In einer langen Reihe sitzen die Tauben auf einem Stromkabel über Zimmerns Straßen, flattern auf ihrem Rundflug über dem Ort, lassen sich auf dem einen oder anderen Dach nieder. Bei dem Vogelschwarm im Immendinger Ortsteil handelt es sich um Zuchttauben, die jüngst auch Thema in der Gemeinderatssitzung waren. Zimmerns Ortsvorsteher Günter Heizmann erklärte, dass die Tauben aufgrund ihrer großen Population zum Problem für die Ortschaft und ihre Bürger geworden seien.

Die Zuchttauben lassen sich auf den Dächern der Gebäude in Zimmern nieder. Aussagen der Bürger zufolge verunreinigen die Tiere die ...
Die Zuchttauben lassen sich auf den Dächern der Gebäude in Zimmern nieder. Aussagen der Bürger zufolge verunreinigen die Tiere die Dächer immer wieder durch ihren Kot. Bild: Günter Heizmann | Bild: Günter Heizmann

Die privat gehaltenen Tauben, auf die Heizmann den Gemeinderat aufmerksam machte, stammen aus einer Zucht im Zimmerer Unterdorf. „Wir haben mit den Tieren ein massives Problem, sie sind regelrecht zur Plage geworden“, so der Ortsvorsteher. Kritisch sah er vor allem die große Zahl der Zuchttauben, die in den letzten Jahren nach dem Tod des ursprünglichen Züchters stark angewachsen sei. Die ausschwärmenden Tiere würden beispielsweise durch ihren Kot Dächer verunreinigen.

Bürgermeister Stärk schaltet Veterinäramt ein

Heizmann erkundigte sich in der Sitzung, inwiefern eine rechtliche Handhabe bestehe, die Situation in den Griff zu bekommen. Bürgermeister Manuel Stärk wies darauf hin, dass man zwar gegen Wildtauben, wie sie etwa das Immendinger Rathausdach belagern, nichts unternehmen könne.

Im Fall einer Taubenzucht bestehe aber die Möglichkeit, das Veterinäramt einzuschalten. In Zusammenarbeit mit dem Hauptamt der Gemeinde ist die Tuttlinger Behörde nach der Gemeinderatssitzung dann auch aktiv tätig geworden.

„Wir befinden uns seit der Problembenennung in enger Abstimmung mit dem Veterinäramt beim Landratsamt Tuttlingen und widmen uns der Problematik mit Hochdruck,“ informierte Hauptamtsleiter Mark Löffler. Die Zuständigkeit zur Behebung des Problems liege bei der Tuttlinger Behörde.

Ein Mitarbeiter des Amtes sei bereits vor Weihnachten vor Ort gewesen und habe sich die Situation angesehen. Löffler: „Es handelt sich bei der Haltung um rund hundert Flugtauben und 20 Tauben, die in einer Voliere untergebracht sind.“

Können Tauben einfach so „umgezogen“ werden?

Was jedoch verbesserungswürdig aussehe, ist nach Auskunft der Behörde der Schlag, der Unterschlupf, in dem die Tauben gehalten werden. Daher wurde seitens des Veterinäramts zunächst zum Ausmisten und Reinigen geraten. Außerdem habe man einen Interessenten aus einer Kreisgemeinde, der sich die Tauben anschauen und möglicherweise einige abnehmen würde. Gleichzeitig hat sich beim Veterinäramt jemand aus Immendingen wegen der Taubenproblematik gemeldet, der ebenfalls nach Aufnahmemöglichkeiten für einen Teil der Tiere sucht.

In einer großen Zahl sammeln sich die Zuchttauben aus der Zimmerer Taubenhaltung auf einem Stromkabel oberhalb der Straßen des Ortes. ...
In einer großen Zahl sammeln sich die Zuchttauben aus der Zimmerer Taubenhaltung auf einem Stromkabel oberhalb der Straßen des Ortes. Durch die steigende Population sind die Vögel zu einem Problem für den Immendinger Ortsteil geworden. Bild: Günter Heizmann | Bild: Günter Heizmann

Das Problem ist jedoch laut den Fachleuten, dass solche Übernahmen von Zuchttauben nicht einfach sind, weil die Vögel eigentlich so „gepolt“ sind, dass sie wieder zu ihrem ursprünglichen Schlag zurückfliegen. „Die Problematik kann also nicht von heute auf morgen gelöst werden“, so Löffler.

Ortsvorsteher: Hoffe, dass in der Sache bald wieder Ruhe einkehrt

Diese Schwierigkeit bei dem Versuch von Übernahmen der Zuchttauben wird auch seitens der betroffenen Zimmerer Taubenhalter selbst bestätigt. Die Redaktion hat sich hier zu einer Anonymisierung entschlossen, da aufgrund der Situation Repressalien befürchtet werden. Von dort hieß es in einem aktuellen Gespräch, dass der Stall inzwischen gesäubert sei und dass die Tauben optimal versorgt und mit natürlicher Nahrung gefüttert würden.

„Mir liegen die Tiere sehr am Herzen“, so der Taubenhalte. Wobei aber auch gleichzeitig eingeräumt wurde, dass es „zu viele Tauben“ seien und man daran denke, den Bestand nach und nach abzubauen. Seitens der Zimmerer Bevölkerung sei aber eher Hilfe und Unterstützung, als teils unsachliche Kritik erhofft worden.

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Ortsvorsteher Günther Heizmann zeigte sich im jüngsten Gespräch hoffnungsvoll, dass man nach dem Einschalten und Vermitteln des Veterinäramts für das Taubenproblem eine Lösung findet. „Die Population hat einfach überhandgenommen und es gab Beschwerden von Bürgern, sodass ich eingreifen musste, obwohl wir lang mit den Tauben gut leben konnten“, so Heizmann. Er hoffe nun, dass in der Sache wieder Ruhe in der Bevölkerung einkehre.