Das Büro von Jonas Heer ist groß. Sehr groß. Um genau zu sein, ist es 1440 Hektar und damit mehr als 2000 Fußballfelder groß. Denn der 20-Jährige arbeitet seit knapp einem Jahr im Hüfinger Stadtwald. Er ist momentan sowohl das neueste als auch das jüngste Mitglied in der Forstmannschaft, die aus fünf Beschäftigten besteht.

Dass Jonas Heer im Wald arbeitet, ist nicht wirklich eine Überraschung. „Wir haben zuhause einen Privatwald. Schon als Kind bin ich gern in der Natur und speziell im Wald herumgerannt. Dort fühle ich mich einfach wohl“, erzählt er. Weil ihm Naturverbundenheit also ein Stück weit in die Wiege gelegt wurde, war es naheliegend, später einen solchen Berufsweg einzuschlagen.

Wegen starker Stürme mussten dieses Jahr vielerorts zahlreiche Schäden aufgearbeitet werden. Dafür kommen leichte oder schwere ...
Wegen starker Stürme mussten dieses Jahr vielerorts zahlreiche Schäden aufgearbeitet werden. Dafür kommen leichte oder schwere Gerätschaften zum Einsatz. | Bild: Singler, Julian

„Eine Grundvoraussetzung, um im Wald zu arbeiten, ist es, Spaß daran zu haben“, sagt der 20-Jährige, der in Unadingen wohnt. Und das ist bei ihm zweifelsohne der Fall. Was er am liebsten macht? „Eigentlich alles. Zu unserer Arbeit zählt das Baumfällen genauso wie die Neupflanzung oder die Bestandspflege“, schildert Heer.

Vom Stall direkt in den Forst

Seine Arbeitstage beginnen schon weit vor der Tätigkeit im Wald. „Zuhause haben wir eine Landwirtschaft, da übernehme ich früh morgens die Stallarbeit“, erzählt er. Später geht es dann meistens gegen 7.20 Uhr im Wald los. „Meine Kollegen und ich treffen uns in der Regel direkt vor Ort.“

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Doch auf Anhieb an der richtigen Einsatzstelle zu sein, das ist nicht immer einfach. „Ich kenne mich noch nicht überall aus. Deshalb muss ich auch mal bei den Kollegen nachfragen“, sagt Jonas Heer ehrlich mit einem Schmunzeln. Nach und nach lernt er den Hüfinger Stadtwald mit seinen 13 Gebieten in unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichen Besonderheiten kennen – wie seine eigene Westentasche.

Jonas Heer – ein besonderer Forstarbeiter

Indes sind die grundlegenden Aufgaben eines Waldarbeiters laut Heer dieselben wie auch schon in der Vergangenheit. Doch Forstgebiete leiden zunehmend unter Borkenkäfer-Plagen oder dem spürbaren Klimawandel. 2020 ist das dritte Jahr in Folge, in dem der Forst mit Wetterextremen konfrontiert wird. „Wir wurden besonders stark getroffen. Wenn in der Vergangenheit Stürme wüteten, war Hüfingen immer gut dabei“, sagt Revierleiter Andreas Wolf. Und weiter: „Deswegen sind wir quasi durchgehend nur damit beschäftigt, Käfer- und Sturmholz aufzuarbeiten.“ Sturmholz hatte es gerade zu Beginn des laufenden Jahres nicht wenig gegeben. Zuletzt sei deshalb vor allem die Motorsäge häufig zum Einsatz gekommen – laut Wolf ist die Aufarbeitung von Sturmholz mitunter die gefährlichste Arbeit.

Andreas Wolf
Andreas Wolf | Bild: Peter Lendle

„Um die Geräte richtig und sicher bedienen zu können, machen wir Forstarbeiter Schulungskurse und lernen neben der Praxis auch regelmäßig die aktuellste theoretische Seite kennen“, schildert Jonas Heer. Wichtig sei, dass alle sensibilisiert werden und man mögliche Gefahren vor Augen führt. Für die Zukunft hoffen Heer und Wolf jedoch, dass die Arbeit nach der Reihe an Stürmen und der Käfer-Aufarbeitung wieder abwechslungsreicher wird.

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Verlässlicher und ruhiger Kollege

Über den Charakter seines neuesten Schützlings sagt Wolf mit einem Lächeln: „Jonas ist von Natur aus ein ruhiger Kollege, der verlässlich und immer pünktlich ist. Als Chef hat man es dadurch recht leicht.“ Bevor sich der 20-Jährige äußere, höre er zunächst genau zu. In das Forstteam habe er sich von Beginn an gut eingefügt, sodass sich die Waldarbeiter gegenseitig ergänzen würden.

Und wenn sich Jonas Heer mal nicht in seinem 1440 Hektar umfassenden Großraumbüro aufhält, schraubt er zuhause am Traktor herum. „Ich schaue einfach gern, dass alles funktioniert“, sagt der Technik-Liebhaber. Doch mindestens genauso gern ist der junge Mann im Wald unterwegs, seiner Wohlfühloase.