Lediglich Läden mit Produkten für den täglichen Bedarf dürfen aktuell öffnen, alle weiteren Einzelhandelsgeschäfte müssen bis zum 31. Januar ihre Türen geschlossen halten. Viele befürchten inzwischen, dass die Einschränkungen länger anhalten.
Auch Michael Dold, Vorsitzender des Einzelhandels Schonach (EHS), geht davon aus, „dass es wohl nicht dabei bleibt“. Alle Signale stehen nach seiner Einschätzung nochmals auf Verlängerung. „Das belastet uns alle extrem. Aber Kopf hoch, wir müssen jetzt da durch, je schneller, desto besser“, schrieb er zum Wochenanfang in einer E-Mail an seine EHS-Kollegen.
- Erleichterung durch Abholservice: Dold hängte an seine Mitteilung auch einen Text des Handelsverbands Baden-Württemberg an. Er betrifft die neue Corona-Verordnung, die jüngst die Landesregierung verabschiedete. „Die wesentliche Besonderheit ist, dass seit Montag endlich wieder ein Abholservice möglich ist“, so Dold. Das bedeutet, dass geschlossene Einzelhandelsbetriebe neben Lieferdiensten auch Abholangebote anbieten können. Hierbei müssen feste Zeitfenster für die Abholung vereinbart, die Hygienekonzepte vor Ort eingehalten und Warteschlangen vermieden werden.
- Hoffen auf Bundespolitik: Wie der Handelsverband betont, hofft er noch immer, „dass die Bundespolitik, vor allem das Bundesfinanzministerium, den betroffenen Handel nicht im Stich lassen wird“. Darauf setzt auch Dold. Er wünschte allen EHS-Mitgliedern „noch eine gute Winterwoche mit Schnee“ und merkte an: „Es zerreißt einem das Herz bei diesen Verhältnissen, die Läden geschlossen halten zu müssen.“ Axel Kaltenbach von Zweisam Mode sagt: „Wir leiden natürlich alle unter der momentanen Situation. Aber wir laufen Gefahr, dass wir vergessen und nicht wichtig genug genommen werden, vor allem von den Entscheidungsträgern auf Regierungsebene.“ Er ergänzt: „Es gibt unter den Parlamentariern zwar einige, die die Situation des Handels erkannt haben, aber das hilft uns aktuell wenig.“ Die Läden seien seit dem 16. Dezember wieder komplett zu.
- Gleichbehandlung gefordert: Der EHS-Vorsitzende bat seine Kollegen um Unterstützung einer Aktion von Axel Kaltenbach. Der beteiligt sich an einer aktuellen, bundesweiten Aktion. Mit dieser versuchen Modehändler die Aufmerksamkeit der Politik für die Not des Einzelhandels zu erhalten. „Obwohl unsere gesamte Branche mit ihren hunderttausenden Mitarbeitern gerade gegen die Wand gefahren wird, musst du als Händler schon auf den Kopf stehen und mit den Ohren wackeln, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Kaltenbach und verweist auf ein Foto, das ihn im Handstand vor seiner geschlossenen Ladentür zeigt. Daneben hängt ein Plakat mit der Aufschrift „Wir machen auf __ merksam ab 11.1. um 11 Uhr.“ Die Initiatoren der Aktion sind ein guter Freund Kaltenbachs, der eine Werbeagentur in Aichach betreibt, und der Inhaber eines bekannte Modelabels. Sie fordern Gleichbehandlung mit der Gastronomie und die Wiedereröffnung des derzeit geschlossenen lokalen Einzelhandels oder alternativ angemessene Entschädigungen für die Verluste.
- Staatliche Hilfe fehlt: „Wir haben einen Bringservice angeboten, Mundschutzmasken produziert, betreiben einen Onlineshop und verkaufen sogar auch über Amazon“, zeigt Kaltenbach am Beispiel seines Geschäfts auf. Trotz allem könne davon letztendlich keiner leben. Es gebe für die Händler nur ein Minimum an Hilfen, mit dem man aber nur einen Teil der Fixkosten abgedeckt bekomme. Die Soforthilfe von 9000 Euro bei der ersten Lockdownphase im Frühjahr 2020 sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Seither sei nichts mehr geflossen. „Wir hängen total in der Luft und fühlen uns am Seil heruntergelassen“, betont der Einzelhändler. Alle Versprechen seien nicht eingehalten worden. Auch die angekündigten Corona-Hilfen seien nicht eingetroffen, so Kaltenbach.
- Leere Kassen: Seit dem Lockdown light fehle ihm ein sechsstelliger Betrag in der Kasse. Da habe auch der tolle Sommer zwischendurch aufgrund vieler Touristen, die coronabedingt im Schwarzwald ihren Urlaub verbrachten, nicht viel geholfen, weil die umsatzstärkste Zeit ab Ende März bis Anfang Mai weggefallen war. Er wisse von vielen anderen Kollegen, dass es ihnen genauso gehe, die Liquidität bald am Ende sei, so Kaltenbach. Dies auch aufgrund des Warenbestands. Denn weit vor dem zweiten Lockdown hätten die Modegeschäftsbetreiber die Frühjahrsware geordert. Die Lieferverträge könnten nun nicht mehr storniert werden.
- Kritik am pauschalen Vorgehen: Kaltenbach versteht nicht, weshalb man bei der Ladenschließung nach dem Gießkannenprinzip vorgehe und nicht wenigstens auf dem Land ohne große Menschenmengen die Läden mit funktionierenden Hygienekonzepten offen halte, damit diese auch überleben können. Um nicht missverstanden zu werden betont der Schonacher Unternehmer, dass er nichts davon halte, die Läden einfach wieder zu öffnen. Aber wenn man ihre Schließung von heute auf morgen einfach anordne, dann müsse auch etwas passieren, sprich für die Händler und ihre Mitarbeiter etwas getan werden.
Die Internetseite der Protestaktion der Modehändler: http://www.freundschaftsdienst.eu