Hier der Leserbrief von Susanne Discher in voller Länge:
Bevor ich mich in Schönwald niedergelassen habe, wurde mir vom Bürgermeister, Herr Wörpel, versprochen, dass mir im April 2020 neue Praxisräume im ehemaligen „Falken“ zur Verfügung gestellt würden. Er organisierte ein Treffen mit mir, ihm und Herrn Allgaier, dem Investor, der dabei versprach, dass ich eineinhalb Jahre Mietfreiheit in den neuen Räumen haben würde, dass der Quadratmeter 6,50 Euro kosten würde, dass die Räumlichkeiten voll möbliert sein sollten, dass ich mich dafür im Gegenzug bis 31. März 2025 an die Räume binden sollte.
Da ich mit null Patienten starten sollte, war das der Grund, warum ich mich in Schönwald niedergelassen habe. Die alten Räume waren laut Gesundheitsamt, insbesondere in Pandemiezeiten, nur noch vorübergehend oder nach umfangreichen Umbaumaßnahmen als Arztpraxis zu nutzen.
Zähes Ringen um Mietvertrag
Kurz nach meiner Zulassung als Ärztin für Schönwald zwang mich Herr Wörpel im Auftrag der Familie Fattler dennoch, einen Mietvertrag für die alten Räume bis Ende 2020 zu unterschreiben, aus dem man mich nur nach zähem Ringen wieder herausließ. Im letzten Jahr habe ich so gut wie nichts verdient, und Corona machte die Sache nicht besser. Wenn wieder einmal ein Hausarzt nach Schönwald kommt, gehen Sie, liebe Schönwälder zu ihm, bevor er verhungert ist!
Als die neuen Praxisräume endlich mit einiger Verspätung fertig wurden, wollte Herr Allgaier nicht eines seiner Versprechen halten. Der Bürgermeister, den ich um Hilfe angefleht habe, meinte er habe keinen Einfluss auf Herrn Allgaier. Gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung sagte er, es seien ja keine rechtsbindenden Versprechen gewesen. Herr Allgaier ließ nicht mehr mit sich reden, auch als ich auf Einrichtung, Mietfreiheit und 6,50 Euro verzichtet habe.
Ich habe jedes Vertrauen in Bürgermeister/Gemeinderat und Vermieter verloren und mich deshalb schweren Herzens entschlossen, irgendwo anders noch mal von vorn anzufangen, wo man meine Arbeit besser zu würdigen weiß. Obwohl ich dadurch erst mal völlig ruiniert bin und obwohl ich damit meine mir lieb gewordenen Patienten im Stich lassen musste. Letzteres tut auf jeden Fall am meisten weh.
Susanne Discher, Fachärztin für Allgemeinmedizin