Es ist ein Schreiben, das es in sich hat. Auf zwei Seiten, schwarz auf weiß, bezieht Edeka jetzt Stellung zur Diskussion um die Ansiedlung von Aldi und Rossmann und zu einem möglichen Cap-Markt im ehemaligen Treff-Markt in der Königsfelder Ortsmitte. Wichtigster Punkt: Edeka habe kein Interesse daran, den alten Treff-Markt leer stehen zu lassen. Und: Edeka ist dafür, dass im alten Treff-Markt ein Cap-Markt eröffnet wird. Von einer Frist zur Vorlegung eines Betreiberkonzepts für einen Cap-Mark, wie Bürgermeister Link dies in der jüngsten Ortsteilausschuss-Sitzung Königsfeld erwähnte, sei nichts bekannt gewesen. Das bestätigt im Namen von Cap auch Thomas Heckmann, Geschäftsfeldleiter der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd (GDW Süd), die die Cap-Märkte betreibt. Bürgermeister Fritz Link indes nennt das Edeka-Schreiben „absurd“ und „an den Haaren herbeigezogen“.

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Edeka richtet sich an die Gemeinde

Adressiert ist das Schreiben von Edeka, das dem SÜDKURIER heute vorgelegt wurde, an die Gemeindeverwaltung Königsfeld, Bürgermeister Fritz Link und an alle Gemeinderäte. Unterzeichnet ist es von Frank Meng, Regionalleiter Süd, und Sebastian Gärtner, Gebietsexpansionsleiter der Edeka Handelsgesellschaft Südwest.

Vorwurf: Bürger und Räte werden falsch informiert

„Unser Eindruck ist leider, dass nicht nur die Bürgerinnen und Bürger Königsfelds im Allgemeinen, sondern die Gemeinderats- und Ortschaftsratsmitglieder im Speziellen falsch informiert werden“, so lautet die Einleitung des Schreibens. Weiter wird den „Projektverantwortlichen“ vorgeworfen, dass diese „möglichst ohne Einwendung aus der Bürgerschaft bzw. von Seiten der Handelstreibenden einen Neustandort von Aldi und Rossmann am Ortseingang der Naturwaldgemeinde umsetzen“ wollen.

Luftbild vom geplanten Baugelände für den neuen Aldi in Königsfeld. Bild: Hans-Jürgen Götz
Luftbild vom geplanten Baugelände für den neuen Aldi in Königsfeld. Bild: Hans-Jürgen Götz

Kein Interesse an Leerstand, sondern an Cap

Edeka habe die Prüfung des Standortes – also den alten Treff-Markt am Zinzendorfplatz – an die Firma Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Süd (GDW Süd) weitergegeben, um die Möglichkeit, dort einen Cap-Markt einzurichten, prüfen zu lassen. Dass der alte Treff-Markt absichtlich leer stehe, um dem Edeka-Markt keine Konkurrenz zu schaffen – diese Unterstellung wird in dem Schreiben entschieden zurückgewiesen: „Wir haben kein Interesse an einem dauerhaften Leerstand der Immobilie, ganz im Gegenteil“, heißt es. „Wir haben der GDW Süd eG die Möglichkeit eröffnet, in Ihrer Gemeinde einen Cap-Markt zu belegen. Dies sehen wir als eine Ideallösung für die Nachnutzung der Immobilie am Zinzendorfplatz an“, schreibt die Edeka-Handelsgesellschaft Südwest. Gleichzeitig bestehe bei der Ansiedlung von Aldi und Rossmann jedoch „keine wirtschaftliche Grundlage für die Betreibung eines weiteren Marktes in der Ortsmitte“.

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GDW Süd bestätigt Aussagen von Edeka

Unabhängig von dem Schreiben hat Thomas Heckmann, Geschäftsfeldleiter der GDW Süd, in einem Telefonat mit dem SÜDKURIER bestätigt, dass Edeka die GDW Süd angefragt habe. Er habe daraufhin „geschaut, ob jemand Interesse hätte“. Das Ergebnis: „Die Möglichkeiten sind da.“ Nach Aussagen von Heckmann gab es daraufhin ein Telefonat mit Bürgermeister Fritz Link, in dem Heckmann deutlich gemacht habe, dass sich die GDW Süd vorstellen könne, „als Cap-Markt in den alten Treff-Markt rein zu gehen.“

„Wir kommen nur da hin, wo wir gewünscht sind.“

Der Bürgermeister habe daraufhin betont, dass es einen Discounter für Königsfeld geben müsse. Daraufhin sei das Thema für Heckmann erledigt gewesen. Der Grund: Mit einem Aldi, Edeka und Rossmann in der Gemeinde sei ein Cap-Markt „nicht wirtschaftlich“. So hoch sei, so Heckmann, die Kaufkraft in Königsfeld nicht. „Wir kommen nur da hin, wo wir gewünscht sind“, sagt Heckmann im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Und das machen wir dann gerne.“ Das Gespräch mit Link hat laut Heckmann Ende des vergangenen Jahres stattgefunden.

Edeka kann sich Cap-Markt vorstellen

Wie Heckmann betont, hat es „mehrere Gespräche mit Edeka„ gegeben. Edeka habe die Ansiedlung eines Cap-Marktes „in keinster Weise blockiert, sogar forciert“. Von Seiten Edeka sei es klar gewesen, dass sie sich einen Cap-Markt vorstellen könnten. Trotz der zum Teil deckungsgleichen Produkte von Edeka und Cap-Markt habe, so Heckmann, Danielle Holzky, die Betreiberin des Edekas in Königsfeld, das Konzept gut und unterstützenswert gefunden. Zwischen Edeka und der GDW Süd herrsche ein „enges Vertrauensverhältnis“, sagt Heckmann in dem Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Keine Fristen bekannt gewesen

Dass Edeka und der GDW Süd Fristen für eine Entscheidung gesetzt wurden, sei „schlichtweg falsch“, schreibt die Edeka Südwest. Außerdem habe Edeka weder „Vertragsbruch an der Immobilie am Zinzendorfplatz begangen“, noch gebe es ein „Vertragswerk, welches eine Betreibungspflicht der Edeka-Südwest am Altstandort beinhaltet.“

„Es ist eine Unwahrheit, dass es kein Konzept gibt“

Dass es kein Konzept für einen Cap-Markt gebe, wie es in der Ortsteilausschuss-Sitzung von Bürgermeister Link mehrfach betont wurde, diese Aussage verärgert Thomas Heckmann: „Ich kann eins versprechen: Das Konzept könnte in kürzester Zeit umgesetzt werden.“ Bundesweit gebe es schließlich 107 Cap-Märke, so Heckmann: „Es ist eine Unwahrheit, dass es kein Konzept gibt.“

Das sagt der Bürgermeister

Auf telefonische Nachfrage des SÜDKURIER nennt Link das Schreiben „absurd“ und „an den Haaren herbeigezogen“. Die Vorwürfe, dass die Gremien nicht informiert seien, „entbehren jeder Grundlage“, so Link: „Man versucht offensichtlich, Druck auf die Räte aufzubauen.“ Er betont außerdem, dass die Gemeinde nicht über den Treff-Markt entscheiden könne, da dieser im Eigentum der Herrnhuter Brüder-Unität stehe. Gegenüber der Herrnhuter Brüder-Unität habe die Gemeinde, so Link, bereits zweimal betont, dass „ein Cap-Markt in der Ortsmitte herzlich willkommen“ sei. Jedoch will sich Link nicht von Edeka oder der GDW Süd unter Druck setzen lassen. Mit einem Edeka und einem Cap-Markt, aber ohne Aldi und Rossmann, sieht Link eine „Monopolstellung“ von Edeka. Bezüglich eines Konzeptes sagt Link: „Edeka ist zu keiner Zeit mit einem Konzept auf uns zugekommen“. Link betont aber auch, dass dies eine Sache zwischen der Brüder-Unität, Edeka und der GDW Süd sei. Das Telefonat mit Thomas Heckmann im Dezember sei „die einzige Kontaktaufnahme“ mit der Gemeinde gewesen. Dass Königsfeld mit einem Drogerie- und Discount-Angebot versorgt wird, sieht Link als Aufgabe der Gemeinde.