Es ist Freitagvormittag, kurz vor elf und regnet in Strömen. Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, steht mit einigen Königsfeldern unter dem grünen Schirm auf dem Rathausplatz. Es ist Wochenmarkt, doch urlaubsbedingt sind nur wenige Stände aufgebaut. Martina Braun ist auf ihrer Sommertour unterwegs. Der Regen stört die 60-Jährige nicht. Ganz im Gegenteil: Braun ist froh um den Niederschlag. Schließlich weiß sie als Bewirtschafterin eines Bio-Bauernhofs nur zu gut, dass die Natur den Regen dringend braucht.

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Braun ist ins Gespräch mit Konrad Weißer und Axel Maier vertieft. Das Thema: das, was die Königsfelder zur Zeit umtreibt – Aldi und Rossmann. Konrad Weißer aus Buchenberg findet: „Auf lange Sicht ist ein Aldi gut für Königsfeld.“ Es gebe viele sozial schwache Mitbürger im Ort, die eine günstige Einkaufsmöglichkeit bräuchten. „Man könnte auch im ehemaligen Treff etwas machen“, sagt Weißer. Einen Tafelladen könnte er sich dort beispielsweise gut vorstellen.

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„Ich kaufe nicht bei Aldi ein“

Martina Braun sagt von sich selbst: „Ich kaufe nicht bei Aldi ein.“ Aus Überzeugung. Auch, als sie noch als Bäuerin gearbeitet und weniger Geld verdient hätte, sei Aldi für sie nie eine Option gewesen. „Wofür gebe ich mein Geld aus?“ – für sie eine Frage, die sich jeder Einzelne stellen sollte. Ist ein Mensch tatsächlich dazu gezwungen beim Discounter einzukaufen, dränge sich ihr eine ganz andere Frage auf: „Reicht unser Sozialsystem aus?“ Ob Aldi und Rossmann nach Königsfeld kommen sollen, bezeichnet Braun als eine „schwierige Entscheidung“ und sagt: „Das muss der Ort selbst entscheiden. Ein Bürgerentscheid dazu ist gut. Ich bin froh über die kommunale Selbstverwaltung.“

Die unbebaute Fläche oberhalb der L 177 ist das geplante Baugelände für Aldi und Rossmann.
Die unbebaute Fläche oberhalb der L 177 ist das geplante Baugelände für Aldi und Rossmann. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Dorfladen als Alternative

Der Königsfelder Axel Maier positioniert sich gegen die beiden Märkte. Einen Discounter braucht Königsfeld nicht, findet er. Denn billige Produkte gebe es auch beim ortsansässigen Edeka: „Es ist nicht so, dass Edeka nur teuer ist.“ Seiner Meinung nach wird aber das „Gut und Günstig“-Sortiment im Laden eher versteckt. Für Maier liegt die Lösung darin, den alten Treff-Markt in der Ortsmitte wieder zu beleben. Ideen hat er auch: einen Cap-Markt fände er gut oder aber einen Dorfladen. Besucht hat er auch schon welche, zum Beispiel in Röthenbach oder Bad Boll. Die Läden werden, so Maier, genossenschaftlich geführt. Mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und einigen Festangestellten. Verkauft werden billige Produkte bis hin zu Bio-Waren. Für jeden ist etwas dabei.

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Kein Gewinn für den Einzelhandel

Beate Berg-Haller aus Königsfeld – sie war 31 Jahre im Königsfelder Gemeinderat tätig – kommt zu der Gruppe dazu und spricht sich klar gegen die Märkte aus. Ihre Gründe: „Ein Aldi passt nicht nach Königsfeld„ und „Wir sind hier gut versorgt“. Für einen Aldi sieht sie keine Notwendigkeit, auch im Edeka könne man alles einkaufen – von Billigprodukten über Bio und Veganes. Außerdem ist sie sich sicher: „Wer im Aldi einkaufen geht, kommt danach nicht zu den Einzelhändlern in den Ort.“ Dem stimmt auch Martina Braun zu: „Ich glaube nicht, dass ein Aldi Kunden für den Einzelhandel anzieht. Ich glaube eher, dass in Teilbereichen Kunden abgezogen werden.“

Martina Braun (rechts) im Gespräch mit Beate Berg-Haller.
Martina Braun (rechts) im Gespräch mit Beate Berg-Haller. | Bild: Hanna Mayer

Ob Pro oder Contra Aldi und Rossmann, die Argumente sind inzwischen bekannt. Die Entscheidung jedoch liegt bald in den Händen der Bürger. Am 18. Oktober dürfen alle Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben und mit bestimmen, ob die beiden Märkte künftig Teil des Königsfelder Ortsbilds sein werden oder nicht.