Seit dem 2. November 2020, also bereits seit einem halben Jahr, sind die Gaststätten wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Viele Gastronomen befinden sich in Existenznöten und hofften auf eine baldige Öffnung der Außengastronomie. Die ist jedoch durch die von der Bundesregierung vor kurzem beschlossenen Notbremse vorerst wieder in weite Ferne gerückt.

Wir haben bei Restaurants und Gasthäusern in der Kurgemeinde und den Ortsteilen nachgefragt und die Stimmung eingeholt.

Das leere Bierglas sagt alles: Aus dem Zahpfhahn im „Kranz“ in Burgberg, kann Florian Patsch seit einem halben Jahr kein ...
Das leere Bierglas sagt alles: Aus dem Zahpfhahn im „Kranz“ in Burgberg, kann Florian Patsch seit einem halben Jahr kein Bier mehr ausschenken. | Bild: Lothar Herzog
  • Gasthaus Kranz: Florian Patsch, Inhaber des „Kranz“ in Burgberg, will durchhalten, „so lange ich muss“. Er lebe immer in der Hoffnung, bald wieder öffnen zu dürfen. Rund 60 Gäste könnte er im Freien coronagerecht bewirten. Der 40-jährige Jungunternehmer, der erst vor einem Jahr das Lokal in der Corona-Krise von seiner Mutter übernommen und eröffnet hat, plant bereits für nächstes Jahr und hat einen Bauantrag für einen Biergarten eingereicht. Da er nur Aushilfen beschäftigte, die auf diese Einnahmen angewiesen sind, lebe er in Sorge, ob er wieder auf sie zurückgreifen kann. Um sich über Wasser zu halten, bietet Patsch von Freitag bis Sonntag warme und kalte Gerichte zum Mitnehmen an. Da werde er von Freunden und Bekannten sowie Stammgästen gut unterstützt. Von der Politik, die wohl ihr Bestes tue, wünscht er sich mehr Transparenz und eine bessere Perspektive. „Man weiß heute nicht, was am nächsten Tag gilt. Die finanzielle Unterstützung war aber in Ordnung“, lobt er.
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  • Gasthaus Engel: Karl Hummel, seit 55 Jahren Eigentümer des „Engel“ in Neuhausen, sieht sich als Rentner im Vorteil. „Ich bin finanziell abgesichert, auch die Corona-Hilfen sind zügig und unkompliziert ausbezahlt worden“, will er sich nicht beklagen. Weniger gut geht es seinen Aushilfskräften. „Die sind die klaren Verlierer der Pandemie und bekommen kein Kurzarbeitergeld“, bedauert Hummel. Wenn sich die Aushilfen in der Zwischenzeit anderweitig orientiert haben, werde es schwierig, sie wieder zurückzugewinnen. „Wir haben schon Anfragen für Hochzeiten und werden da wohl neues Bedienpersonal suchen müssen. Aber das war in der Gastronomie noch nie einfach“, weiß der Wirt aus Erfahrung, der mittwochs und samstags Essen zum Abholen anpreist. Jeder müsse seinen Anteil beitragen, damit die Pandemie überwunden werde. Von der Politik wünscht er sich weniger Bürokratie, „damit wir uns um unser Geschäft kümmern können“.
Der Blick von Pächter Dionysios Skendras vom Restaurant „Herrnhuter Haus“ spricht Bände. Die Stühle sind leer, seine Geduld ...
Der Blick von Pächter Dionysios Skendras vom Restaurant „Herrnhuter Haus“ spricht Bände. Die Stühle sind leer, seine Geduld geht bald zu Ende. | Bild: Lothar Herzog
  • Herrnhuter Restaurant: Pächter Dionysios Skendras vom Restaurant Herrnhuter Haus an der Friedrichstraße in Königsfeld findet es allmählich existenzbedrohend, „wenn immer nur der Lockdown verlängert wird“. Wie lange er noch so weiter machen kann, sei schwierig zu beurteilen: „Wir geben unser Bestes und hoffen, dass wir bald wieder öffnen dürfen“. Vor der Krise habe er zehn Mitarbeiter beschäftigt, drei davon in Vollzeit, die in Kurzarbeit seien. „Ich habe lange gebraucht, bis ich dieses Personal gefunden hatte. Jetzt besteht die Gefahr, dass ich wieder neu suchen muss. In Stuttgart, da wo ich herkomme, ist das viel einfacher“. An sechs Tagen in der Woche außer montags bietet er mittags und abends bis zu 25 verschiedene Menüs zum Abholen und einen Lieferservice im Umkreis von 20 Kilometern an. Von der Politik fordert er, dass sie den Menschen Hoffnung und Optimismus vermittle und den Menschen nicht ständig Angst eingebläut werde.
Gerffeson Da Silva, Geschäftsführer der „Schappelstube“ in Buchenberg, tippt gerade Essensbestellung zum Abholen ein. Viel ...
Gerffeson Da Silva, Geschäftsführer der „Schappelstube“ in Buchenberg, tippt gerade Essensbestellung zum Abholen ein. Viel lieber würde er die Gäste im Lokal bewirten. | Bild: Lothar Herzog
  • Schappelstube: Hans Norbert Adams von der „Schappelstube“ in Buchenberg bemängelt, dass die staatlichen Hilfen für 2021 gegenüber den November- und Dezemberhilfen reduziert worden seien und nicht ausreichten. Nur durch gute Geschäftsführung seien in den Vorjahren Rücklagen erwirtschaftet worden, die nun zum Durchhalten benötigt werden. „Unsere Mitarbeiter leiden durch die lange Schließung unter schmerzlichen Verdiensteinbußen. Zwar erhalten die Festangestellten Kurzarbeitergeld. Doch die ausbleibenden Trinkgelder werden da nicht berücksichtigt, weshalb wir etwas aufstocken“, erläutert Adams. Essen zum Abholen und Liefern werde an den Wochenenden und Feiertagen angeboten. Für die Unterstützung bedankte er sich bei den Gästen. Von der Politik hätte er sich bereits im November ein konsequenteres Handeln gewünscht. Nur die Gastronomie und die Kulturbetriebe seien eingeschränkt worden, obwohl sie keine Infektionstreiber seien. Die Maßnahmen in der zweiten und dritten Welle hält er für unzureichend. Es blieben zu viele infektionstreibende Kontaktmöglichkeiten bestehen. „Wir Gastronomiebetriebe, denen seit sechs Monaten die Berufsausübung untersagt wird, fühlen uns ungleich behandelt und als Bauernopfer“, beschwert sich Adams.