Noch fehlt an manchen Stellen der Boden und auch die Akustikdecke hängt noch nicht in allen Räumen, doch am 31. August soll im ehemaligen Schulhaus von Behla alles fertig sein und der neue Kindergarten ganz offiziell seine Türen eröffnen.

Sabrina Haberland, die die neue Einrichtung leiten wird, kennt den ehrgeizigen Zeitplan, schließlich müssen noch die beiden Kindergärten aus Sumpfohren und Hausen vor Wald umziehen. Während der Nachwuchs drei Wochen Sommerpause hat, werden die Erzieherinnen sich mit zwei Wochen begnügen, denn in der letzten Augustwoche steht Kistenschleppen an.
Doch der Zeitplan wird gehalten: „Wer am 31. August hier reinkommt, soll sagen: Wow, da würde ich auch gerne noch einmal Kind sein“, sagt Haberland. So manchem Ortschaftrat ging es allerdings schon bei der Besichtigung der Räume und der Vorstellung des Konzeptes so.

Denn obwohl das Gebäude ursprünglich für den Unterricht von Schülern geplant worden ist, bleibt bei den Erzieherinnen kein Wunsch offen – schließlich wurden sie bereits bei den Planungen miteinbezogen. „Es war ein Geben und ein Nehmen“, erklärt Haberland. Denn während die Erzieherinnen ihre Erfahrung einbrachten, konnten die Planer Bernhard Streit und Jochen Spieß genau sagen, was geht und was eben nicht. Herausgekommen ist ein wahres Kinderparadies, das auch durch das entsprechende Konzept möglich wird.
Zwar gibt es noch die einzelnen Gruppen, damit die Kinder auch ihre Bezugspersonen haben. Aber nach dem Morgenkreis soll jedes Kind selbst entscheiden: Was möchte ich heute machen? Und mit wem möchte ich es machen? Dazu werden die drei Gruppenräume, die auch jeweils einen Intensivraum haben, zu Themenbereichen.
Jedes Zimmer ist einem anderen Thema gewidmet
So gibt es ein Kreativzimmer, wo gemalt, geknetet und gebastelt werden kann. Ein Spielezimmer, wo gepuzzelt werden kann und Gesellschaftsspiele auf die Kleinen warten. Ein Zimmer, das für die Rollenspiele vorgesehen ist und das bei Bedarf auch immer wieder angepasst werden soll: Beispielsweise wenn die Kinder gerade mehr Arztpraxis spielen wollen als Einkaufen. Ein Ruhebereich, wo sie runterkommen können und beispielsweise Bilderbücher anschauen können. Und natürlich auch ein Konstruktionszimmer zum Bauen und ein Musikzimmer zum Tanzen und Musizieren.
„Wir wissen, ein Kind lernt am Besten an seinen Interessen“, erklärt Haberland, die zuvor fünf Jahre die Einrichtung in Riedöschingen geleitet hat. Es bringe nichts, ein Kind zum Puzzeln zu zwingen, wenn es das nicht will. Anstatt dessen müssten die Erzieherinnen die Interessen durch Beobachten erkennen und dann das Kind dementsprechend fördern.
Mit dem offenen Konzept sei es den Erzieherinnen auch viel besser möglich, sich intensiver mit den Kindern zu beschäftigen, als wenn alles in einem Raum stattfinde. Mit Listen soll entsprechend dokumentiert werden, wo sich die einzelnen Kinder aufhalten. „Das erfordert auch Flexibilität von den Erzieherinnen“, erklärt die Leiterin. In der wöchentlichen Dienstbesprechung soll dann alles zusammengeführt werden und auch Einzelfälle besprochen werden.
Doch es ist kein Konzept, das allein von der Leiterin stammt
„Wir haben das zusammen erarbeitet und die Erzieherinnen konnten das selbst gestalten“, erklärt Haberland, die darin auch einen Grund sieht, dass der Kindergarten Behla nicht mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat. Alle 15 Stellen sind bereits zum Start besetzt, darunter auch sieben neue Kräfte. Lediglich ein Hausmeister wird noch gesucht.
Bereits zum Start werden es 42 Kinder sein. So werden die Gruppen aus den Kindergärten Hausen vor Wald und Sumpfohren umziehen. Das bedeutet auch gleichzeitig eine Übergangsregelung, denn der Kindergarten in Sumpfohren hat bislang auch Kinder ab zwei Jahren aufgenommen.
Für die Kinder aus Sumpfsohren gibt es eine besondere Regelung
Doch damit diese Kinder ihre Bezugsperson nicht verlieren und sich erst in der Krippe, die nur ein paar Meter entfernt ist, eingewöhnen müssen und dann, sobald sie drei Jahre werden, schon wieder umgewöhnen müssen, hat der Kindergarten im ersten Jahr auch eine Betriebserlaubnis für Kinder ab zwei Jahren.
Dauerhaft sollen auch die anderen Ortsteile eine Rolle spielen. „Wir wollen das erhalten, was es bislang gab“, erklärt Haberland. Die Einrichtung liegt zwar in Behla, doch sie soll auch die anderen Ortsteile nicht vernachlässigen. Beispielsweise gab es bislang in Sumpfohren und Hausen vor Wald eine Waldwoche oder Waldtage. Das wird es auch weiterhin geben. Und auch das Sumpfohrener Scheunenfest soll mit dem zentralen Ortsteilkindergarten nicht in Vergessenheit geraten.
Auch die verschiedenen Fasnetsbräuche werden berücksichtig
Und was ist mit der Fasnet, wo jeder Ort durch seine eigene Tradition, seine eigenen Figuren und seinen eigenen Verein hat? „Wir sind ein offenes Haus und jeder Narrenverein ist eingeladen.“
Ortsteilkindergärten
Der Weg zum zentralen Ortsteilkindergarten war lang und vor allem von hitzigen Diskussionen geprägt. Auf der einen Seite standen die Wünsche vieler Eltern nach flexibleren Betreuungsangeboten, die allerdings gerade bei kleinen Gruppen nicht zu realisieren waren. Auf der anderen Seite gab es aber auch viele, die um die Zukunft ihres Kindergartens bangten. Zwischen drin rieben sich die Stadträte in vielen und langen Diskussionen auf. Auf der sicheren Seite war stets Mundelfingen. Und auch in Sumpfohren wird es weitergehen, weil dort eine Außenstelle mit Krippe eingerichtet wird. Aktuell liegen vier Anmeldungen vor. In Fürstenberg wird es so lange weitergehen, bis die Zahl der Anmeldungen unter zwölf Kinder sinkt. In Hausen vor Wald wird der Kindergarten allerdings schließen. Die Gruppe mit 25 Kindern, die allerdings aus allen Ortsteilen kommen, wird mit der dortigen Leiterin Manuela Mäder nach Behla ziehen.