In der Kita werden Betreuungszeiten gekürzt. Zusatz-Angebote müssen gestrichen werden, Gruppen werden zusammengelegt. Der Grund für solche oftmals ärgerlichen Entwicklungen ist in fast allen Fällen der grassierende Erziehermangel. Doch was wird gegen diese Entwicklung an der Stelle getan, an der alles beginnt – bei der Ausbildung der jungen Erzieherinnen und Erzieher?

An der Albert-Schweitzer-Schule in Villingen nimmt seit langem so manche Erzieher-Laufbahn ihren Anfang. Dass sich der Mangel an Fachkräften seit Jahren verschärft, verfolgt man auch hier – doch daran, dass zu wenig Interesse an der Ausbildung besteht, liege dies nicht, sagt Claudia Schneider, Leiterin des Fachbereichs. 90 Frauen und Männer pro Jahrgang besuchen die Schule in Trägerschaft des Schwarzwald-Baar-Kreises, die Klassen sind voll.

Freuen sich auf den neuen Ausbildungsgang an der Albert-Schweitzer-Schule: Abteilungsleiterin Claudia Schneider und Schulleiter ...
Freuen sich auf den neuen Ausbildungsgang an der Albert-Schweitzer-Schule: Abteilungsleiterin Claudia Schneider und Schulleiter Alexander Weinbeer. | Bild: Burger, Tatjana

„Der Bedarf ist einfach noch höher“, weiß Claudia Schneider. Und, so glaubt sie, er werde sich bald noch weiter verschärfen. Den Grund dafür sieht sie im Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen, der ab dem Jahr 2027 greift. „Die Krippensituation ist zum großen Teil wieder ganz gut, aber da kommt ein neuer, großer Bedarf auf uns zu“, sagt Schneider.

Eine neue Chance für Berufsumsteiger

Die Bildungsstätte hat auf diese Zukunftsaussichten reagiert: Ab dem kommenden Schuljahr wird es nach Auskunft von Schulleiter Alexander Weinbeer die neue Ausbildung Direkteinstieg Kita an der Albert-Schweitzer-Schule geben – bislang einmalig im Landkreis. „Das ist sozusagen der ehemalige Kinderpfleger in Kurzform“, erklärt Weinbeer. Die Resonanz sei schon sehr gut, die künftige Klasse mit 30 Leuten voll.

Die Ausbildung in 360 Grad erleben

Der neue Schulzweig richtet sich an Menschen, die bereits im Berufsleben stehen und umsatteln wollen. Sie dauert 23 Monate – und bietet eine Besonderheit. Weil sie von der Agentur für Arbeit gefördert wird, erhalten die Teilnehmer fast 3000 Euro brutto im Monat, so Weinbeer.

Schon nach einem Jahr gibt es das Zertifikat Schulkindbetreuer – und wer möchte, kann sogar noch ein halbes Jahr dranhängen und den Erzieherabschluss machen. „Das Projekt ist ein richtig guter Schritt von der Landesregierung, hier wurde der Mangel wirklich erkannt“, so der Schulleiter.

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Dass der Wettbewerb um die jungen Menschen groß, die Konkurrenz vieler anderer Berufszweige stark ist, wissen aber auch Alexander Weinbeer und Claudia Schneider. Sie unternehmen so einiges, um trotzdem punkten zu können. „Wir müssen Werbung machen, natürlich hat man immer wieder Sorge, dass man nicht genügend Leute bekommt“, so der Schulleiter.

Unter anderem wurde gerade ein neuer Imagefilm in 360-Grad-Technik produziert. An der Albert-Schweitzer-Schule ist die Ausbildung entweder rein schulisch oder im Wechsel zwischen Kita und Schule möglich.

So funktioniert es an den Zinzendorfschulen in Königsfeld

Zwei, die sich längst für ein Berufsleben als Erzieherinnen entschieden haben, sind Chilali Dubois und Maria Berta. Die beiden sind inzwischen im zweiten Jahr und besuchen zusammen mit 120 jungen Frauen und Männern die Königsfelder Zinzendorfschulen.

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An der Privatschule, für die pro Monat 185 Euro Schulgeld fällig werden, führt der Weg zum Traumberuf über eine schulische Vollzeit-Ausbildung, begleitet von mehreren Praktika. Bis zu fünf Bereiche, auch im Ausland, können die jungen Menschen ausprobieren. Nach dem Abschluss haben sie die Möglichkeit, direkt weiterzustudieren.

Auch Sandra Bandholz, Abteilungsleiterin der Fachschulen für Sozialpädagogik und Sozialwesen an den Zinzendorfschulen, sieht die Gründe für den Erziehermangel nicht in mangelndem Interesse an der Ausbildung. Zwar sind derzeit noch nicht alle Plätze fürs kommende Schuljahr voll, doch die Nachfrage sei stets groß.

Der Bedarf an Fachkräften sei einfach deutlich gestiegen – und auch Bandholz schaut mit ein wenig Sorge auf 2027. „Diese Nachmittagsbetreuung wird ordentlich Fachkräfte saugen“, denkt sie.

Sandra Bandholz ist Abteilungsleiterin der Fachschulen für Sozialpädagogik und Sozialwesen an den Zinzendorfschulen.
Sandra Bandholz ist Abteilungsleiterin der Fachschulen für Sozialpädagogik und Sozialwesen an den Zinzendorfschulen. | Bild: Zinzendorfschulen

Sie sind Botschafterinnen für ihren Traumberuf

„Man hat in diesem Beruf einfach viele Möglichkeiten“, beschreiben unterdessen Chilali Dubois und Maria Berta, warum die Tätigkeit unter ihren Altersgenossen einen guten Ruf besitzt.

Die beiden jungen Frauen sind selbst Teil eines Konzepts, mit dem die Zinzendorfschulen ihre Erzieher-Ausbildung noch mehr in den Fokus rücken wollen: Sie sind Ausbildungsbotschafterinnen. Im Klartext: Gemeinsam mit zwei weiteren Schülerinnen werben sie bei jungen Leuten für ihren künftigen Beruf, gehen beispielweise in Schulen und stellen die Ausbildung vor.

„Das spricht die Leute ziemlich an“, erzählt Chilali Dubois. Jüngst, so erinnert sie sich etwa, hat sie einen Vortrag in einer Klasse gehalten. Einige Schüler, die dort dabei waren, traf sie kurz darauf bei einem Infotag wieder – wo diese sich noch näher über das Berufsbild informieren wollten.