen von Windkraftanlagen verweist Schüssler auf geltende Grenzwerte, die für alle Arten von Gewerbelärm verbindlich seien und den Gesundheitsschutz sicherstellten. Infraschall sei ein Schall im tieffrequenten Bereich. „Infraschall kommt überall in der uns umgebenden Umwelt vor, ist bei geringerem Schalldruckpegel allerdings nicht spürbar.“ Umfassende Studien hätten widerlegt, dass der von Windenergieanlagen ausgehende Infraschall gesundheitsschädlich sein könne. „Beim Autofahren ist man einer um ein Vielfaches höheren Infraschallbelastung ausgesetzt.“ Selbst eine Waschmaschine im Keller erzeuge mehr Infraschall als eine Windenergieanlage.
- Umwelt: Auswirkungen auf die Umwelt würden vorher durch erfahrene Umweltgutachterbüros geprüft und in Gutachten festgehalten. Diese seien dann Bestandteil der Antragsunterlagen, die das Landratsamt überprüft. „Mit der Genehmigung erhalten wir dann Auflagen für den Bau und Betrieb der Anlagen, so zum Beispiel die Abschaltung der Anlagen zum Schutze der Fledermaus“, informiert Schüssler. „Wir achten bei der Planung darauf, den Eingriff in den Wald zu minimieren und versuchen bestmöglich, bestehende Strukturen zu nutzen, so werden Forstwege als Zuwegung für den Baustellenverkehr genutzt.“ Die Gesamtheit der Maßnahmen werden bilanziert und müssen gemäß den Vorgaben der Genehmigung ausgeglichen werden.
- Rückbau: Die Rückbaukosten für Windkraftanlagen lägen nicht beim Grundstückseigentümer und der Stadt, sondern beim Betreiber, informiert Schüssler, also der Siventis. Die Rückbaukosten seien über eine Bankbürgschaft beim Landratsamt abgesichert. Nach einem Rückbau werde die gesamte Fläche wieder forstwirtschaftlich nutzbar hergestellt.
- Beteiligung der Öffentlichkeit: Die Gegner reklamieren eine mangelnde Beteiligung am Entscheidungsprozess. Schüssler verweist auf die Einbindung der Öffentlichkeit. So habe es Bürgerinformationsveranstaltungen gegeben, für Linach im Juni 2023 und für das Rappeneck im März 2025. Die Vorhaben seien außerdem in öffentlicher Sitzung von den Gemeinderäten diskutiert worden. „Der große Vorteil bei den Windparkvorhaben in Linach und am Rappeneck ist, dass die Menschen, die diese Idee ins Leben gerufen haben, Menschen vor Ort sind.“ Die Türen von Siventis und Badenova stünden jedem offen, und „Sorgen und Ängste werden ernst genommen“, so Schüssler.