Mit einem Festakt feierte die Bürger-Energie Niedereschach (BEN) jetzt die Fertigstellung der Heizzentrale mit Nahwärmeversorgung in der Eschachhalle. Dass die Akteure der Genossenschaft dabei etwas ganz Besonderes geschaffen haben, zeigte sich schon daran, dass auch die Landtagsabgeordneten Martina Braun (Grüne) und Karl Rombach (CDU), Landrat Sven Hinterseh und Direktor Peter Heine von der Sparkasse Schwarzwald-Baar zum Festakt gekommen waren.
Großer Respekt für engagierte Bürger
Braun, Rombach, Hinterseh, Heine und insbesondere Bürgermeister Martin Ragg als BEN-Aufsichtsratsvorsitzender zollten in ihren Ansprachen den Machern und den Mitgliedern der Bürgerenergie höchsten Respekt und Anerkennung für diese ehrenamtlich erbrachte Leistung ganz im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes. Eine Leistung, mit der zudem die regionale Wertschöpfung gestärkt und die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen verringert wurde, sagte zum Beispiel Ragg.
Alle Redner hoben den Pioniergeist des BEN-Teams hervor. Ragg schilderte die Entstehung des Projektes, nachdem die 2010 gegründete Bürger-Energie-Niedereschach nach Photovoltaik-Projekten und einem ersten Nahwärmeprojekt 2013 bis 2016 die 16 Kilometer lange Fernwärmeleitung durch den Kernort verlegt hat. Sie schuf das Herzstück in Form einer ebenfalls neu errichteten Heizzentrale, die nahezu vollständig mit regenerativen Energien wie Abwärme einer Biogasanlage und Holzhackschnitzeln befeuert wird.

Durch den Anschluss von insgesamt 263 Gebäuden an dieses Wärmenetz würden nun umgerechnet jährlich mehr als eine Million Liter Heizöl und damit Treibhausgase eingespart, so Ragg. Zudem habe die Gemeinde im Rahmen dieser Baumaßnahmen zugleich alte Kanälen, Wasserleitungen, baufällige Schächte und Gehwege sanieren können oder beim so wichtigen Glasfaserausbau profitiert.
Prädikat Bioenergiedorf
Das Landesumweltministerium führe die Gemeinde Niedereschach nunmehr mit dem Prädikat Bioenergiedorf, hob Ragg hervor. Stolz sein dürfe die Gemeinde aber auch auf alle ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter der BEN, allen voran den Vorstandsvorsitzenden der Bürgerenergie, Alwin Rist, als dem eigentlichen Motor des Projektes.
In Wort und Bild schilderte Alwin Rist dann die Entstehungsgeschichte des BEN-Projektes und bezeichnete die letzten fünf Jahre seit dem Baubeginn als eine „geile Zeit“. Die Bilder zeigten die vielen Baustellen und Aufgrabungen, den Bau der Heizzentrale, aber auch die Befürchtungen von Teilen der Bevölkerung in Form von Leserbriefen, die sich gegen das Projekt stemmten. Trotzdem habe sich das BEN-Team nicht von seinem Weg abbringen lassen. Und heute seien die kritischen Stimmen eigentlich so gut wie verstummt.
Eindrucksvoll mache Alwin Rist deutlich, dass das Projekt nur umgesetzt werden konnte durch die Bereitschaft aller Beteiligten, gemeinsam neue Wege zu gehen. Und dass man ein Gespür für Umwelt und Natur entwickelt habe, dringend etwas tun zu müssen, um im Rückblick feststellen zu dürfen: „Ja, wir haben hier Spuren hinterlassen, die nachhaltig sind.“
An die Politik richtete sich sein Appell, den Menschen Gestaltungsräume zu lassen, sie zu ermutigen, ihr Engagement zu nutzen, ihre Ideen und Visionen aufzugreifen.
„Vermitteln Sie ehrlich das Gefühl an die Mitbürger, dass sie ernst genommen werden, dass sie gebraucht werden, dass sie wichtig sind. Dadurch geben Sie Selbstvertrauen und Motivation für mehr Engagement, Ehrenamt und Selbstgestaltung. Sie werden sehen: Es lohnt sich.“
Rahmenprogramm
Auf humorig schwarzwälderische Art führte Fidelius Waldvogel – die Kunstfigur des Schauspielers und Kabarettisten Martin Wangler – durch den Abend. Nach dem offiziellen Festakt hieß es dann nochmals Bühne frei für das Schwarzwälder Urgestein, der die Gäste unter anderem in die Geheimnisse des Cego-Kartenspiels einwies oder obendrein auf besonders humorige Art aufzeigte, wie der Schwarzwälder seinen Speck isst. Etwas fürs Auge boten die Boogie-Woogie-Paare der „Red Socks“ unter der Regie von Regina Rist, bei deren Tanzformationen die Petticoats zu stimmungsvollen Oldies wehten und die Tänzerinnen und Tänzer über das Parkett wirbelten.