Erst kurz in den Supermarkt, dann noch gemütlich in die Stadt und ein bisschen bummeln. Oder schnell zwei, drei Dinge fürs Abendessen einkaufen und danach mit dem Kind in den Sport. Wer zwischendrin aber nicht daran denkt, sein Auto umzuparken, erlebt womöglich eine böse und vor allem ganz schön kostspielige Überraschung.

Einige Supermärkte in der Doppelstadt nutzen für ihre Parkplätze seit geraumer Zeit eine Videoüberwachung. Das bedeutet im Klartext: Die Kennzeichen aller Autos werden beim Ein- und Ausfahren gescannt. Ist die Zeit, die dazwischen liegt, deutlich länger als ein gewöhnlicher Einkauf nun einmal dauert, folgt ein paar Tage später per Post eine Zahlungsaufforderung für die ausgiebige Parkplatz-Nutzung.

Der Schritt war nötig – leider

Carlo Müller ist verantwortlich für die vier Netto-Supermärkte in V und S. Auf zwei Parkplätzen hat er eine externe Firma mit der Überwachung beauftragt. Beauftragen müssen, besser gesagt, wie Müller mit leichtem Bedauern betont. „Teilweise hatten wir 80 Prozent Fremdparker hier“, erklärt er den Schritt.

Betroffen sind die beiden Nettomärkte in der Schwenninger Jägerstraße sowie in der Schelmengasse in Villingen. Beide Filialen sind innenstadtnah – und waren somit attraktiv für so manchen, der sich gerne ein paar Euro Parkgebühren auf den offiziellen Plätzen sparen wollte. 30 Euro muss hier jeder bezahlen, der länger als eineinhalb Stunden parkt.

Wild-Parker zeigen keinerlei Einsicht

Müller erinnert sich an so manchen Morgen, als beispielsweise schon lange vor Filialöffnung ein Großteil der Parkplätze in der Jägerstraße belegt waren. Anwohner der benachbarten Mehrfamilienhäuser, die entlang der Straßen keinen Stellplatz mehr ergattern konnten, hatten wohl kurzerhand auf dem Netto-Gelände geparkt. Die Folge: Immer wieder gab es nicht mehr genügend Platz mehr für Netto-Kunden.

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„Hier gibt es sowieso nicht so viele Plätze“, klagt Müller. Sämtliche Versuche, an die Vernunft der Wild-Parker zu appellieren, seien fehlgeschlagen.

„Ohne Kontrolle funktioniert es nicht“, musste Carlo Müller irgendwann feststellen. Doch bei besonderen Gelegenheiten, etwa bei Ereignissen wie der Kulturnacht, könne die Überwachung in Absprache mit der Stadtverwaltung abgeschaltet werden, bestätigt er.

Den Kunden fehlen Parkplätze

Lidl hat in VS ebenfalls gleich mehrere Filialen in der Doppelstadt. Und auch der Discounter sah an manchen Orten nur die Kamerakontrolle als möglichen Ausweg. „In Villingen-Schwenningen wird an den Standorten in der Altstadtstraße und in der Villinger Straße die Parkdauer mithilfe von Kameratechnik an den Zufahrten dokumentiert“, bestätigt Pressesprecherin Valerie Heck.

Leider würden die Parkplätze „immer wieder durch Fremdparker blockiert und sind dadurch nicht ausreichend für unsere Kunden verfügbar“, benennt auch Heck die gleichen Gründe für den Schritt.

Auf dem Lidl-Parkplatz – im Hintergrund ist der Villinger Friedhof zu sehen – kann das Parken teuer werden: Wer länger als 1,5 Stunden ...
Auf dem Lidl-Parkplatz – im Hintergrund ist der Villinger Friedhof zu sehen – kann das Parken teuer werden: Wer länger als 1,5 Stunden hier steht, muss 35 Euro bezahlen. | Bild: Burger, Tatjana

Beispiel Altstadtstraße: Die Kamerakontrolle läuft dort seit einem guten Jahr. Der Parkplatz liegt direkt gegenüber des Villinger Friedhofs. Gerade bei großen Beerdigungen reichen die Parkplätze dort manchmal nicht aus – in der Vergangenheit wurde dann nicht selten auf den Lidl-Parkplatz ausgewichen. Auch Eltern, die mit ihren Kindern Sportangebote in den Hallen der benachbarten Schulen wahrnehmen, nutzten für diese Zeit nicht selten die Abstellmöglichkeit bei Lidl.

Kassenzettel her, dann wird überprüft

Valerie Heck stellt klar: „Sollten unsere Kunden, die länger einkaufen, eine Vertragsstrafe erhalten, kann diese mit Vorlage des Lidl-Kassenzettels beim Parkraumbewirtschafter oder beim Lidl-Kundenservice überprüft werden.“ Das Verwarnungsgeld könne bis zu 35 Euro betragen. Lidl selbst profitiere davon nicht, die Überwachung sei an externe Dienstleister vergeben worden.

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Wie sieht es aber nun aus, wenn an Feiertagen wie Allerheiligen der Friedhofsparkplatz proppevoll ist? Wer den Grabbesuch in eineinhalb Stunden bewältigt, kann problemlos weiterhin bei Lidl parken. Ein längerer Besuch wird aber auch an solchen Tagen teuer.

„Die Parkdauer wird rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche durch die Kameratechnik kontrolliert“, so die Pressesprecherin. Auf Anfrage sei es in Ausnahmefällen aber möglich, dass der Parkplatz zur Nutzung bereitgestellt werde.

Kontrolleur stellt Knöllchen aus

Einen anderen Weg geht Norma. Auch der Discounter verfügt an der Harzerstraße über einen innenstadtnahen Parkplatz, die großen Einkaufsstraßen liegen nur wenige hundert Meter entfernt. Norma hatte die gleichen Probleme mit Fremdparkern. Autofahrer müssen hier die Parkscheibe auslegen und haben dann eine Stunde Zeit, ihre Besorgungen bei Norma zu erledigen, erläutert Frank Baderschneider, zuständiger Mann für die Schwenninger Filiale.

Bei Norma in Schwenningen können Kunden mit Parkscheibe ihr Auto für eine Stunde abstellen.
Bei Norma in Schwenningen können Kunden mit Parkscheibe ihr Auto für eine Stunde abstellen. | Bild: Ganter, Toni

Auf dem Norma-Parkplatz ist ein Kontrolleur unterwegs – er stellt Knöllchen über 29,90 Euro aus, wenn die Parkscheibe abgelaufen ist. Ab und zu, so berichtet Baderschneider, melden sich Kunden danach und reklamieren. „Da sind wir dann relativ kulant.“