Sonntagabend, der Kühlschrank ist leer und Freunde kündigen einen spontanen Besuch an. Was tun? Die Idee: Schnell an den 24-Stunden-Shop fahren und ein paar Lebensmittel und Getränke besorgen. Mit diesem Szenario ist der Autor dieses Textes losgezogen. Mit der festen Absicht, die Gäste satt zu kriegen, aber ohne vorher zu wissen womit.
Seit einiger Zeit gibt es in St. Georgen einen 24-Stunden-Automaten-Kiosk. Er soll die fehlende Nahversorgung am Rupertsberg zumindest ein wenig kompensieren. Der SÜDKURIER hat getestet, ob man allein mit den dort erhältlichen Lebensmitteln ein vollwertiges Essen kochen kann.
Das kommt auf den Tisch
Es ist ein bisschen wie bei dieser Sonntagabend-Fernsehkochshow, bei der der dynamische Spitzenkoch aus drei Zutaten, die ihm vorher nicht bekannt sind, ein schnelles und bestenfalls schmackhaftes Gericht zaubern muss. Das wird dann anschließend von einer Jury bewertet. Immerhin stehen die Chancen gut: Der Autor ist ausgebildeter Koch, der allerdings nur noch privat den Kochlöffel schwingt.

Ein Blick in die insgesamt fünf Automaten des Shops schafft Erleichterung. Die Automaten sind gut bestückt. Nach einem groben Überblick steht die Einkaufsliste fest. Markennudeln, grünes Markenpesto und mit Speck ummantelte Bratwürstchen als Hauptspeise soll es geben. Und für die, die abends nichts Warmes essen wollen, gibt es Fleischsalat und verschiedene Sorten Dosenwurst von einer Metzgerei aus der Region sowie Aufbackbrötchen. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Nicht alles klappt reibungslos
Während der Speiseplan somit feststeht, gestaltet sich die Beschaffung als zeitintensiv. Geld einwerfen, Nummerncode eingeben, damit sich der Automat in Bewegung setzt und das gewünschte Produkt aus dem angewählten Schacht auswirft.
Das klappt zunächst ganz gut. Nudeln und Pesto werden umgehend in den Ausgabeschacht geworfen. Allerdings hat der Automat in Mathematik nicht aufgepasst. Das Rückgeld stimmt nicht, statt auf zehn Euro gibt er nur auf fünf Euro heraus. Na prima.
Bei den Aufbackbrötchen hat der Automat dann plötzlich gar keine Lust mehr, offenbar hat er sich an dem nicht ausgegebenen Rückgeld verschluckt. Er reagiert nicht mehr. Immerhin kommen die Münzen wieder raus. Schade, dann eben ohne Brötchen.
Geld und Würstchen sind weg
Beim nächsten Automaten läuft es zu Beginn ebenfalls prima. Der Fleischsalat gleitet in den Auswurfschacht, die Dosen mit Lyoner und Bierschinken ebenfalls. Doch dann passiert das Horrorszenario eines jeden Automaten: Die Packung mit den mit Speck ummantelten Würstchen verhaken sich in der Spirale, die die Produkte nach vorne schiebt. Schon wieder ist Geld weg, die Würstchen aber auch.

Nun ist guter Rat teuer. Wo gibt es jetzt Ersatz für die verhaltenen Würstchen, ohne in den Supermarkt zu laufen? Der Geistesblitz: Ein Hofladen im Groppertal hat ja auch rund um die Uhr geöffnet. Nach einer knappen halben Stunde Hin- und Rückweg und einem einwandfrei funktionierenden Automaten, der leckere frische Bratwürste ausspuckt, kann das Abendessen gerade noch rechtzeitig zubereitet werden.
Für Getränke reicht das Geld nicht mehr
Würstchen anbraten, Nudeln kochen, in Pesto schwenken, das Vesper auf einem Holzbrett drapieren und mit Radieschen und Tomaten garnieren. Da das Kleingeld beim Automatenkauf zuletzt allerdings knapp wurde, wurden die Getränke und das Brot aus dem Privatbestand des Testkochs zur Verfügung gestellt.

Dann klingeln auch schon die zum Automatentestessen geladenen Gäste Sonja und Norbert Schmitt, liebe Freunde aus der Nachbarschaft. Sie wissen gutes Essen zu schätzen und dürfen als Testesser herhalten.

Fazit: „Kann man durchaus so essen“
Was sagen die geladenen Gäste? Wie schmeckt das Essen rein mit Zutaten aus dem Automaten? „Es ist gut, kann man durchaus so essen“, befinden die beiden wohlwollend. Und anerkennend, dass dieses Mal nicht die ganz große Meisterleistung aus der Küche aufgetischt wurde.

Am Ende bleiben die Teller und Mägen nicht leer, wenn auch nicht ganz ohne Hindernisse. Das Fazit? Man braucht Geduld, Kreativität – und ausreichend Bargeld. Übrigens bekam der Autor das zu viel bezahlte Geld aus dem Automaten wieder rückerstattet. Das Reklamationsmanagement des Shopbetreibers wurde somit gleich mitgetestet und hat reibungslos funktioniert.