Lange herbeigesehnt, entfaltet sie sich immer mehr, die bunte Farbenpracht der Frühlingsblumen. Eine noch umfangreichere Farbenvielfalt herrscht inzwischen aber auch, und dies das ganze Jahr über, bei den Ansammlungen der verschiedenen Müllbehälter vor, neben und hinter den Häusern im Ort.

Zum Braun der Biotonnen, zum Grün und Blau der Papiertonnen, zum Anthrazit der Restmülltonnen gesellt sich seit kurzem auch die stechend „Gelbe Tonne“, Nachfolgerin des bisherigen gelben Sacks. Niedereschach war eine der ersten Gemeinden, die Anfang Februar die neuen Tonnen bekommen haben und die Bürger haben nun schon ihre ersten Erfahrungen damit gemacht.

Bei Heinz Wössner reicht das Fassungsvermögen der gelben Tonne bei Weitem nicht aus, weshalb er daneben die bisherigen gelben Säcke noch ...
Bei Heinz Wössner reicht das Fassungsvermögen der gelben Tonne bei Weitem nicht aus, weshalb er daneben die bisherigen gelben Säcke noch weiterverwendet. | Bild: Rogosch

So findet Heinz Wössner aus der Dauchinger Straße die Tonne schon deshalb eine gute Lösung, weil die Plastiksäcke bei Wind und Sturm jetzt nicht mehr auf die Straße hinausgefegt werden. Und auch für Ratten und sonstiges Getier seien die dünnen Plastiksäcke kein Hindernis gewesen, um an die Abfälle heranzukommen. Auf der anderen Seite meint er, dass der Plastikabfall auch weiterhin in Säcken gesammelt werden sollte, denn alle Verpackungen lose in die Tonne – das gebe bei den Flüssigkeitsrückständen, wenn die auslaufen, eine echte Sauerei.

Jedoch: Die Säcke dann in die Tonne verstauen, bereite neue Probleme, weil dann der Platz nicht reicht. Seine Tonne sei für den Haushalt in der Dauchinger Straße ohnehin zu knapp bemessen, weshalb er auch noch weiterhin die Plastiksäcke dazustellen müsse. Denn gerade bei einem Haustier, in seinem Fall ein Hund, falle durch das Dosenfutter doch zusätzlich eine große Portion an Dosenabfall an.

Joachim Will ist seine gelbe Tonne viel zu groß. Bei ihm hätte es auch eine Nummer kleiner sein dürfen, sagt der Niederechacher.
Joachim Will ist seine gelbe Tonne viel zu groß. Bei ihm hätte es auch eine Nummer kleiner sein dürfen, sagt der Niederechacher.

Achim Will aus dem Merowingerring hat ein Problem mit der grellen Farbe der neuen Abfalltonne: „Egal wo du hinfährst, es sticht einem voll ins Auge, und das finde ich nicht sonderlich schön“, sagt er. Das Prinzip der Tonne im Gegensatz zu den bisherigen Säcken finde er jedoch eigentlich gut. Heinz Wössner ist die ihm die zugeteilte Tonne allerdings viel zu groß. Ihm hätte auch eine kleinere gereicht, da in seinem Haushalt zusammen mit seiner Frau Angelika bisher jeweils lediglich ein gefüllter Sack zusammengekommen war, erzählt der Niedereschacher.

Demgegenüber habe seine Nachbarin bereits reklamiert, weil ihr die Tonne zu klein sei. Da gäbe es ja die einfache Lösung, die beiden Tonnen einfach zu tauschen, meinte Will. Aber wie es in einer bürokratisch organisierten Gesellschaft nun mal so ist: „Das sei nicht möglich“, habe ein Anruf bei der zuständigen Hotline ergeben mit dem Hinweis, dass jede Tonne an der Seite mit Name und Adresse des jeweiligen Inhabers gekennzeichnet sei.

Doris Benz hat ihre alternative Lösung zur momentanen „Farbenpracht“ der Müllcontainer sogar schon zu Papier gebracht
Doris Benz hat ihre alternative Lösung zur momentanen „Farbenpracht“ der Müllcontainer sogar schon zu Papier gebracht

Für das ästhetisch geschulte Auge der Niedereschacher Künstlerin und Schriftstellerin Doris Benz, die im Fohrenweg lebt, sind diese grellgelben Container „schlichtweg ein Schandfleck“. Schon bei einem Spaziergang durch die schmucke Rottweiler Altstadt mit einer Berliner Freundin habe sie sich gefragt, warum sich die Stadt da nicht eine Art Wettbewerb habe einfallen lassen, um diese Dinger irgendwie zu verstecken. Auch von ihrem Bürofenster mit Blick über ganz Niedereschach sehe sie, wohin sie auch schaue, überall diese gelben Punkte. „Die schreien regelrecht zu mir herauf – wer auch an den Schalthebeln sitzt, der hat von Ästhetik keine Ahnung, man hätte es nämlich auch anders machen können.“

„Egal wo du hinfährst, es sticht einem voll ins Auge.“
Achim Will, Bürger aus dem Merowingerring

Eine mögliche Alternative zu dieser Müllbehälter-Farbenpracht hat sie sogar bereits zu Papier gebracht: Alle Tonnen in einem unscheinbaren Olivgrün, was gerade im Sommer mit den blühenden Landschaften und Gärten kaum auffalle, und dann die Deckel mit den entsprechenden Symbolen für Bio, Restmüll, Papier und Kunststoffe kennzeichnen. Aber auch was die Abfalltonne an sich betrifft, habe sie berechtigte Zweifel, wenn man sehe, wieviel gelbe Säcke zu den Abfuhrterminen jetzt noch neben den Tonnen liegen. „Das gibt ein Problem“, meint sie. Auch die Deckel seien dann noch oft offen, weil das Volumen der Tonnen nicht ausreicht und der Geruch der Hundefutterdosen Tiere wie Ratten dann trotzdem anziehe. Also auch in dieser Hinsicht ein „schlechtes Konzept“, urteilt die Bürgerin.