Die Waggons schlecht bis gar nicht klimatisiert, dann macht plötzlich die Lok schlapp, die Reisenden müssen mitten auf der Hochrheinstrecke in einen anderen Zug umsteigen. Reisende erlebten am Sonntagabend, 29. Juni, auf der Fahrt von Friedrichshafen nach Basel eine Odyssee.

So schildert ein Fahrgast die Horrorfahrt

Ein Fahrgast schildert den Vorfall in einer umfassenden E-Mail an den SÜDKURIER. Sie betrifft die Fahrt mit dem Regionalexpress (RE) von Friedrichshafen nach Basel am Sonntagabend – Abfahrt um 18.45 Uhr, geplante Ankunftszeit um 21.12 Uhr.

Und dann ging‘s los: Den Schilderungen zufolge funktionierte die Klimaanlage schon ab Fahrtantritt mindestens in drei Waggons nicht – und das bei brütender Hitze. „In einem eher schlecht als recht“, heißt es.

Eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft, zwischen Laufenburg und Murg, habe die Lok den Geist aufgegeben, was ein Sprecher der Bahn auf SÜDKURIER-Nachfrage am Telefon bestätigte. Die Fahrgäste mussten im Zug ausharren, bis ein Ersatzzug kam – ohne Kühlung. Der hielt parallel auf dem zweiten Gleis, das normalerweise für die Züge in Richtung Singen reserviert ist. Der Zug wurde evakuiert, die Reisenden mussten mitten auf der Strecke umsteigen.

Kurz nach Mitternacht soll der Zug in Basel angekommen sein. Einige der Fahrgäste verpassten natürlich ihre Anschlusszüge. Wie der E-Mail zu entnehmen ist, wurde sich um diese Fahrgäste gekümmert.

Kritik am Krisenmanagement und an der Entschädigung

Moniert wird dennoch das mangelhafte Krisenmanagement, die mickrige Entschädigung – wer etwa ein Deutschlandticket hat, bekommt nur 1,50 Euro – verbunden mit dem Wunsch auf Besserung.

Während der E-Mail-Schreiber bis dato telefonisch nicht erreichbar war, äußerte sich ein Bahnsprecher inzwischen zu dem Vorfall am Sonntagabend auf der Hochrheinstrecke.

Ein Bahnsprecher äußert sich zu dem Vorfall

Er spricht von einem technischen Defekt und bestätigt: „Die Lok musste später abgeschleppt werden.“ Laut Auskunft machte die Klimaanlage um 22.20 Uhr komplett schlapp, als der Akku der Lok leer war. Um 22.40 Uhr begann die Evakuierung, die dem Bahnsprecher zufolge bis 23 Uhr dauerte. Bis der zweite Zug losfuhr, sei der Bahnverkehr in Richtung Osten blockiert gewesen. Der Ersatzzug sei entgegen der Angabe in der E-Mail um 23.42 Uhr in Basel angekommen.

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„Ein Krisenmanager war da“, widerspricht der Sprecher der Bahn im Telefonat den weiteren Schilderungen. Im Zug säßen immer jeweils eine Person der DB Infra Go und ein Notdienst des Eisenbahnverkehrsunternehmens. „Beide waren vor Ort“, sagt der Sprecher und verweist auf die Fürsorgepflicht der Bahnmitarbeiter für die Fahrgäste.

„Wir versuchen, immer, so schnell wie möglich zu evakuieren“, so der Sprecher weiter. Alles habe sich am Sonntag im zeitlichen Rahmen abgespielt. „Natürlich ist so ein Vorfall sehr ärgerlich, wir entschuldigen uns dafür.“

Was die Entschädigung angeht, gebe es für das Deutschlandticket tatsächlich nur 1,50 Euro. Es komme dabei immer darauf an, welches Ticket der Reisende gelöst hat. Und wer einen Anschlusszug verpasst, habe das Recht, ein Taxi zu bestellen – bis zu 120 Euro würden erstattet. Gegebenenfalls zahlt die Bahn die Hotelübernachtung – für eine Logis im angemessenen Rahmen.

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Der Sprecher rät in solchen Fällen, die Quittung aufzubewahren und die Geldsumme über den Kundendialog anzufordern. Es komme auch vor, dass Bahnmitarbeiter vor Ort Gutscheine verteilen. „Es wird niemand alleine gelassen.“