Es waren nur knapp 20 Zuhörer, die am Mittwochabend der Diskussion des Ausschusses für Umwelt, Technik, Wirtschaft und Verkehr (AUTWV) um die Ansiedlung von Aldi und Rossmann folgten – weitaus weniger als bei der Sitzung des Ortsteilausschusses vergangene Woche. Zwei Stunden lang besprachen sich die Räte. Das Ergebnis: Sechs Ja- und zwei Nein-Stimmen. Die Diskussion war dabei weniger emotionsgeladen und sachlicher als die im Ortsteilausschuss.

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Einig war sich die Mehrheit der Räte und Bürger, die sich zu Wort meldeten, vor allem darin: Die gesamte Diskussion sollte sachlicher verlaufen, andere Meinungen respektiert werden. Fritz Link kritisierte die „hohe Emotionalität in der vergangenen Sitzung“ und betonte, dass es nicht um private Interessen, sondern um das Wohl der Gemeinde gehe: „Wir haben den Auftrag, die Grundversorgung sicherzustellen. Um nichts anderes geht es.“

  • Link zum Edeka-Schreiben: Gleich zu Beginn des Tagesordnungspunktes Aldi und Rossmann thematisierte der Bürgermeister das Schreiben, das Edeka-Südwest den Gemeinderäten, der Gemeindeverwaltung und dem Bürgermeister am Abend zuvor geschickt hatte. In dem Schreiben hatte Edeka den Verantwortlichen vorgeworfen, Bürger und Räte falsch zu informieren und klar gemacht, dass Edeka einen Cap-Markt am alten Treff-Standort unterstütze. Link bezeichnete das Schreiben als „Schlammschlacht, um das Monopol von Edeka zu sichern“. Es sei nie behauptet worden, dass Edeka den alten Treff-Markt leer stehen lassen wolle. Seit Juli sei Edeka zu einer Umnutzung aufgefordert worden. Daraufhin verlas Link den Schriftverkehr mit Michael Schmorrde von der Herrnhuter Brüder-Unität, die als Eigentümerin des Treff-Marktes gilt. Darin forderte die Gemeinde die Brüder-Unität auf, ein Konzept für den Cap-Markt vorzulegen. Dies sei, so Link, nicht geschehen. „Die Edeka hat sechs Monate ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte Link. Die Gemeinde hingegen habe nach Alternativen gesucht. „Weder Cap noch Edeka haben ein Konzept vorgelegt“, betonte Link. Für die Kommunikation zwischen der Brüder-Unität, Cap und Edeka sei die Gemeinde nicht zuständig. Das Schreiben Edekas und der darin angeschlagene Ton sei „inakzeptabel und absurd“. Rechtliche Schritte behalte er sich vor.
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  • Markt- und Absatzforschung: Stefan Holl, Geschäftsführer der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung in Ludwigsburg, stellte das erarbeitete Nahversorgungskonzept für Königsfeld vor. Im Wesentlichen ging Holl dabei auf den Ist-Zustand der Nahversorgung in der Gemeinde ein und prognostizierte, wie sich Aldi und Rossmann auf den Ort auswirken könnten. Zusammengefasst gibt es laut Holl eine Versorgungslücke im Drogeriebereich und im Vergleich zu anderen Gemeinden in dieser Gößenordnung ist Königsfeld im Lebensmittelsektor unterversorgt. Aktuell seien es 70 Prozent im Lebensmittelbereich, die an andere Standorte abfließe. Für Aldi lässt sich nach Holl am Standort ein Gesamtumsatz von maximal fünf Millionen Euro ermitteln, bei Rossmann sind es 2,1 Millionen Euro.
  • Das sagen die Räte: „Es ist eine Zumutung wie wir als Gemeinderäte immer wieder vorgeführt werden“, ärgerte sich Thomas Fiehn. Die politische Streitkultur lässt seiner Meinung nach in Königsfeld zu wünschen übrig. Frank Schwarzwälder schloss sich dem an: „Es sind immer die Gleichen, die debattieren.“ Ärgerlich finde er, dass die Befürworter von Aldi und Rossmann keine Präsenz zeigen würden. Axel Maier, sachkundiger Einwohner, war der Meinung, dass „wenn jemand unbeherrscht etwas raus lässt“, man anschließend um Entschuldigung bitten müsse. Das gelte sowohl für die Bürger als auch für den Bürgermeister. Viele der Fragen und Anregungen blieben sachlich, bezogen sich auf den vorangegangen Vortrag von Stefan Holl. Jens Hagen war der Meinung, dass es die Ansiedlung der beiden Märkte nicht brauche. Dass der Einzelhandel durch Aldi und Rossmann gerettet werde, halte er für illusorisch. Anderer Meinung war Bernd Möller: „Wir verlieren Leute, weil sie nach draußen fahren und dort alles erledigen.“ Eigentlich, sagte Beate Meier, fehle es der Gemeinde nur an einem Drogeriemarkt. Der Cap-Markt könne doch sein Angebot drogerielastig einrichten. Stefan Giesel fragte sich, warum Edeka „erst jetzt aus der Deckung“ komme. Am Ende stimmten die Ausschuss-Mitglieder folgendermaßen ab: Für die Ansiedlung entschieden sich Fritz Link, Thomas Fiehn, Stefan Giesel, Bernd Möller, Frank Schwarzwälder und Matthias Weisser. Dagegen waren Jens Hagen und Beate Meier.
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  • Das sagen die Bürger: Sechs Bürger brachten am Anfang der Sitzung ihre Anliegen vor. Ein Bürger bedauerte, dass die Diskussion in eine ähnliche Richtung verlaufe wie die um den Zinzendorfplatz. Jetzt sei der Platz ein echter „Hingucker“ und werde von den Bürgern gut angenommen. „Es ist bedrückend, eine Spaltung im Ort wahrzunehmen“, sagte eine Königsfelderin. Und weiter: „Wir müssen offen miteinander umgehen.“ Ein Bürger schlug vor, zu prüfen, ob in das Aldi-Dach Sozialwohnungen eingebaut werden könnten. „Ich bin einer der wenigen, die dafür sind“, meldete sich Anlieger der Jahnstraße zu Wort. Er sei für einen Aldi. Einer Anwohnerin der Jahnstraße fehlte „die Möglichkeit für einen Dialog“. Viele Fragen seien noch offen. Sie wünschte sich eine Bürgerbefragung.