Rüdiger Fein

Erschreckend wenige Mitglieder der Königsfelder Händler und Gewerbetreibenden zeigten Interesse an der Sitzung des eigenen Vereins. Lag es an den anstehenden Wahlen oder war es das die Mitglieder spaltende Thema „Pro oder kontra Ansiedlung von Aldi und Rossmann?“, das eigentlich im Interesse stehen sollte?

Jedenfalls konnte Klaus Vollprecht als Vorsitzender des Gewerbevereins neben den Vorstandsmitgliedern lediglich fünf weitere Mitglieder begrüßen. Und diese zeigten deutlich, dass sie einer Ansiedlung des Lebensmitteldiscounters und des Drogeriemarktes durchaus positiv gegenüberstehen. Jedenfalls gaben sie dies durch ihren Applaus, den sie dem ebenfalls eingeladenen Bürgermeister Link spendeten, deutlich kund.

Link sieht Verantwortung

Fritz Link, der für die Entlastung des Vorstandes das Wort bekam, hatte in einer emotionalen Rede die geplante Ansiedlung verteidigt. Bezugnehmend auf ein Pressegespräch mit vier Einzelhändlern, die der Ansiedlung von Aldi und Rossmann kritisch gegenüberstehen, wies Bürgermeister Aussagen zurück, wonach einige Einzelhändler aus der Friedrichstraße sich nicht trauen würden, ihre Meinung zu sagen. „Wer gehört werden will, der muss sich auch melden“, so Link. Er betonte, dass dies in Königsfeld immer möglich sei. Man müsse als eine der acht größeren Gemeinden im Kreis und als Zentralort auch Verantwortung übernehmen. Wer Königsfeld mit seinen mehr als 6000 Einwohnern als „Kaff“ bezeichne, der gehe wohl an der Realität vorbei.

Die Aussage eines der Interviewpartners, „man wolle immer mehr und mehr haben“, bezeichnete Link als Plattitüde und verwies auf die Tatsache, dass man mit Schlecker einen Drogeriemarkt verloren habe und dass es in Königsfeld auch keinen Treff oder Plus mehr gebe. Und, so der Bürgermeister, es gebe auch in dieser Gemeinde Menschen, die es sich nicht leisten können, täglich im Edeka einzukaufen. Schon von daher erleide man jährlich einen Kaufkraftabfluss von 9,5 Millionen Euro, und die beiden diskutierten Märkte könnten einen Großteil hiervon wieder in den Kurort zurückbringen.

Auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigte Klaus Vollprecht, dass er persönlich voll hinter den Ausführungen des Bürgermeisters stehe und auch er empfinde den Ton, mit dem die Diskussion geführt werde, als nicht angebracht. „Wenn ich mich im Februar pro Ansiedlung geäußert habe, so war das die Meinung der Mitglieder des Gewerbevereins als Resultat einer Befragung im vergangenen Jahr, als das Thema auf der Tagesordnung stand. Als Vorsitzender des Gewerbevereins hatte ich den Auftrag hierzu.“ Abschließend kündigte Vollprecht an, zusammen mit seinem Stellvertreter Berthold Müller noch einmal die Positionen des Vorstands öffentlich erläutern zu wollen. Es könne nicht sein, dass nur die Gegner der Ansiedlung sich wortreich meldeten, meinte auch Berthold Müller, der frisch gewählte zweite Vorsitzende des Gewerbevereins, der nach eigenen Worten voll hinter dem Projekt steht.