Eine Klingel gibt es bei Thomas Braun nicht, doch hinter dem Haus kümmern sich Ehefrau Ulrike und Tochter Klara gerade um die Tiere. Der Bürgermeisterkandidat selbst ist aktuell noch in Aulfingen. Schließlich ist es die letzte Wahlkampfwoche und das bedeutet Endspurt.

Thomas Braun kommt nach Hause Video: Rieger, Stefan

Die Entscheidung der Familie, 1998 nach Kirchen-Hausen zu ziehen, hatte vor allem einen Grund: „Wir haben hier richtig viel Platz“, erklärt Thomas Braun. Denn hinter dem Haus erstreckt sich ein riesiger Garten. Früher sah es hier anders aus: „Es war eine richtige Wildnis“, blickt Braun zurück. Das hat sich geändert. Ganz am Ende steht ein Blockhaus.

Idylle mit Telefonzelle: Direkt neben dem Blockhaus steht eine ausgediente Telefonzelle, die heute als stilles Örtchen dient.
Idylle mit Telefonzelle: Direkt neben dem Blockhaus steht eine ausgediente Telefonzelle, die heute als stilles Örtchen dient. | Bild: Stephan Rieger

„Eigentlich sollte es ja nur ein Gartenhäuschen werden“, erklärt der 50-Jährige. Doch das Häuschen ist ein wenig größer geworden, und bietet genügend Platz, dass Braun hier auch übernachten kann. Auch das Wahlkampfbüro ist hier zu finden. „Ich mag es einfach in der Natur zu leben“, erklärt er. Es ist nicht ganz konventionell, doch das stört die Brauns nicht. „Es ist egal, was die Leute sagen. Wir sind halt anders als andere“, erklärt Ulrike Braun und Tochter Klara fügt hinzu: „Wäre ja auch schlimm, wenn alle gleich wären.“ Thomas Braun erklärt: „Wir leben schon miteinander. Familie spielt sich überall hier ab.“ Mal isst man vor dem Blockhaus, mal im Haus – ganz so wie es gerade gefällt. Nachts hat Thomas Braun gern die Türe auf. Dann hört er die Aitrach, die direkt hinter dem Blockhaus vorbeirauscht, und die Autobahn rauschen.

Thomas Braun am Bach Video: Rieger, Stefan

Doch nicht nur hinter dem Blockhaus gibt es Wasser: Davor liegt ein Pool. Trotz der Hitze ist aktuell hier Baden nicht so angesagt. Frösche und Kröten haben das Wasser für sich als Laichplatz entdeckt. Normalerweise wird der Pool ja immer am Karfreitag geputzt. Doch so würde man den Fröschen und Kröten den Nachwuchs dabei wegnehmen. „Das tut mir viel zu weh“, sagt Thomas Braun. Viel mehr als über das eigene Badevergnügen freut er sich über die kleinen Frösche, die sich schon aus den Kaulquappen entwickelt haben.

Der Swimmingpool ist jetzt ein Biotop. Kleine Frösche, Kröten und andere Amphibien haben den Pool kurzerhand in Beschlag genommen. ...
Der Swimmingpool ist jetzt ein Biotop. Kleine Frösche, Kröten und andere Amphibien haben den Pool kurzerhand in Beschlag genommen. Tierfreund Thomas Braun sieht es gelassen. | Bild: Stephan Rieger

Tiere gibt es reichlich bei den Brauns. Wie viel sind es denn? „Also wir haben allein 20 Hühner“, erklärt Klara Braun. Die legen zwar Eier, gegessen werden sie aber nicht. „Bei uns sterben die Tiere an Altersschwäche“, so die 24-Jährige und fügt hinzu: „Aber sie werden bei uns immer richtig steinalt.“ Ungefähr 100 Tiere werden es schon sein. Eines davon wohnt gerade mit Thomas Braun im Blockhaus: eine Elster.

Das neueste Tier im Haushalt von Thomas Braun: Diese kleine Elster wurde am 3. Juni von Artgenossen in Geisingen attackiert. Thomas ...
Das neueste Tier im Haushalt von Thomas Braun: Diese kleine Elster wurde am 3. Juni von Artgenossen in Geisingen attackiert. Thomas Braun kam dazu und rettete den Jungvogel, den er derzeit liebevoll aufpäppelt. | Bild: Stephan Rieger

Am Tag, als der Wahlausschuss getagt hat, war Braun auf dem Weg ins Rathaus. Beim Pflegeheim entdeckte er eine Elster, die sich in einem Nylonfaden verfangen hatten. „Junge Elstern haben auf sie eingehackt“, blickt Braun zurück. Er rettete das Tier, rief seine Tochter an, weil er ja ins Rathaus musste. Die Tochter brachte den Vogel nach Hause, der Vater ging ins Rathaus. „Ich kam drei Minuten zu spät, da war schon alles vorbei“, so der Bürgermeisterkandidat. Und seither lebt die Elster bei ihm – vorübergehend. „Ich will sie nicht zähmen. Sie wird wieder freigelassen.“ Sobald sie sich eben erholt hat.

Wasser für das Gänsebad: Bei Thomas Braun hat jedes Tier sein eigenes Plätzchen zum Wohlfühlen.
Wasser für das Gänsebad: Bei Thomas Braun hat jedes Tier sein eigenes Plätzchen zum Wohlfühlen. | Bild: Stephan Rieger

Es ist die Liebe zu den Tieren, die alle drei Brauns vereint. Gänse, Ponys, ein Pferd und auch ein Lama sind im Garten zu finden. Letzteres war ursprünglich in einem Zirkus zuhause. „Tierschützer haben es freigelassen und bei der Flucht hat es sich verletzt“, erklärt Thomas Braun. Seither ist es ein lahmes Lama. Doch das geht im Zirkus eher weniger und so hat das Lama ein neues Zuhause bei den Brauns gefunden. Vielen der Tiere ging es so. Igel wurden aufgezogen oder kleine Ziegen mit der Flasche aufgepäppelt. Viele Geschichten gibt es zu den Tieren. Beispielsweise trinkt ein Pony gerne Malzbier – aus der Flasche.

Das Pony trinkt Malzbier Video: Rieger, Stefan

Doch nicht nur Tiere gibt es bei den Brauns zahlreiche zu entdecken. Auch die Geisinger Geschichte ist überall präsent. Eigentlich könnte man daraus ein richtiges Heimatmuseum machen. Als die alte Festhalle abgerissen wurde, waren auch die alten Turngeräte überflüssig. „Die sind jetzt alle hier“, erklärt Braun.

Sein Herz hängt an alten Dingen: Dieser Barren stammt aus der ehemaligen Geisinger Festhalle, die längst abgerissen ist. An ihm hat ...
Sein Herz hängt an alten Dingen: Dieser Barren stammt aus der ehemaligen Geisinger Festhalle, die längst abgerissen ist. An ihm hat Thomas Braun als Kind geturnt. | Bild: Stephan Rieger

Auf dem Barren haben beispielsweise sowohl Vater Braun, als auch Tochter Braun geturnt. Und auch Generationen anderer Geisinger Familien. Ein Stückchen Geschichte gibt es auch beim gemauerten Ofen zu entdecken: Als der Schopf bei der „Alten Gerbe“ abgerissen wurde, waren richtig alte Balken übrig. Die tragen nun das Dach über dem Grill, einst waren sie laut Braun aber Fundamentbalken des alten Längeschlosses.

Stolz ist Thomas Braun auf seinen gemauerten Opfen, in dem man auch Pizza backen kann. Die Holzbalken rechts stammen übrigens vom alten ...
Stolz ist Thomas Braun auf seinen gemauerten Opfen, in dem man auch Pizza backen kann. Die Holzbalken rechts stammen übrigens vom alten Längeschloss, das schon lange nicht mehr steht. | Bild: Stephan Rieger

Doch wo liegt nun eigentlich der Lieblingsplatz von Thomas Braun? „Wenn ich richtig Kraft tanken will, dann fahre ich zum Ranze-voll-Wäldle“, erklärt Braun und steigt in seinen Feierbus, der zum Wahlkampfbus umfunktioniert worden ist.

Thomas Braun fährt davon Video: Rieger, Stefan

Es geht hinaus aus Kirchen-Hausen, durch Geisingen hindurch, hinauf auf den Roßberg in Richtung des Wanderparkplatzes. Auf der rechten Seite liegt das „Ranze-voll-Wäldle“.

Ankunft am Ranze-Voll-Wäldle Video: Rieger, Stefan

Doch woher kommt der Name? „Hier hat immer jemand seinen Grünschnitt und den Inhalt des Katzenklos entsorgt“, sagt Braun. Also stellt er ein Schild auf, auf dem stand, wer hier seinen Müll entsorgt, bekomme den „Ranzen voll“. Auch ein Bänkchen hat Thomas Braun hier aufgestellt.

Das ist der liebste Platz des Bürgermeisterkandidaten Thomas Braun: Die von ihm errichtete Bank am Roßberg. Hier sitzt er gerne und ...
Das ist der liebste Platz des Bürgermeisterkandidaten Thomas Braun: Die von ihm errichtete Bank am Roßberg. Hier sitzt er gerne und denkt nach oder genießt den Blick in die Region. | Bild: Stephan Rieger

Den Anlass dazu lieferten zwei ältere Geisingerinnen, die den Weg hinaufspazierten. Braun mähte damals dort gerade den Rasen und hörte, dass die beiden Damen gerne eine Rast einlegen würden, ihnen aber ein Bänkchen fehlen würde. Und dass das doch der beste Platz wäre. „Ich habe gesagt: ‚Wenn ihr ein Bänkchen wollt, dann bekommt ihr ein Bänkchen„, so Braun. Und von dort hat man einen wunderbaren Blick über Geisingen. „Das ist meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen und hier tanke ich Kraft“, sagt der 50-Jährige.

„Das ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen.“ Bürgermeisterkandidat Thomas Braun steht auf dem Roßberg, im Hintergrund ...
„Das ist meine Heimat, hier bin ich aufgewachsen.“ Bürgermeisterkandidat Thomas Braun steht auf dem Roßberg, im Hintergrund Geisingen. | Bild: Stephan Rieger