Kaum ist der Winter vorbei und man kann sich bei den frühlingshaften Temperaturen im Freien aufhalten, schon geht es wieder los mit dem Vandalismus in der Gesamtgemeinde. Eine ganz ominöse Geschichte hat sich jetzt in Kappel zugetragen. Die dortige Mariengrotte, am Ortsausgang in Richtung Obereschach gelegen, ist für viele Menschen aus der gesamten Region ein wichtiger Rückzugsort.

Das Herzstück der Lourdesgrotte, in der viele Gläubige der Gottesmutter ihren Dank und ihre Bitten vortragen, ist die dortige Madonna. Und die gibt es seit Freitag vergangener Woche nicht mehr. Lediglich ein paar Trümmer der Gipsstatue liegen noch verstreut auf dem Absatz unterhalb ihres einstigen Standortes in der Grotte.
Die Statue wurde von ihrem Standort etwa vier Meter tief über die Felsvorsprünge des dortigen Wasserfalls hinuntergestürzt und dabei komplett zerstört. Ein gewaltsamer Akt von Vandalismus, in dem Fall eher sogar schon von Blasphemie? Bernadette Ruf von den katholischen Frauen, die fast tagtäglich in der Elsenau vorbeischaut, kann es sich jedenfalls nicht vorstellen, dass die Statue von alleine heruntergefallen sein könnte. Schließlich stand sie innerhalb der Grotte, und davor standen zusätzlich noch zwei Blumenkübel und ziemlich massive Kerzenständer.
Madonna bereits einmal verunstaltet
Sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sich der Vorfall tagsüber ereignet haben könnte, dort seien schließlich eigentlich immer Spaziergänger und Besucher unterwegs. Und auch Nina Chrobok vom Pfarrgemeinderat hat sich zusammen mit zwei weiteren Zeuginnen vor Ort informiert, nachdem sie telefonisch über das Geschehen informiert worden war. Sie habe dann auch die Polizei informiert, die sich das ganze vor Ort angesehen und aufgenommen hat.
Fakt ist jedenfalls, dass die Elsenau eben ein öffentlich zugänglicher Platz sei. Und Bernadette Ruf erinnert auch daran, dass dieselbe Marienstatue bekanntlich im vergangenen Jahr schon von einem unbekannten Künstler farblich aufgefrischt worden sei. Wer und weshalb derjenige in die Grotte hinaufgeklettert und dies getan habe, das sei bis heute noch ungeklärt.
Auf jeden Fall könne auch sie es sich nicht vorstellen, dass die Statue, seit 80 Jahren in ihrer Grotte verharrend und sogar sämtlichen Stürmen wie Lothar und Sabine trotzend, plötzlich da runtergeplumpst sei. Auch Diakon Stefan Fornal kann sich nur vorstellen, dass die Statue entweder heruntergestoßen wurde oder heruntergefallen ist, weil sich jemand da oben zu schaffen machte. Und auch er könne sich des Verdachts nicht erwehren, dass vielleicht derjenige, der die Madonna im vergangenen Jahr farblich verschönert habe, da vielleicht erneut in Aktion getreten sei.
Auf Nachfrage des SÜDKURIER bestätigt Pressesprecher Jörg-Dieter Kluge vom Polizeipräsidium Konstanz inzwischen die Vandalismus-Theorie. Im Bericht zu dem Vorgang stünde, dass „Unbekannte vermutlich mit einem Stein gegen die Figur geworfen haben“. Die Schadenshöhe wird dort auf 1000 Euro beziffert. Die Wahrscheinlichkeit, die Täter zu finden, sei „eher gering“, so Kluge. Wenn nicht zufällig jemand etwas gesehen habe, dann seien solche Fälle meist nicht aufzuklären, sagt der Polizeisprecher.
Neu sind die Auswüchse von Vandalismus in der Mariengedenkstätte Elsenau jedenfalls nicht. Bereits im Juli 2018 wurde vermeldet, dass in der Wallfahrtsstätte Vandalen am Werk waren und dass Blumentöpfe durch unbekannten Täter beschädigt und Kerzen umhergeworfen wurden.
Bereits seit einiger Zeit war klar, dass die Madonna in der Grotte nicht ewig bleiben würde. Da sie seit gut 50 Jahren allen Witterungseinflüssen ausgesetzt und davon derart mitgenommen ist, wurde schon vor längerer Zeit beschlossen, dass eine Restauration nicht mehr möglich ist. Vor diesem Hintergrund hat das Gemeindeteam Kappel in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde beschlossen, eine neue Marienfigur anfertigen zu lassen. Dass die Madonna jedoch so ein jähes Ende finden würde, war wohl für keinen der Beteiligten vorstellbar.
Die Geschichte der Grotte
Als Lourdesgrotte werden Mariengrotten als Nachbildungen der Grotte von Massabielle bei Lourdes in Südfrankreich bezeichnet, die „Unsere liebe Frau von Lourdes„ darstellen. In dieser Grotte sah 1858 angeblich die heilige Bernadette die Muttergottes. Besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden solche Lourdesgrotten geweihten und in anderen katholischen Kirchen, auf Kirchhöfen oder als Flurdenkmal oder im Wald errichtet.
In der Elsenau in Kappel war es wohl das Jahr 1890. Lourdesgrotten stellen wichtige Objekte lokaler Wallfahrten dar. Kleinere, von Privatpersonen (vielfach in Eigenleistung) errichtete Lourdesgrotten entstanden häufig aufgrund privater Gelübde, oft in Verbindung mit einer Wallfahrt nach Lourdes und erfolgter Heilung von Krankheit, aber auch zum Dank für unbeschadete Heimkehr aus dem Krieg oder Rettung aus Gefahr.
Weitere Fälle
Auch der Bolzplatz hinter der Eschachhalle wurde kürzlich völlig zugemüllt und mit Scherben übersät vorgefunden. Und an so mancher etwas abseits gelegenen Ruhebank hinter dem „Betreuten Wohnen“ zeigen umherliegende Flaschen, dass auch dort so mancher Zeitgenosse nicht viel von der Benutzung der direkt daneben befindlichen Abfallbehälter hält, die von Mitarbeitern des Gemeindebauhofes regelmäßig geleert werden.
„Es ist einfach eine Schande, was sich da einige erlauben“, so der Kommentar von Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter Rüdiger Krachenfels, der sich sehr daran stört, dass sich hier langsam eine „Mentalität der Rücksichtslosigkeit“ ausbreitet, die ihm, wenn nicht irgendwann massiv dagegengehalten wird und die Verursacher nicht Konsequenzen zu spüren bekommen, große Sorgen macht. Sein Appell geht auch an die Eltern von Kindern und Jugendlichen, etwas genauer hinzuschauen, was diese in den Abendstunden so treiben. Dass aber auch viele Erwachsene nichts von Sauberkeit in einer intakten Natur halten, zeigte sich dieser Tage bei einer privaten Müll-Sammelaktion entlang der Landesstraße zwischen Niedereschach und Kappel. Dabei wurde säckeweise Müll eingesammelt, der wohl einfach aus vorbeifahrenden Autos herausgeworfen wurde. „Angesichts solcher Vorbilder braucht man sich nicht wundern, wenn es die junge Generation nachmacht“, ärgert sich Krachenfels.