Raumschaft Triberg Zehn Jahre lebt Luchs Wilhelm schon am Rohrhardsberg. Seit rund fünf Monaten hat er Besuch von vier unbekannten Luchsen in der Region. Wo wurden die Wildkatzen gesichtet? Stellen sie eine Gefahr für andere Tiere dar?
Wilhelm, der seit zehn Jahren fast schon eingebürgerte Luchs Schonachs, muss sich seit etwa acht Monaten das Leben in der Region mit anderen Luchsen teilen. Insgesamt drei weitere und unbekannte Wildkatzen wurden in der Region zwischen Rohrhardsberg und Feldberg gesichtet, bestätigt der Forst Hochschwarzwald in einer Pressemitteilung. Ob die Neuankömmlinge auch in anderen Orten der Region wildern können und ob sie eine Gefahr für die Tierwelt und Bevölkerung darstellen, erklärt Philipp Weiner, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Hochschwarzwald.
„Für Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn ist es kein Zufall, dass die Katzen die Region zwischen Rohrhardsberg und Feldberg ansteuern. Nirgendwo in Baden-Württemberg sind Wälder an so steilen Hängen und von Felsen durchzogen wie hier. Das macht die Waldwirtschaft schwierig, aber Luchse bevorzugen solch eine Landschaft“, steht in der Pressemitteilung. Es sei auffällig, dass sowohl die letzten Luchse vor ihrer Ausrottung im 19. Jahrhundert an Steilhängen im Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb beobachtet wurden als auch, dass die ersten Luchse der vergangenen Jahre immer wieder diese Felsgebiete ansteuern, heißt es weiter.
Dass nun aber gleich vier Tiere beobachtet wurden, überrascht selbst die Förster. Nach den ersten Beobachtungen auf Wildtierkameras hatte Hayn etwas Sorge, dass der seit rund zehn Jahren in der Region heimische Luchs Wilhelm vielleicht verschwunden sein könnte, verdrängt oder in einem Revierkampf getötet wurde. Aber der Senior konnte im Januar auf einer Aufnahme wieder bestätigt werden. Stattdessen sei sogar eines der neuen Raubtiere in den Nordschwarzwald weitergezogen, so die Experten.
Philipp Weiner, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Hochschwarzwald, bestätigt, dass zudem auch im Hexenloch beziehungsweise in Gütenbach ein Luchs gesichtet worden sei. In anderen Orten der Region, wie etwa St. Georgen, Furtwangen und Triberg, sei bislang noch keine der Wildkatzen auf den Wildkameras gesehen worden. Weiner erklärt jedoch, dass Luchse ein Aufenthaltsgebiet von etwa 100 Kilometern haben. Daher sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie schon mal auf der Gemarkung Triberg oder Schonach unterwegs waren.
Eine Gefahr stellen die Wildtiere nicht für die Bevölkerung dar, meint Weiner. „Luchse sind sehr scheu und man kriegt sie selten zu sehen, meist nur über die Wildtierkameras“, erklärt er. Auch für die Tierwelt und die Landwirtschaft sei es bislang zu keinen Problem gekommen. „Man muss bei der Gefahr für die Tieren unterscheiden. Sie können Schafe und Nutztiere reißen, das ist hier aber noch nicht vorgefallen – das könnte dann auch einen Konflikt mit den Landwirten bedeuten. Stattdessen ernähren sie sich hier eher von Rehen und Gänsen.“
Der König unter den Luchsen am Rohrhardsberg, Wilhelm, sei seit zehn Jahren da und habe noch nie ein Schaf oder eine Ziege gerissen. Er habe schließlich immer genügend Beute wie Rehe gefunden und somit nie die Notwendigkeit gehabt, eine Herde anzugreifen. Daher sei bei der Existenz der Wildkatzen in der Region nichts sonderlich zu befürchten. Abschließend sagt Weiner: „Die Rückkehr eines Tieres ist viel größer, wenn es keinen Schaden anrichtet. Man merkt ihn als Mensch also fast gar nicht.“