Niedereschach – Als eine der letzten Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis hat der Niedereschacher Gemeinderat bei einer Gegenstimme durch Adolf Schwab und zwei Enthaltungen mehrheitlich die Einführung einer Katzenschutzverordnung beschlossen. Damit, so der Tenor im Verlauf einer langen Diskussion, bestehe nun auch in Niedereschach eine rechtliche Grundlage, um gegen uneinsichtige Katzenhalter wirksam vorgehen zu können und freilaufenden Katzen großes Leid zu ersparen.

Zweck einer Katzenschutzverordnung sei der Schutz freilebender Katzen in Gebieten, in denen diese in hoher Anzahl auftreten und zum Beispiel infolge von Krankheiten und Unterernährung erhebliche Schmerzen erleiden. In welchem erbärmlichen Zustand mitunter freilaufende Katzen im Kreistierheim in Donaueschingen landen, verdeutlichten Bilder die die Leiterin des Kreistierheimes, Nadine Vögel, zeigte. Nicht wenige dieser Katzen sterben. Jene, die durchkommen, werden kastriert und geimpft und möglichst an zuverlässige Halter vermittelt. Eines machte Vögel, die zusammen mit Teresa Schwarzmaier, der Leiterin des Amtes für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt, anwesend war, deutlich: das Katzenproblem wird immer größer und die Kapazitäten des Kreistierheimes sind erschöpft. Vögel und Schwarzmaier: „Nur durch eine Katzenschutzverordnung kann der Katzenbestand langfristig kontrolliert und reduziert und damit auch die zuständige Gemeinde unterm Strich finanziell entlastet werden.“

Das Tierschutzgesetz ermächtigt eigentlich die Landesregierungen, durch Rechtsverordnung den unkontrollierten freien Auslauf fortpflanzungsfähiger Katzen zu beschränken oder zu verbieten, soweit dies zur Verhütung erheblicher Schmerzen, Leiden oder Schäden bei den freilebenden Katzen erforderlich ist. Durch eine Rechtsverordnung hat die Landesregierung von Baden-Württemberg diese Ermächtigung auf die Städte und Gemeinden übertragen. Dank der Verordnung könne man zudem viel schneller als bisher reagieren. Wenn eine Halterin oder ein Halter der aufgefundenen Katze nicht innerhalb von 48 Stunden identifiziert werden kann, kann die Gemeinde die Kennzeichnung, Registrierung und Kastration durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt vornehmen lassen und die Kosten, sollte der Halter später noch ermittelt werden, diesem auferlegen. Ohne Verordnung war dies bislang nicht möglich, da eine Katze rechtlich als Fundsache gilt, die dann mindestens sechs Monate betreut werden musste.

Die Gemeinderäte Adolf Schwab und Markus Dietrich befürchten in einer Zeit, in der überall von Bürokratieabbau die Rede sei, noch mehr, auch mit weiterem Personalbedarf einhergehender bürokratischer Aufwand. Und als völlig überzogen bezeichnete es Schwab, dass zur Ergreifung und Inobhutnahme der Katze das Betreten eines Privat- oder Betriebsgeländes zu dulden ist und die Eigentümer oder Pächter die Gemeinde oder deren Beauftragten bei einem Zugriff auf die Katze sogar unterstützen müssen.

Dietrich, der sich bei der Abstimmung enthielt, regte an, es anstelle einer Verordnung mit Appellen zu versuchen. „Die Katzenhalter, die die Probleme bereiten, sind mit Appellen nicht zu erreichen“, wussten Vögel und Schwarzmaier aus Erfahrung zu berichten. Und die Idee von Rüdiger Krachenfels, Katzen nach dem Vorbild bei den Hunden zu registrieren, hält Schwarzmaier für „fast nicht umsetzbar“.

Schabenhausens Ortsvorsteher Wilfried Greinus sieht vor allem Bauernhöfe als Hot-Spots an, da in deren Nähe immer wieder Katzen ausgesetzt würden. Er ist sich sicher, dass es vielen Katzenhaltern letztlich um die Kosten der Kastration gehe. Michael Asal ist ebenfalls überzeugt, dass Appelle nichts bringen und dass „ohne Strafen und härtere Gangart nichts geht“. Corina Link zeigte sich überzeugt, dass viele Betroffene für Appelle tatsächlich nicht empfänglich seien. Gerhard Rabus hinterfragte Erfahrungen mit der Verordnung aus anderen Gemeinden und Louis Weißer hinterfragte die Auswirkungen, wenn erst einmal alle Hauskatzen kastriert sind. Martin Ragg brach eine Lanze für das Tierheim. Er wisse aus dem Kreistag, was dort ehrenamtlich geleistet werde, gerade auch von Nadine Vögel, und warb um Zustimmung für die Katzenverordnung.