Sie wollen gehört werden, fühlen sich nicht verstanden: die Einzelhändler in Königsfeld. Worum geht es? Darum, dass Aldi und Rossmann möglicherweise in den Ort kommen könnten. Obwohl die Entscheidung noch aussteht – am 18. Oktober werden die Bürger selbst über die Zukunft des Discounters und Drogeriemarkts in Königsfeld bestimmen – wollen die Ladenbesitzer aus der Friedrichstraße nichts unversucht lassen, um die Pläne für den Bau der beiden Märkte zu stoppen.

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Genauer gesagt sind es fünf Einzelhändler, die am Montag zum Pressegespräch eingeladen haben, um ihrem Ärger Luft zu machen: Ursula Boos von der Boutique „Ulla‘s Ecke“, Stephanie Richter von der Buchhandlung Hornscheidt, Karin Mack von der Blumengalerie, Dietrich Siebörger vom Eine-Welt-Laden und Reinhard Sapel vom gleichnamigen Café, der am Termin nicht teilnehmen konnte. „Wir sprechen für uns fünf, wissen aber auch von anderen, die es auch so sehen“, sagt Richter.

Warum ein Pressegespräch?

Wie die Inhaberin der Buchhandlung den Anlass des Gesprächs begründete, sei Anfang des Jahres durch eine Beurteilung des Vorsitzenden des Handels-und Gewerbevereins (HGV) in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden, dass auch die Händler in der Friedrichstraße für eine Ansiedlung von Aldi und Rossmann seien. Doch: „Viele Einzelhändler der Friedrichstraße sind gar nicht im HGV, einige sind kürzlich ausgetreten“, berichtet Richter. Und Karin Mack fügt hinzu: „Die Mitglieder im HGV sind zum größten Teil Handwerker.“ Deshalb wollen sich die fünf Ladenbesitzer noch einmal Gehör verschaffen und damit „den Bürgern einen Anstoß geben, um das Thema in Ruhe zu durchdenken“, findet Boos.

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Gründe gegen Aldi und Rossmann

Klar ist für die fünf Händler: Sie sind gegen die Discounter. Die Gründe sind verschieden. Stephanie Richter sieht in den beiden Märkten eine existenzielle Bedrohung für ihr Geschäft. Neben Büchern verkauft sie in ihrem Laden auch Schreibwaren – Produkte, die es auch im Rossmann gibt und die dort günstiger sind, da sie massenweise angeboten werden. „Ja, Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt sie. „Aber in einem kleinen Ort wie hier kann sie Strukturen zerstören.“ Und weiter: „Eine Ansiedlung hat für uns als Einzelhändler eine Auswirkung.“

Auch Karin Mack sieht eine Überschneidung im Sortiment als problematisch an. Denn Blumen gibt es auch beim Discounter. „Es ist schwierig, wenn immer mehr Billigprodukte angeboten werden“, sagt sie. Die Läden in der Friedrichstraße könnten sich zwar von einem Discounter abheben, doch wenn die Bemühungen nur noch darauf reduziert würden, das anzubieten, was ein Discounter nicht hat, dann frage sie sich: „In wie weit trägt sich das Geschäft dann noch?“ Auch, wenn sie sich durch eine mögliche Ansiedlung noch nicht in ihrer Existenz bedroht fühle, glaubt sie, dass sie „nicht unbeschadet daraus hervorgehen“ wird.

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Dass Königsfeld überhaupt unterversorgt sei, bezweifelt Ursula Boos. Für sie läuft die Diskussion auf eine Frage heraus: „Brauchen wir in Königsfeld überhaupt einen Discounter?“ Notwendiges sei in Königsfeld abgedeckt, Discounter auch im Umkreis zu erreichen. Für sie sei jedoch eine fußläufige Einkaufsmöglichkeit für Senioren in der Ortsmitte wünschenswert. Was den Einzelhandel in Königsfeld betrifft meint sie: „Wir haben alle mit dem Überleben zu tun. Wir bemühen uns und die Kunden schätzen unsere Mühen.“

Für Dietrich Siebörger geht es als Mitarbeiter im Eine-Welt-Laden vor allem um das Prinzip. In dem Laden dreht sich alles um fairen Handel, im Gegensatz zu den Discountern. „Wir denken auch an die Produzenten“, sagt er.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Damit kommt Siebörger zu den Punkten, die für alle der fünf Einzelhändler bedeutsam sind: Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Schließlich seien es, so Richter, die Einzelhändler gewesen, die im September vergangenen Jahres zu einem Klimastreik aufgerufen und mehr Nachhaltigkeit gefordert hatten. 15 Einzelhändler hatten sich am Protest beteiligt, der Aktionskreis Klimaschutz Königsfeld entstand und damit einige Arbeitsgruppen, die Projekte wie die Mitfahrbänkle ins Leben gerufen haben.

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In vielen Läden sei man um Nachhaltigkeit bemüht. „Wir machen das aus Überzeugung und tragen mit unseren Maßnahmen zum Image der Gemeinde bei“, so Richter. Für Boos geht ein Bau der Märkte mit einem höheren Verkehrsaufkommen einher und stellt damit auch eine Gefahr für Luft und Ruhe im Ort dar. Als „heilklimatischer Kurort“ sollte darauf Wert gelegt werden. Mack findet außerdem, dass der Schwerpunkt auf regionale Produkte gelegt werden sollte. Klimawandel und Artenschutz seien die Stichwörter. Die Gemeinde sollte sich dabei ihrer Verantwortung bewusst sein. Auch wenn sie weiß: „Es ist schwierig, für alle Gruppen das Richtige zu machen.“