Nicht ohne Wirkung blieb die 1.-Mai-Aktion von Jugendlichen aus Niedereschach, die in der Mainacht ein großes Plakat mit der Aufschrift „Ragg, mach‘s Hüttle auf“ über dem Platz vor dem Nahkauf unübersehbar zwischen zwei Laternenmasten aufgehängt hatten (wir berichteten). Nicht der Jugendclub, wie zuerst vermutet, sondern ziemlich frustrierte Jugendliche aus dem Ort wollten damit ihren Protest zum Ausdruck bringen, dass wegen der Corona-Pandemie auch in Niedereschach aus ihrer Sicht „alles dicht gemacht“ wurde und im ganzen Ort die Jugendarbeit zum Erliegen gekommen ist, so hatte es sich im Nachhinein herausgestellt. Die Jugendlichen fühlen sich vollkommen abgehängt und erwarten von der Gemeinde mit Martin Ragg als Bürgermeister an der Spitze, möglichst bald erste Öffnungsschritte.

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In der jüngsten Gemeinderatssitzung griff Bürgermeister Martin Ragg nun dieses Thema auf und sogar ein Beschlussvorschlag lag dazu bereits auf dem Tisch: Einstimmig beschloss der Gemeinderat, Ursula Miola und Joachim Bucher damit zu beauftragen, gemeinsam mit den Jugendlichen ein Format zur Jugendbeteiligung zu entwickeln, einen Fördermittelantrag für dieses Projekt bei der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung für das Programm „Da geht noch mehr!“ zu stellen sowie eine Co-Finanzierung der Gemeinde Niedereschach in Höhe von 1000 Euro aus dem Haushaltstitel „Einrichtungen für Jung und Alt“ zu bewilligen.

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Dass das Thema der Gemeinde sehr am Herzen liege, habe er bereits in seiner Neujahrsansprache angekündigt mit dem Ziel, in Niedereschach das Thema „Kinder- und Jugendbeteiligung“ zu forcieren, sagte Bürgermeister Ragg im Gemeinderat. Im Vorfeld dieser Sitzung habe sich auch bereits eine Arbeitsgruppe mit dem Thema befasst, so Ragg. Ziel sei es, Kinder- und Jugendliche direkt anzusprechen, um sie für ihren Ort und auch für die kommunalen Belange zu sensibilisieren. Es sei wichtig, den Kontakt zu jungen Menschen in der Gemeinde zu verstärken, und dafür gebe es sogar ein Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg. Dazu sei in den vergangenen Monaten auch bereits eine Steuerungsgruppe ins Leben gerufen worden mit Gemeinderat Louis Weißer, Ursula Miola und Joachim Bucher als Vorstandsvorsitzender der Bürgergenossenschaft, die gemeinsam erste Grundlagen für das weitere Vorgehen geschaffen hätten.

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Ursula Miola und Joachim Bucher waren in der Sitzung zugegen und erläuterten im Detail, welche Möglichkeiten sie sehen, Kinder und Jugendliche in einen Demokratieprozess einzubinden. Beste Voraussetzungen seien dazu eigentlich vorhanden mit der KJG, einem Jugendclub in jedem Ortsteil und den Vereinen, in denen bereits erfolgreiche Jugendarbeit geleistet werde nach dem Motto: „Auf in die Zukunft“.

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Dass die Jugendlichen begeistert Richtung Zukunft gehen, davon sei momentan allerdings nicht viel zu erkennen. Eher seien sie momentan im Corona-Lockdown erstarrt, wie der Hilferuf vom 1. Mai mit dem Plakat „Ragg, mach‘s Hüttle auf“ deutlich gezeigt habe. Diesen Hilferuf sollte man ernst nehmen. Ein Kompliment sprachen die beiden Referenten dabei den Jugendlichen zu der Aktion aus: „Sehr sozialverträglich formuliert, und nichts dabei kaputtgemacht“. Ein Aufruf an alle Erwachsenen: „Schaut her, wir wollen mit Euch ins Gespräch kommen und dabei was in Bewegung setzen“. Da Kinder und Jugendliche unser aller Zukunft sind, hatten Miola und Bucher auch Werte und Haltungen aufgeführt, die für eine Zusammenarbeit unbedingt notwendig sind. Auch verwiesen sie darauf, dass in der Gemeindeordnung die Einrichtung einer Jugendvertretung vorgeschrieben sei, für eine Gemeinde in der Größenordnung Niedereschachs würde dies eine Gruppe mit etwa 20 Jugendlichen bedeuten.

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Dass das Interesse der Jugendlichen an politischer Beteiligung groß ist, zeige sich in Bewegungen wie „Fridays for Future“. Da melde sich eine Generation zu Wort, die sich Gedanken um ihre Gegenwart und Zukunft mache, so die Überzeugung der Erwachsenen.